Das ultimative Anti-E-Book?

Der Roman S. – Das Schiff des Theseus von J. J. Abrams und Doug Dorst

In der Zeit der Digitalisierung ist es keine Seltenheit mehr, dass Lesern neben dem gedruckten Buch auch ein E-Book angeboten wird. Doch kann aus jedem Printbuch ohne Weiteres auch eine E-Book-Version erstellt werden? Mit Beigaben wie handgeschriebenen Briefen, einer bedruckten Serviette und Postkarten stellt der Roman S. – Das Schiff des Theseus eine Herausforderung für eine digitale Umsetzung dar. Während Richard Kämmerlings den Roman aufgrund seiner Materialität in Die Welt als das „ultimative Anti-E-Book“ bezeichnete und der deutsche Verlag Kiepenheuer & Witsch sich bewusst gegen eine digitale Ausgabe entschied, wurde die... alles anzeigen expand_more

In der Zeit der Digitalisierung ist es keine Seltenheit mehr, dass Lesern neben dem gedruckten Buch auch ein E-Book angeboten wird. Doch kann aus jedem Printbuch ohne Weiteres auch eine E-Book-Version erstellt werden? Mit Beigaben wie handgeschriebenen Briefen, einer bedruckten Serviette und Postkarten stellt der Roman S. – Das Schiff des Theseus eine Herausforderung für eine digitale Umsetzung dar. Während Richard Kämmerlings den Roman aufgrund seiner Materialität in Die Welt als das „ultimative Anti-E-Book“ bezeichnete und der deutsche Verlag Kiepenheuer & Witsch sich bewusst gegen eine digitale Ausgabe entschied, wurde die englischsprachige Ausgabe des Romans jedoch als E-Book umgesetzt.

Ist diese Umsetzung gelungen? Verfügt S. als Printbuch sogar über strukturelle Merkmale, die es an das Digitale anlehnen, oder erweist sich der Roman tatsächlich als das perfekte Beispiel für ein Anti-E-Book? Diesen und weiteren Fragen geht die Autorin in dieser Studie nach, indem sie die Ausgaben und ihre paratextuellen Merkmale analysiert und vergleicht.

Diese Publikation ist Teil der Reihe Initialen, in der herausragende Abschlussarbeiten der Mainzer Buchwissenschaft veröffentlicht werden.





In der Zeit der Digitalisierung ist es keine Seltenheit mehr, dass Lesern neben dem gedruckten Buch auch ein E-Book angeboten wird. Doch kann aus jedem Printbuch ohne Weiteres auch eine E-Book-Version erstellt werden? Mit Beigaben wie handgeschriebenen Briefen, einer bedruckten Serviette und Postkarten stellt der Roman S. – Das Schiff des ...



1 Einführung

2 S. - Das Schiff des Theseus

2.1 Das Werk

2.2 Worum es geht

2.3 Aufbau und Materialität

2.4 Die narrative Konzeption - Von Fiktionalität und Transtextualität

2.5 Von Wirkung und Bedeutung des Beiwerks

2.6 Von Rezeption und Kommunikation

3 Das Konzept "Anti-E-Book"

4 Die digitalen Ausgaben - Das Schiff auf dem Bildschirm

4.1 Das iBook zu S.

4.2 Das Kindle E-Book zu S.

4.3 Vom Beiwerk des E-Books

5 Annäherungen an das Digitale

5.1 Das Buch als Metanarrativ

5.2 Die Hypertextstruktur von S.

6 S. - Ein Buch im Zwischenraum



»[E]in experimenteller Thesenroman, der alle Register des Mediums ›gedrucktes Buch‹ zieht, als wolle man damit den digital natives der Post-Gutenberg-Welt noch einmal zeigen, was so ein Papierklotz alles draufhat. ›S.‹ ist das Anti-E-Book.«

So beschreibt Richard Kämmerlings, zu der Zeit Leiter der Beilage Literarische Welt der Zeitung Die Welt, den Roman S. von J. J. Abrams und Doug Dorst in seiner Rezension. In der Unterüberschrift steigert er diese Beurteilung zur Bewertung als »das ultimative Anti-E-Book« . Eine genaue Begründung gibt Kämmerlings nicht, doch lobt er die aufwendig hergestellten Beilagen des Buches, seine Materialität und die »Liebe zum Detail« , die den Roman ausmachen würden. Auch die Beschreibung auf der Rückseite des Schubers des Romans, er sei »zugleich Abrams und Dorsts Liebeserklärung an das geschriebene Wort«, impliziert – sofern das Zitat sich explizit auf die Printausgabe und das geschriebene, gedruckte Wort bezieht –, es handele sich um das absolute Gegenteil eines E-Books.

S., das im Deutschen besser als S. – Das Schiff des Theseus bekannt ist, war bereits 2013 in den USA erschienen und wurde 2015 von dem Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch für den deutschen Buchmarkt umgesetzt. Auffällig ist die Gestaltung des Buches als Bibliotheksband mit Signatur und Stempeln, der von reproduzierten handschriftlichen Marginalien durchzogen wird und zwischen dessen Seiten sich Fundstücke von Postkarten und Fotografien bis zu Briefen und einer Botschaft auf einer Serviette finden lassen. Dadurch gilt es für jeden Leser zunächst herauszufinden, in welcher Reihenfolge sich Haupttext, Marginalien und beigefügte Materialien individuell am gefälligsten lesen lassen. Die Gestaltung als Hardcover-Band sowie die vielen Beilagen erschweren ein beiläufiges Lesen oder sogar den Rezeptionsprozess auf Reisen oder in Bus und Bahn.

Trotz der aufwendigen Gestaltung des physischen Buches machten sowohl das Kindle-Universum von Amazon als auch Apple nicht davor Halt, die englische Ausgabe des Buches als E-Book, beziehungsweise als ›enhanced E-Book‹, auf den Markt zu bringen. Doch kann eine digitale Version dem Printbuch gerecht werden? Verfügt das Buch nicht über Merkmale, die sich einer Umsetzung als E-Book widersetzen? Oder enthält es selbst schon Elemente, die einem E-Book nahekommen und entzieht sich so der Klassifikation als Anti-E-Book?

Die Tatsache, dass S. – Das Schiff des Theseus sich mit seinem teils experimentellen Konzept einerseits offensichtlich zwar auf eine frühere Buchästhetik bezieht, andererseits aber auch Impulse setzt, die auf eine zukünftige Variante des Buches verweisen, knüpft an die Debatte um die Entwicklung des Buches innerhalb des Medienumbruchs an. Es geht also auch darum, wie eine Beziehung zwischen Print- und digitalem Buch und das ›Konzept Buch‹ in der Zukunft aussehen könnten.

Grundlage der Untersuchung ist die deutsche Übersetzung des Romans. Ihr wird zugeschrieben, sprachlich gelungener zu sein als das englischsprachige Original und auch die Qualität der herstellerischen Details sei im Vergleich hochwertiger.

Zum Buch selbst gibt es bislang (Stand: Juli 2016) keine wissenschaftliche Auseinandersetzung im deutschen Sprachraum. Der Komparatist Brendon Wocke hat sich in seinem Aufsatz The Analogue Technology of S. Exploring the Margins of Narrative Form sowohl mit der Struktur als auch mit Konzepten der Interaktivität und Hypertextualität anhand des Romans befasst und ihn in den literaturwissenschaftlichen Diskurs eingeordnet. Im deutschsprachigen Raum hat der Roman vorwiegend ein enormes Medienecho hervorgerufen, das sich in einer Fülle von Rezensionen zeigt, die in den Feuilletons erschienen ist. Die Rezensionen setzen sich teils sehr detailliert sowohl mit der Materialität als auch mit Inhalt und Struktur des Titels auseinander. Zahlreich sind ebenso Texte von Lesern des Buches im Internet, die sich intensiv mit verschiedenen Teilaspekten beschäftigen. Sie stellen aufschlussreiche Zeugnisse der Rezeption des Romans und der Anschlusskommunikation, die er auslöst, dar.

Die vielzähligen Bestandteile des Werkes legen eine Untersuchung mithilfe Gérard Genettes Paratexttheorie nah. Hinsichtlich Materialität und Struktur des Romans lässt sich so ableiten, ob die Umsetzung ins Digitale dem Roman gerecht wird und ob S. – Das Schiff des Theseus schon in der Printversion Merkmale aufweist, die mit dem Konzept eines E-Books korrespondieren oder ob der Roman nur rein analog funktioniert und sich tatsächlich als das »ultimative Anti-E-Book« erweist.



Lisa Eckstein wurde 1991 in Lahnstein geboren und wuchs in Koblenz auf. Vor ihrem Studium sammelte sie bereits durch eine Lehre zur Buchhändlerin Erfahrungen in der Branche. Den Bachelor of Arts in Buchwissenschaft erlangte sie im Sommersemester 2016 mit der Arbeit Das ultimative Anti-E-Book? Der Roman ›S.‹ von J. J. Abrams und Doug Dorst. Im Beifach studierte sie Komparatistik/Europäische Literatur. Zurzeit belegt sie den Masterstudiengang Verlags- und Handelsmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Einblicke in die Verlagspraxis erhält sie parallel seit 2015 durch ihre Arbeit für Springer VS in Wiesbaden. Dort übernimmt sie das Korrektorat von Buchprojekten aus der Sozialwissenschaft und betreut Rechteanfragen. Zudem absolvierte sie ein Praktikum im Lektorat Literatur und Sachbuch bei DuMont in Köln.

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