Habana Babilonia

Prostitution in Kuba. Zeugnisse

Als Havanna noch die Spielwiese der Mafia von Meyer Lansky u.a. war, galt jede zehnte Frau als Prostituierte. Die Revolution von 1959 ist das Problem angegangen, mit Dekreten, auch »Umerziehungslagern«, gelöst hat sie es nicht. Und inzwischen, mit dem Boom des Tourismus, ist Kuba für einschlägig Interessierte ein ebenso sicheres Reiseziel wie Thailand oder die Philippinen, Kinder vom Angebot nicht ausgeschlossen. Amir Valle hat über zehn Jahre lang das Phänomen recherchiert, ist in die Szene eingetaucht, hat Archive durchforscht und so die ersten drei Huren entdeckt, die Kolumbus auf seinen Schiffen mitführte. Er hat Gespräche mit... alles anzeigen expand_more

Als Havanna noch die Spielwiese der Mafia von Meyer Lansky u.a. war, galt jede zehnte Frau als Prostituierte. Die Revolution von 1959 ist das Problem angegangen, mit Dekreten, auch »Umerziehungslagern«, gelöst hat sie es nicht. Und inzwischen, mit dem Boom des Tourismus, ist Kuba für einschlägig Interessierte ein ebenso sicheres Reiseziel wie Thailand oder die Philippinen, Kinder vom Angebot nicht ausgeschlossen.



Amir Valle hat über zehn Jahre lang das Phänomen recherchiert, ist in die Szene eingetaucht, hat Archive durchforscht und so die ersten drei Huren entdeckt, die Kolumbus auf seinen Schiffen mitführte. Er hat Gespräche mit Beteiligten unterschiedlichster Art an diesem gewaltigen Geschäft geführt, und aus dem ganzen umfangreichen Material eine Montage gemacht, die sich zur Literatur verdichtet: die erste, mit den Betroffenen erarbeitete Dokumentation, die in Kuba, laut Entscheid Fidel Castros, nicht verbreitet werden darf.



»Ich bin Chemie-Ingenieurin und habe drei Jahre mit dem Abmischen von pflanzlichen Medikamenten in einer Apotheke verbracht und dabei einen Hungerlohn verdient. Mein Vater türmte in die USA und wir erfuhren nie wieder was von ihm, und meine Mutter, die ihr ganzes Leben von ihm abhängig gewesen war, wurde wie verrückt und fing an zu trinken. Eine Freundin sagte mir, dass ein Typ der Tourismus-Kooperative Cubanacan Arbeit für gut ausgebildete junge Frauen hätte. Um damals im Tourismus arbeiten zu können, war es notwendig, dich von den Vorgesetzten ficken zu lassen. Das ist immer noch so. So fing das bei mir an.« Vivy, la de La Cecilia, 24, jinetera.



»Unter uns gibt es Regeln, die nicht gebrochen werden dürfen. Eine, die Zonen, und zwei, die Eroberungen. Oder, was dasselbe ist, die jinetera eines Zuhälters darf nicht versuchen, einer anderen den Ausländer auszuspannen, sonst würde so etwas wie die Schlacht von San Quantín ausbrechen. Ich hänge eine dritte an: meine Mädchen essen keinen Dreck oder sonstigen Kleinfraß, sie müssen oben fliegen und gute Speisen essen. Damit Du verstehst: Typen mit Schotter, mit viel Geld.« Ivan el Grande, Zuhälter



Amir Valle, geb. 1967 in Guantánamo, arbeitete als Journalist, Literaturkritiker, Herausgeber. Für seine eigenen erzählerischen Arbeiten wurde er zunächst in Kuba mehrfach ausgezeichnet, betrieb im Internet eine offene, digitale Zeitschrift, die aber schließlich gesperrt wurde. Nach einem Aufenthalt in Spanien wurde ihm die Wiedereinreise verwehrt. Zur Zeit lebt er mit seiner Familie als Stipendiat des Programms writers in exile des P.E.N.-Zentrums Bundesrepublik in Berlin.

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