„Hauen Sie sich auf die Flöte und singen Sie!“

Einblicke in den Alltag einer Logopädin

In ihrem neuen Sachbuch gewährt Carolin Sandner Einblicke in ihren Alltag als Logopädin. Der Leser erfährt dabei Komisches, Skurriles, Trauriges, Nachdenkliches. Da gibt es unter anderem den Schlaganfallpatienten, der kein Wort mehr spricht, aber „Griechischer Wein“ singt wie ein junger Gott, den polternden Augenprothesenhersteller, den Jugendlichen, der sprachlich durchs „Dichte Fichtendickicht“ wandert oder den gesuchten Verbrecher unter dem Bett der MS-Patientin. Schwierige Störungsbilder werden verständlich erklärt, wobei die Autorin respektvoll, jedoch nicht ohne Ironie und mit einer guten Portion Humor erzählt.... alles anzeigen expand_more

In ihrem neuen Sachbuch gewährt Carolin Sandner Einblicke in ihren Alltag als Logopädin. Der Leser erfährt dabei Komisches, Skurriles, Trauriges, Nachdenkliches. Da gibt es unter anderem den Schlaganfallpatienten, der kein Wort mehr spricht, aber „Griechischer Wein“ singt wie ein junger Gott, den polternden Augenprothesenhersteller, den Jugendlichen, der sprachlich durchs „Dichte Fichtendickicht“ wandert oder den gesuchten Verbrecher unter dem Bett der MS-Patientin.

Schwierige Störungsbilder werden verständlich erklärt, wobei die Autorin respektvoll, jedoch nicht ohne Ironie und mit einer guten Portion Humor erzählt.



Textprobe:

Der familiäre Sprachschwächetypus oder „Du machst jetzt, wat die Frau Sanders dich sacht!“

Oft genug kommt es vor, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern von einem Sprachfehler oder aber einem bestimmten regionalen Aussprachefehler betroffen sind. Letzteres fällt mir besonders auf, seitdem ich im Kreis Viersen arbeite.

Schon mehr als einmal habe ich das leidige „CH“ (siehe anderes Kapitel) mit den Kindern geübt, erkläre dann den Eltern die Hausaufgabe und muss mir anhören: „Isch hab dem schon tausendmal jesacht, dass das ISCH heißt und nicht ISS.“

Ich nicke dann brav und hake vorsichtig nach: „Sie meinen sicher ICH.“

„Ja klar, sach isch doch. Isch.“

Es herrscht also je nachdem, wo man wohnt, eine gewisse Dialektneigung, die nur sehr schwer aus den Köpfen der Eltern herauszukriegen ist. Dementsprechend brauche ich diese Eltern auch nicht als Co-Therapeuten mit einzubinden.

Abgesehen von den „Rheinischen Schwierigkeiten“ trifft man aber auch häufig auf Familien, in denen ich Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Omma, Oppa eigentlich gleich mit behandeln müsste.

Vor vielen Jahren hatte ich ein Mädchen in der Therapie, das aus ganz einfachen Verhältnissen kam …

„Ich geh jetzt auch Breppi!“, verkündet sie stolz.

Als Logopädin bin ich ja so einiges an sprachlichen Varianten gewohnt. Ich tippe also zunächst auf einen Kindergartenfreund.

„Hast du eine Spielverabredung? Ist Breppi dein Freund?“, mutmaße ich.

„Nein!“ Sie lacht mich aus.

„Ist das ein Bekannter von euch?“

„Nein!“

„Ist das überhaupt eine Person?“

Ich komme mir vor wie beim Personenraten, wo man immer fragen muss: „Bin ich weiblich? Bin ich berühmt?“

„Nein!“ Die Kleine lacht schon wieder.

Sie und ich finden keinen gemeinsamen Nenner. Ich muss am Ende der Stunde die zahnlose, übelriechende Oma befragen, wer oder was „Breppi“ ist.

Die Oma seufzt auf. „Mensch, sach dat die Frau Sanders doch mal richtich! Sie geht jetzt nach die Ergoberipi. Also nicht nur nach Ihnen nach die Sprachberipi, sondern jetzt auch noch nach die Ergoberipi. Hat der Kinderarzt verschrieben. Da hat die voll Spaß dran!“

Jetzt wird mir alles klar. Breppi heißt Beripi. Mensch, dass ich darauf nicht selbst gekommen bin …



Carolin Sandner, geb.1974 in Emmerich, ist im Hauptberuf Logopädin. Sie lebt mit ihrer Familie an der holländischen Grenze und publiziert seit 2018. Sie hat mehrere Lyrik- und Kurzgeschichtenwettbewerbe gewonnen und schreibt nach einer Mystery-Romanreihe nun an ihrem dritten Sachbuch.

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