Enteignet die Armen! – Teil 2

Was uns das Staatsarchiv über die (devote) Ignoranz der Staatshistoriker verrät

Das Staatsarchiv Hamburgs verrät uns, was kein (Staats-)Historiker zu wissen scheint: Noch im 18. Jhd. sind die christlichen Stiftungen (Heiligen-Geist-Hospital, Johannis-Klöster u. a.) die mit Abstand größten (!) Immobilien- und Kapitalbesitzer. Zumindest in Hamburg und Lübeck, aber vermutlich überall in Deutschland. Was natürlich sehr verwunderlich ist, da ja angeblich im 16. Jhd. (die Reformation und) eine sog. Säkularisation (d. h. Enteignung) der Kirchengüter stattgefunden haben soll. Allerdings entsteht ja sowohl die katholische als auch die evangelische Landes-Kirche auch überhaupt erst im 19. Jhd. Vorher war das... alles anzeigen expand_more

Das Staatsarchiv Hamburgs verrät uns, was kein (Staats-)Historiker zu wissen scheint: Noch im 18. Jhd. sind die christlichen Stiftungen (Heiligen-Geist-Hospital, Johannis-Klöster u. a.) die mit Abstand größten (!) Immobilien- und Kapitalbesitzer. Zumindest in Hamburg und Lübeck, aber vermutlich überall in Deutschland. Was natürlich sehr verwunderlich ist, da ja angeblich im 16. Jhd. (die Reformation und) eine sog. Säkularisation (d. h. Enteignung) der Kirchengüter stattgefunden haben soll.



Allerdings entsteht ja sowohl die katholische als auch die evangelische Landes-Kirche auch überhaupt erst im 19. Jhd. Vorher war das Christentum und auch die Gesellschaft unstrittig genossenschaftlich-kommunitaristisch organisiert, was aber nur ganz wenige Experten wissen (z. B. H.-J. Bohnsack, Die Finanzverwaltung der Stadt Hamburg, 1992) und insbesondere den Wirtschaftshistorikern trotz diverser Nobelpreise merkwürdigerweise völlig unbekannt geblieben ist.



Hat es also die Reformation (und die Säkularisation des 16. Jhds.) nie gegeben? Ist das ganze etwa eine Fiktion von devoten Staats-Beamten? Und ist die vorsätzliche Ignoranz demnach elementarer Bestandteil der sog. "wissenschaftlichen" Geschichtsschreibung der staatlichen Universitäten?



Die Antwort darauf finden wir ganz leicht schon im Inhaltsverzeichnis des Hamburger Staatsarchivs: Das Heiligen-Geist-Hospital hatte "beträchtlichen Grundbesitz" und ist "1830 seines Landbesitzes zugunsten der Stadt verlustig gegangen." Das St. Johanniskloster "lag an der Stelle des heutigen Rathauses", "1830 ging die Verwaltung des Landbesitzes" an die Stadt über. (Zitierfähige Angaben in meinem Buch Roman Landau, "The Crime of the Century")



Da steht es also schwarz auf weiß. Das was angeblich schon 1529 unter dem Beifall der Bevölkerung veranstaltet worden sein soll, findet tatsächlich erst 1830 statt. (!) Und gleichzeitig schweigen sich alle Geschichtsbücher über diese Enteignung aus.

Man darf dabei nicht vergessen, daß damals Armenfürsorge, Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur fast ausschließlich in den Händen dieser in Wahrheit bürgerlichen (! und völlig unkatholischen) Stiftungen lagen.

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