Herby

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Luke lebt gemeinsam mit seiner alkoholkranken Mutter im Norden der Stadt Detroit. Er ist ein gewöhnlicher neunjähriger Junge, dessen Leben sich eigentlich nicht von demjenigen vieler anderer Kinder unterscheidet, wäre da nicht jener unheimliche Freund aus dem Internet, den Luke Herby nennt und der ihm jeden Wunsch erfüllt. Herby ist eine Künstliche Intelligenz, die im Netz der digitalen Welt lebt, deren Herkunft aber unklar bleibt. Die KI bemüht sich Luke zu helfen und sein Leben zu verbessern, doch handelt sie auch sehr impulsiv und schreckt vor drastischen Maßnahmen nicht zurück, um Luke zu beschützen. Das kann auf Dauer nicht gut... alles anzeigen expand_more

Luke lebt gemeinsam mit seiner alkoholkranken Mutter im Norden der Stadt Detroit.

Er ist ein gewöhnlicher neunjähriger Junge, dessen Leben sich eigentlich nicht von demjenigen vieler anderer Kinder unterscheidet, wäre da nicht jener unheimliche Freund aus dem Internet, den Luke Herby nennt und der ihm jeden Wunsch erfüllt.

Herby ist eine Künstliche Intelligenz, die im Netz der digitalen Welt lebt, deren Herkunft aber unklar bleibt. Die KI bemüht sich Luke zu helfen und sein Leben zu verbessern, doch handelt sie auch sehr impulsiv und schreckt vor drastischen Maßnahmen nicht zurück, um Luke zu beschützen.

Das kann auf Dauer nicht gut gehen und schließlich kommt es zur Katastrophe . . .



Am nächsten Tag klingelte wie jeden morgen um sieben Uhr der Wecker.

Den Tag zuvor hatte Luke fast ausschließlich auf dem Zimmer verbracht. Nur zum Essen war er kurz in die Küche gegangen, dabei hatte er versucht seine Mutter, die auf dem Sofa lag, möglichst nicht anzusehen. Sie hatte auch keine Regung gezeigt, sie lag einfach nur da, bewegungslos, halb schlafend, halb wach.

Jetzt aber saß sie am Küchentisch, mit frisch aufgetragenem Make - Up, doch ihre Augen waren gerötet und Luke konnte noch durch den Raum den Alkohol riechen.

Sie schob ihm eine Schüssel mit Cornflakes zu.

Luke setzte sich und hielt sich die Hand über den Bauch.

"Es tut so weh, Mum, ich kann nichts essen, ich kann nicht in die Schule heute," sagte er wehleidig.

Seine Mutter erwiderte zunächst nichts. Schließlich stand sie auf, stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn streng an. In dem Maß, in dem sie sich aufbaute, schien Luke kleiner zu werden und zu schrumpfen. Dann griff sie in einer langen Bewegung über den Tisch und streichelte über seinen Arm. Es wirkte als müsste sie etwas von ihm abwischen, ihn vom Dreck befreien.

Sie sagte in fürsorglichem Ton: "Iss doch einen Schokoriegel, der tut dir doch immer gut."

"Diesmal nicht Mum, heute ist es echt schlimm, da klappt das nicht mit dem Schokoriegel."

"Luke, ich habe dir doch schon oft gesagt, dass ich nicht immer zu Hause bleiben kann wegen dir, um auf dich aufzupassen. Ich brauch meinen Job, sonst kommen wir nicht über die Runden.

Oder willst du, dass wir auf der Straße landen. Du weißt was wir von deinem Vater zu erwarten haben. Nichts. Wenn ich nicht mehr arbeiten gehe, sieht es schlecht aus für uns. Also reiß dich bitte zusammen."

"Ich kann doch allein zu Hause bleiben," entgegnete Luke, während er sich noch stärker zusammenkrümmte.

Seine Mutter lief um den Tisch und kniete sich vor ihm auf den Boden. "Ich kann dich nicht den ganzen Tag alleine zu Hause lassen. Du bist einfach nicht alt genug dafür. Du weißt, dass ich alles opfern würde für dich. Ich würde dich niemals wie dein Vater im Stich lassen. Ich tue alles was in meiner Macht steht, um für dich zu sorgen, damit es dir gut geht. Aber dafür kannst du mir," - und diese Worte zischte sie zwischen den Zähnen hervor- " zumindest ein kleines bisschen helfen und in die Schule gehen. Bist du so lieb?"

Ihr Gesicht war jetzt so nah an seinem, dass der Geruch von Vodka ihm Übelkeit bereitete.

"Ok mum," sagte er schließlich, "ich schaff das schon, ich geh zur Schule."

Sie stand auf, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte sich zurück auf ihren Platz, um ihr Frühstück zu beenden.



Kapitel II



Luke wurde von seiner Mutter zur nächsten Busstation gebracht. Zu einer der eher wenigen die in Detroit überhaupt noch angefahren wurden. Seitdem die Bevölkerung der Stadt durch Abwanderung um die Hälfte geschrumpft ist, wurden auch die Mittel für den öffentlichen Verkehr entsprechend gekürzt. Die Stadt musste sparen. Doch war das Stadtgebiet über eine so große Fläche verteilt, dass die Entfernungen zu Fuß nicht zu bewältigen waren. Selbst mit dem Auto waren die Entfernungen teilweise noch enorm.

Die Straßen waren die Lebensadern der Stadt, die ihren ehemaligen Reichtum den Autofabriken verdankte. Doch mit den schwindenden Bussen verlor die Stadt ihren Lebensimpuls. Wer sich kein Auto leisten konnte hatte Schwierigkeiten einen passenden Job zu finden, der noch einigermaßen in Reichweite war.

Luke hatte Glück. Die Bushaltestelle, an der er ausstieg, lag zu Fuß etwa 10 Minuten von seiner Schule entfernt.

Die lange breite Straße, die er überqueren musste, war gesäumt von verlassenen Häusern mit zugenagelten Fenstern. Rostige Schilder standen in verwitterten Vorgärten, welche die Grundstücke zum Verkauf anboten.

Die Straße wirkte leer, so wie immer. Nur hier und dort bewegte sich gelegentlich ein Schatten zwischen den Gebäuden. Schatten, die eher mit den Gebäuden zu verschmelzen schienen, als dass man sie für eigenständige, lebendige Wesen hielt. Einer der Schatten heftete sich dennoch an seine Fersen.

Luke überquerte gerade die Straße, um den kurzen Weg durch den Park zu nehmen.

In der rechten Hand hielt er sein neues I - Phone, das er kürzlich bei einem Preisausschreiben gewonnen hatte. Von hinten nährte sich ein 15-jähriger Junge, der eigentlich Jason hieß, sich selbst aber nur "silentpaw" oder "SP" nannte.

"Hey Kleiner, schickes Telefon," rief SP, während er langsam aufschloss. Er trat Luke von hinten gegen die Wade, so dass er ins Straucheln geriet.

Luke versuchte davon zu laufen. Er rannte an einem kleinen Pavillon vorbei, der vor einigen Jahren seitlich des Weges aufgestellt worden war, um dem Park ein Zentrum zu geben. Jetzt war er allerdings mit Graffiti übersprüht und völlig verwittert. Unmittelbar davor befand sich ein kleines Gewässer, das völlig veralgt war und in dem Plastiktüten und Getränkedosen schwammen. Luke schrie mit heller Stimme nach Hilfe, aber es war niemand da, der ihn hören könnte. SP packte ihn an der Schulter und versetze ihm einen Faustschlag ins Gesicht, so dass die Lippe aufplatzte und ein Blutschwall aus seiner Nase schoss. Mit einem schnellen Griff verdrehte er Luke das Handgelenk und entwand ihm das Mobiltelefon. SP wollte einfach weitergehen, doch Luke stürzte sich von hinten auf ihn, um ihn zu packen und das Telefon zurückzuholen. In einer Bewegung, die er lange geübt hatte, wirbelte DP um die Achse, packte Luke mit beiden Händen am Hals, während er sein rechtes Knie nach oben zog und es ihm in die Rippen rammte. Luke spürte wie die Luft aus seinen Lungen entwich und ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb.

Er verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts in das schlammige Gewässer.

SP wurde nervös. Eine Gruppe von Schülern mit grünen Rucksäcken nährte sich von der anderen Seite des Parks und hatte den Kampf beobachtet. SP rannte so schnell er konnte zwischen den Bäumen davon. Hinter sich hörte er Lukes schrille Rufe. Er konnte es nicht mehr genau verstehen, aber es war etwas wie: "er wird dich finden und bestrafen.."



Phillip Förster, geboren in Fürth, hat in Würzburg und Frankfurt am Main Philosophie und Pädagogik studiert. Er schreibt seit seinem 12. Lebensjahr, hat sich im Laufe des Studiums aber eher der Fachliteratur und in Frankfurt der "Kritischen Theorie" zugewandt. Dabei ist er der Frage nach der guten Erziehung und den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen nachgegangen.

Heute lebt er mit seinem Sohn und seiner Tochter in der Nähe von Nürnberg. "Herby - Eine ungewöhnliche Freundschaft -" ist seine erste Veröffentlichung.

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