Das Schiff im Dunkeln

Paris 1940 kurz vor dem Einmarsch der Deutschen: Über 185 kg schweres Wasser, alle in Norwegen verfügbaren Bestände, lagerten in einem Pariser Institut. Der Direktor, Professor für Kernphysik, sucht Unterstützung, damit diese Bestände noch rechtzeitig vor einer evtl. deutschen Besatzung außer Landes gebracht werden. Aber die zuständigen Stellen haben ihre eigenen Probleme. Die Deutschen haben längst davon Wind bekommen und einen Verräter gefunden. Ein lebensgefährlicher Wettlauf beginnt: Der Vormarsch der Deutschen und die Versuche ihrer Handlanger, das schwere Wasser in Paris zu belassen und andererseits der Kampf einiger... alles anzeigen expand_more

Paris 1940 kurz vor dem Einmarsch der Deutschen: Über 185 kg schweres Wasser, alle in Norwegen verfügbaren Bestände, lagerten in einem Pariser Institut. Der Direktor, Professor für Kernphysik, sucht Unterstützung, damit diese Bestände noch rechtzeitig vor einer evtl. deutschen Besatzung außer Landes gebracht werden. Aber die zuständigen Stellen haben ihre eigenen Probleme. Die Deutschen haben längst davon Wind bekommen und einen Verräter gefunden. Ein lebensgefährlicher Wettlauf beginnt: Der Vormarsch der Deutschen und die Versuche ihrer Handlanger, das schwere Wasser in Paris zu belassen und andererseits der Kampf einiger aufrechter Franzosen gegen Bürokratismus, Gleichgültigkeit und Egoismus, um die Kanister mit dem kriegswichtigen schweren Wasser rechtzeitig nach Großbritannien zu bringen.



Geneviève verließ das Haus zeitig genug, um einen langen Umweg nach Montparnasse machen zu können. Sie fuhr mit der Metro kreuz und quer, bis sie ganz sicher war, jeden möglichen Verfolger abgeschüttelt zu haben. René erwartete sie schon. Sie suchten ein bescheidenes Restaurant auf, in dem es sich ungestört sprechen ließ. René war angenehm überrascht von der Wendung, die die Dinge genommen hatten. Larrier war entlarvt. Wenn es nur um ihn ginge, könnte man zufassen. Das aber würde die Kreaturen des Herrn Otto Abetz nicht abhalten, nach dem schweren Wasser zu jagen. Es war besser, wenn sie es in den Händen eines ihrer schmutzigen Helfershelfer wähnten; das würde dem wirklichen Transport endgültig den Rücken freihalten. Eine andere Sache war der Beschluss dieses Piétri, Geneviève mit auf die Reise zu schicken. Würde das Mädchen den Fährnissen gewachsen sein? Eindringlich stellte er Geneviève vor, was ihr widerfahren könnte. Sie zuckte mit den Schultern und meinte, Paris werde in den nächsten Tagen auch nicht gefahrlos sein. Dann fragte sie, ob man unter besonderen Umständen O’Connor einweihen könnte. René antwortete, das sei nur in der allerhöchsten Not statthaft; die Ehre der französischen Wissenschaft stehe auf dem Spiel. Man würde in englischen Kollegenkreisen recht die Nase rümpfen, erführe man von einem französischen Wissenschaftler, der zum Agenten der Deutschen geworden war, um so mehr als Larrier lange Zeit im britischen Parallelinstitut gearbeitet hatte. Natürlich müsse man eher diese Schmach auf sich nehmen, als das schwere Wasser in deutsche Hände fallen zu lassen. Das sei die Richtschnur für Geneviève, alle anderen Fragen müsse sie nach eigenem Gutdünken entscheiden. Das werde viel Mut und Umsicht erfordern.

Geneviève nickte nur.

René seufzte tief auf. Jetzt musste er dieser Frau ganz vertrauen und alle Karten auf den Tisch legen. Einer Frau, von der er fast nichts wusste und die er unter den bedenklichsten Umständen kennengelernt hatte. Aber es blieb ihm keine andere Möglichkeit.

Er erzählte ihr von Èmile, dessen Zimmerleuten und von dem Floß. Stockend berichtete er dann von dem Apparat, den er mit O’Connor gebaut hatte. Dieser Kasten sollte Duchin mitgegeben werden, damit er ihn in höchster Not dazu benutzen könnte, das schwere Wasser zu vernichten. Nachdem die Aufmerksamkeit der Faschisten nun so günstig abgelenkt worden war, dürfte eine solche Gefahr nicht mehr bestehen. So kam René der Gedanke, diese gefährliche Maschine dem Mädchen mitzugeben. Sie könnte damit in gewissen Situationen ganz entscheidend eingreifen. Gab es dafür keinen Anlass, umso besser.

Geneviève konnte einen leichten Schreck nicht verbergen, als ihr Bonnard die Handhabung des Koffers erklärte. Dennoch entschloss sie sich, den Apparat mitzunehmen. Sie verließen das Lokal, Geneviève wartete einige Straßen weiter in einem Café. René fuhr mit der Taxe ins Institut, um den Koffer zu holen.

Für die Frau wurde es danach höchste Zeit, nach Hause zu fahren, um sich auf die Reise vorzubereiten. René drückte ihr beim Abschied fest die Hand. „Ich werde Lucien Duchin sagen, dass Geneviève Michaud eine tapfere Frau, eine treue Tochter Frankreichs und ein guter Mensch ist.“

In diesem Moment fiel Geneviève der Scheck ein. Sie hatte ihn schon kurz erwähnt.

„Der Scheck gehört Ihnen, Mademoiselle“, sagte René.

Geneviève sah ihn unwillig an. „Nehmen Sie ihn“, stieß sie heftig hervor.

René steckte das wertvolle Papier ein. Geld würden sie in der nächsten Zeit gebrauchen können, außerdem war auf der Bank vielleicht etwas über die Kontoinhaber zu erfahren.



Am 21.10.1911 in Leipzig geboren, Besuch der Mittelschule, Lehre als Buchhändler.

1929 Mitglied des KJVD, 1930 KPD-Mitglied. 1934 wurde er wegen der Teilnahme am antifaschistischen Widerstandskampf verhaftet und blieb bis 1938 im Zuchthaus Waldheim, danach bis 1940 KZ Buchenwald. 1942 kam er ins Strafbataillon 999. U. a. war er auf Korfu stationiert und arbeitete als Funker in Karousades. Dort half er griechischen Partisanen und warnte die Juden vor der Deportation. Er konnte der Erschießung entgehen, setzte sich in Sarajevo von der Truppe ab und kehrte über Österreich nach Leipzig zurück.

Er beteiligte sich am Aufbau der Jugendausschüsse und der FDJ und wurde 1946 SED-Mitglied. Er hatte wechselnde Tätigkeiten: Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, Regierungsrat in Sachsen, Hauptdirektor der VESTA (Vereinigung Volkseigener Stahlwerke), Werkleiter im VEB Guss Köthen, Leiter des Aufbaustabes des Kombinats Schwarze Pumpe, Personalchef im Konstruktions- und Ingenieurbüro Leipzig.

Von 1955 bis 1957 absolvierte er ein Fernstudium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ und war seit 1958 freischaffender Schriftsteller.

Grabner wurde mehrmals mit Parteistrafen belegt, seit 1961 vom MfS überwacht und erhielt nach dem 11. Plenum 1965 ein vorübergehendes Berufsverbot.

Er war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Sigrid Grabner verheiratet.

Er starb am 3. April 1976 in Werder.

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