2/3-Dummheit

Hier - ein weiteres Diarium besonderer Art: die 5. Aphorismen-Sammlung des Autors. Außer laufendem, immer wieder überraschendem Alltags-Frust und Sonntags-Glück haben diesmal (zwischen April 2002 bis Mai 2003) mitgewirkt: ein Schul-Massaker in nächster (Erfurter) Nähe, überregionaler Wahlkampf/krampf, entlarvende Kriegs-Treiberei und der Auftritt von Gegenkräften, der ermutigen könnte – kurz: möglicherweise Historisches, das auch mit Ulk und Nonsens auszubalancieren war.



Nicht Atomkraft, nicht Wasser

noch Wind? – Dann wohl Klug-

Scheißer verheizen?



Kein „rauchender Colt“, doch

rauchende Köpfe; sonst rauchen

bald Trümmer.



Statt Presse-Freiheit

Fresse-Freiheit –

speziell fürs eigene

Schand-Maul.



An Super-Mächten ist meist

alles super, sogar die

Beschränktheit.



Hoffentlich wird nicht bei diesem

„Busch“-Kriegs-Geschrei

UNO zum Un-wort!



Sein Schinken-Gesicht ist, da

nicht geräuchert, partout

un-genießbar.



Zu Hoffnung neigt, wer ´nem

chronischen Lügner mal zu

glauben erwägt.



Noch kein heißer Krieg, aber

schon heiser gekläfft – die

Treiber-Meute.



Derzeit bestätigt sich grell, was

vormals plumpe

Karikatur schien.



Was dich aufgescheucht aus

Abend-Schlummer,

ist kein Herbst-

Mücken-Gesums.



Sie verklagen Gott-Vater, weil

der sie derart dick und

doof gemacht.



Kommt morgen früh als

Geist, Gespenst, Vampir –

und bringt Süßig-

keiten mit.



Anfällig bist auch du, erlebt

deinesgleichen mal

Anti-Wahnsinn.



Horch in dich! – Regt sich in dir

Familio-Loco-

Regionalismus?



Schutz gegen Nazio-nalismus

durch den Impfstoff

Europäismo?



„Kopf“-Noten, obwohl´s

mehr um Sitzfleisch und

Schnatter-Kontroll-

Training geht.



Scharf auf die Schule, gibt´s doch

´nen Wandertag und vielleicht

hitze-frei.



Krank daheim bleiben? –

Ausgerechnet, wenn´s Spaghetti

mit Ketchup gibt?



Ja, damals, als auch all-

hier noch manches lief –

flott „wie ein West-

Moped“!



Die eine auf ´nen Madonnen-

Altar, mit andern ins

Lotter-Bett!



Nicht macht-geil sein, doch

auch nicht prophylaktisch sich

selber kastrieren!



Verzicht kennt allenfalls ´ne

melancholisch-kalte

Winter-Sonne.



Auch als Paulus blieb Wende-

Hals Saulus ein peinlicher

Eiferer.



Ein groß-kotziger

Koloß – nun ja;

aber ein mickriger Groß-

Kotz …



Sie geh´n, seit sie frei sind,

souverän auf den Strich für den

Big Brother.



Meinen Groll portionieren – oder

aufs Haupt-Übel

konzentrieren?



Ick bin Ick-AG. – Tu´ auf´m

Schulhof verkoofen – Schrippen

unn´ allents.



Sieh, wer geschmäht wird, hör´,

was er/sie sagt, was

durch-rutscht, nutz´

deinen Grips!



Dietmar Beetz: geb. 1939 in Neustadt am Rennsteig. Studium der Medizin, Ausbildung zum Hautarzt und Spezialisierung für Betriebsmedizin. 1965/66 Schiffsarzt, 1973 als Arzt in Guinea-Bissau. Wohnt in Erfurt und arbeitet bis zur Stunde als Arzt.



Veröffentlichungen: Kinder- und Jugendbücher, Kriminal- und Abenteuerromane, Hörspiele, Aphorismen- und Gedichtbände. Seit 1971 bislang 70 Buchtitel – teils in hoher Auflage. In Vorbereitung drei Bände einer Vermächtnis-Dokumentation mit dem Titel „Scripte-Friedhof …“ und weitere Sprüche-Bändchen.



Zum aphoristischen Werk sei verwiesen auf Mieder, Wolfgang:„Beim Wort genommen - Sprichwörtliche Haiku und andere Sprüche von Dietmar Beetz“.