Schmetterlinge

Schmetterlinge sind für uns meist nur die bunten Tagpfauenaugen, die gelben Zitronenfalter, die hellen Weißlinge oder andere farbschöne Tagfalter im Sonnenschein. Eine Motte aber will schon nicht mehr so recht in unsere Bildvorstellung von Schmetterlingen passen. Noch weniger wollen wir an Falter glauben, wenn sich am Abend oder in der Nacht dick bepelzte und behaarte Fluginsekten vor der Fensterscheibe versammeln und im hellen Licht um die Straßenlaternen kreisen. Doch viele dieser seltsam anmutenden fliegenden »Geister der Nacht« gehören auch in die große Ordnung der Schmetterlinge. Wir brauchen nur genau zu beobachten, dann merken wir... alles anzeigen expand_more

Schmetterlinge sind für uns meist nur die bunten Tagpfauenaugen, die gelben Zitronenfalter, die hellen Weißlinge oder andere farbschöne Tagfalter im Sonnenschein. Eine Motte aber will schon nicht mehr so recht in unsere Bildvorstellung von Schmetterlingen passen. Noch weniger wollen wir an Falter glauben, wenn sich am Abend oder in der Nacht dick bepelzte und behaarte Fluginsekten vor der Fensterscheibe versammeln und im hellen Licht um die Straßenlaternen kreisen. Doch viele dieser seltsam anmutenden fliegenden »Geister der Nacht« gehören auch in die große Ordnung der Schmetterlinge. Wir brauchen nur genau zu beobachten, dann merken wir bald, dass sie gemeinsame Merkmale haben, die sie deutlich von anderen Insekten unterscheiden.

Die zweitgrößte Ordnung des Tierreiches bilden die Schmetterlinge mit schätzungsweise 150 000 Arten. In dieser nahezu unüberschaubaren Fülle gibt es Riesen mit einer Flügelspannweite von 30 Zentimetern, wie die südamerikanische Graue Rieseneule. Sie ähnelt im Flug einer Fledermaus. Winzlinge, zum Beispiel unsere heimischen Zwergmotten, dagegen breiten ihre feinen Flügel nur ein paar Millimeter weit aus.

Wir kennen aber auch flügellose Schmetterlinge, beispielsweise die Weibchen der Sackspinner und des Frostspanners. Andererseits gibt es Wanderfalter mit erstaunlichen Flugleistungen. Der Monarch, ein Tagfalter des amerikanischen Kontinents, fliegt im Herbst wie ein Zugvogel von Kanada bis nach Mexiko. Hervorragende Flieger sind auch die Schmetterlinge aus der Familie der Schwärmer. Schmale Flügel tragen ihre dicken, spindelförmigen Leiber schneller durch die Nacht, als Autos innerhalb von Ortschaften fahren dürfen! Sie erreichen Fluggeschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometern in der Stunde. Der Totenkopfschwärmer wandert vom Mittelmeergebiet bis nach England.

Falter leben rund um die Erde bis zu den arktischen und antarktischen Regionen. Die meisten Arten sind in den Tropen und in den Subtropen zu Hause. Dort gibt es die schönsten und größten Schmetterlinge. Aber auch in Mitteleuropa sind mehr als 3 000 verschiedene Falterarten anzutreffen. Manche können mit ihren Verwandten aus den warmen Ländern an Schönheit wetteifern, wie Schillerfalter, Bären und Ordensbänder. Es wäre jedoch falsch, Schmetterlinge allein nach ihrer Schönheit zu beurteilen. Viel interessanter ist ihr Leben. Davon will dieses Buch einiges berichten.



Ein kleines Vorwort

Schuppen auf den Flügeln

Saugspezialisten mit Rollrüssel

Empfindlich für Farbe, Duft und Ultraschall

Falterleben beginnt im Ei

Fressen und Wachsen — das Leben der Raupen

Tarnen und Warnen

Raupen fahren aus der Haut

Die große Verwandlung - Puppenwiegen und Falterschlupf

Falter zu allen Jahreszeiten

Lockdüfte und Flugspiele

Wir und die Schmetterlinge



Bei der Wahrnehmung ihrer Umwelt spielen jedoch andere Sinnesorgane eine noch größere Rolle als die Augen. Alle Signale, die die Schmetterlinge empfangen, müssen im »Faltergehirn« verarbeitet werden. Es umschließt in der Kopfkapsel den Vorderdarm und setzt sich dann in einer Kette paariger Bauchganglien als Nervensystem mit dem Bauschema einer Strickleiter bis in den Hinterleib fort.

Das scheinbar einfache, in Wirklichkeit jedoch sehr empfindliche Nervensystem verarbeitet nicht nur die Reize der Lichtwellen, die von den Komplexaugen aufgenommen werden, sondern auch Töne und vor allem sehr viele unterschiedliche Düfte. Falter richten sich sehr nach chemischen, das heißt nach duftenden Reizen. Dafür haben sie besonders empfindliche Sinnesorgane. Das sind ihre Fühler - ihre Antennen: Schmetterlinge nutzen sie nicht zum Tasten und Fühlen, sondern grob gesagt, sind sie die »Nasen« der Schuppenflügler.

Schmetterlingsantennen gibt es in höchst unterschiedlicher Art. Sie sind fadendünn, borstenartig, gesägt oder klöppelförmig. Andere sehen spindelförmig, gekämmt oder gefiedert aus. Neben anderen Kennzeichen kann auch die Gestalt der Fühler schon einiges darüber aussagen, zu welcher Schmetterlingsfamilie ein Falter gehört. Dicke und kantige Antennen haben die Schwärmer. Die Männchen vieler Spanner-Arten tragen kammförmige Fühler, und unsere farbschönen Tagschmetterlinge werden nach der Gestalt ihrer Antennen auch »Keulenhörner« genannt. Ihre Fühler sind fein und dünn und dennoch sehr fest. Sie enden in einem Klöppel oder einer flachen Scheibe, sehen also einer Keule recht ähnlich.

Falterweibchen tragen gewöhnlich einfachere Antennen als ihre Männchen. Dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung. Die männlichen Schmetterlinge reagieren auf Duftstoffe, die von den Weibchen am Hinterleib abgesondert werden. Diesem Duft folgen die Männchen und finden die Weibchen, um sich mit ihnen zu paaren.

Die kammförmigen Antennen eines Spanner-Männchens erscheinen schon unserem bloßen Auge sehr fein und empfindlich. Aber erst die starke Vergrößerung eines Mikroskops macht uns deutlich, dass jede einzelne »Zinke« solch eines »Kammes« noch mit einer Unmenge winzig kleiner haarartiger Sinnesorgane besetzt ist. Das Antennenpaar eines Nachtschmetterlings kann mehr als 100 000 dieser Sinneszellen tragen. Hinzu kommen noch 500 bis 1000 Riechgruben mit Sinneskegeln, die ebenfalls auf Duftstoffe ansprechen. Mit einer solchen Vielzahl empfindlichster Duftempfänger können die Männchen chemische Lockstoffe von Weibchen der eigenen Art auf große Entfernungen wahrnehmen und ihnen entgegenfliegen. Versuche ergaben, dass unsere heimischen Goldafter-Männchen auf Duftreize von Weibchen reagierten, die mehr als 3 Kilometer entfernt waren. Männliche Seidenspinner folgten dem Duftstoff ihrer Weibchen sogar über 10 Kilometer. Dabei waren nur so wenige Teilchen dieses Duftstoffes in der Luft enthalten, als würden 100 Liter davon in den Wassermassen aller Ozeane unserer Erde verdünnt sein!

Falter haben jedoch nicht nur erstaunliche Empfänger für chemische Duftreize. Sie können auch Ultraschall wahrnehmen. Dabei haben einige Arten aus dieser Fähigkeit sogar ein besonderes Abwehrsystem gegen die sie jagenden Fledermäuse entwickelt.

Fledermäuse finden sich in der Dunkelheit mithilfe ihrer Schreie und des zurückklingenden Echos zurecht. Ultraschall können Menschenohren nicht wahrnehmen. Die Fledermäuse aber steuern ihren Flug nach dem Echo der Schallwellen. So orten sie auch fliegende Beute, zu denen die Nachtschmetterlinge gehören. Einige Nachtschmetterlinge sind jedoch in der Lage, Fledermausschreie zu »hören«.

Die Nachtfalter tragen keine Ohren am Kopf. Ihre »Ohren« sind kleine Gruben in den Seiten der Brustringe oder des Hinterleibs. Von außen sind sie mit einem feinen, behaarten Häutchen überspannt, und im Inneren dieser Gruben vibriert ein zweites Trommelfell. Zwischen den beiden Häutchen sitzt ein empfindlicher winziger Stift, der mit Nervensträngen verbunden ist. Mit diesen »Falterohren« empfangen die Nachtschmetterlinge die Peiltöne ihrer Jäger. Aus Versuchen wissen wir, dass beispielsweise die Ordensbänder - das sind große Nachtfalter mit farbigen Hinterflügeln - Fledermausschreie bereits aus einer Entfernung von 30 Metern wahrnehmen können. Sie lassen sich dann aus dem Flug zu Boden fallen oder fliegen im Zickzack davon. Das ist ein großer Vorteil für sie, denn die Fledermäuse können ihre Beute erst auf eine Entfernung von 4 Metern genau orten.



Geboren 1936 in Herzberg am Harz, ist ein deutscher Autor und Fotograf

Aus seinem Geburtsort zog seine Mutter mit ihm in ein winziges Holzhaus am Rande der Lüneburger Heide, als er 13 Jahre alt war. Mit 16 Jahren wurde er Waise. In Mainz war er mehrere Jahre Volontär einer naturwissenschaftlichen Jugendzeitschrift. Als die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland akut wurde, übersiedelte er 1955 in die DDR. Er war in Schwerin etliche Jahre als freier Bildreporter tätig. Auch wurde er für acht Jahre Betonfacharbeiter und nutzte seine Freizeit, um Material für seine ersten Bücher zu erarbeiten. Ab 1967 freiberuflich als Autor und Fotograf tätig. Er wohnte zwei Dutzend Jahre in einem 17-Seelen-Dorf zwischen Wismar und Schwerin in der Naturlandschaft Mecklenburgs am Dambecker See. Heute lebt Wolf Spillner in Ludwigslust.

Spillner arbeitete zunächst als Journalist. Später betrieb er ornithologische Studien und galt als einer der profiliertesten Naturfotografen der DDR. Dabei widmete er sich insbesondere der Beobachtung des Sozialverhaltens koloniebrütender Vögel. Beeinflusst von Werner Lindemann wurde er Mitte der 1970er Jahre zum Autor von Kinder- und Jugendbüchern, von denen einige auch verfilmt wurden. Sein bekanntestes Buch Taube Klara wurde in 8 Sprachen übersetzt und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seit einigen Jahren hat er sich der digitalen Fotografie zugewandt, sowie per Fahrrad und Kajak Nordamerika, Nordskandinavien, Neuseeland und Jakutien bereist.

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