Philosophieren mit Kindern: Ansätze und Eignung des Philosophieunterrichts in der Grundschule

In der vorliegenden Arbeit sollen die Ansätze für das Philosophieren mit Kindern auch auf ihre Eignung als Grundschulfach diskutiert werden. Oftmals kommen dabei die Fragen auf, ob Kinder überhaupt dazu geeignet sind zu philosophieren, ob man das Philosophieren mit Kindern als Philosophie einstufen kann und/oder ob man Kinder mit Philosophieunterricht nicht ohnehin überfordern würde. Diese Fragen gründen auf divergenten Auffassungen von dem, was Philosophie überhaupt ist oder zu sein hat. Geht man von der Philosophie im akademischen Sinne aus, dann sind Kinder damit fraglos überfordert und es wäre natürlich nicht sinnvoll, Kinder die... alles anzeigen expand_more

In der vorliegenden Arbeit sollen die Ansätze für das Philosophieren mit Kindern auch auf ihre Eignung als Grundschulfach diskutiert werden. Oftmals kommen dabei die Fragen auf, ob Kinder überhaupt dazu geeignet sind zu philosophieren, ob man das Philosophieren mit Kindern als Philosophie einstufen kann und/oder ob man Kinder mit Philosophieunterricht nicht ohnehin überfordern würde. Diese Fragen gründen auf divergenten Auffassungen von dem, was Philosophie überhaupt ist oder zu sein hat. Geht man von der Philosophie im akademischen Sinne aus, dann sind Kinder damit fraglos überfordert und es wäre natürlich nicht sinnvoll, Kinder die Geschichte der Philosophie, Logik, Erkenntnistheorie, politische Philosophie, Sprachphilosophie oder philosophische Anthropologie zu lehren. Aber zu den genannten Disziplinen gehört natürlich auch die praktische Philosophie und genau hier ist das Philosophieren mit Kindern einzuordnen. Aber auch in die Didaktik der Philosophie muss das Philosophieren mit Kindern eingeordnet werden, da für diesen Bereich spezielle didaktische Prinzipien gelten.



In der vorliegenden Arbeit sollen die Ansätze für das Philosophieren mit Kindern auch auf ihre Eignung als Grundschulfach diskutiert werden. Oftmals kommen dabei die Fragen auf, ob Kinder überhaupt dazu geeignet sind zu philosophieren, ob man das Philosophieren mit Kindern als Philosophie einstufen kann und/oder ob man Kinder mit ...



Textprobe:

Kapitel 3.2.4, ‘Philosophieren mit Kindern’ - In Deutschland:

Die Ansätze der Kinderphilosophie von Matthew Lipman und Gareth B. Matthews brachte erstmals der deutsche Philosoph und Philosophiedidaktiker Ekkehard Martens in den 1970er Jahren sehr erfolgreich nach Deutschland. Und im Fall von Martens ist damit weniger die Kinderphilosophie aus angewandter Sicht gemeint, sondern er versucht die Ansätze und Umsetzung zu kategorisieren und die ‘Philosophie mit Kindern’ als Teilgebiet der Philosophie zu etablieren.

Befasst man sich mit der Didaktik der Philosophie, ferner mit ‘Philosophie mit Kindern’, dann ist es unabdingbar sich mit Ekkehard Martens Schriften ausführlich auseinander zu setzen.

‘Zweifellos, philosophieren darf jeder, und das Philosophieren ist Ausdruck der freien Persönlichkeit.’

Für Martens ist in erster Linie wichtig das Philosophieren mit Kindern von Nicht-Philosophie abzugrenzen und dafür bestimmte Kriterien herauszuarbeiten, die beim Philosophieren mit Kindern erfüllt sein müssten, damit es mit Recht als ordentliches Unterrichtsfach bezeichnet werden kann. Um das tun zu können muss natürlich zunächst beschrieben werden, was Philosophie eigentlich ist beziehungsweise sein soll, aber darüber scheint es auch unter Philosophen seit jeher Uneinigkeit zu geben.

‘Dabei spannt sich der Bogen von Philosophie als Denken des Weltganzen und rationales Rechenschaftgeben bis hin zur Philosophie als revolutionäre Weltverbesserung und persönliche Lebenshilfe.’

Uneinigkeit über das eigentliche Ziel der Philosophie sind für Martens aber weniger wichtig als ein guter Philosophieunterricht, um der ‘schlechten Akademisierung’ vorzubeugen und ‘schlechte Popularisierung’ zu vermeiden. Die Gefahr schlechter Akademisierung bestünde seines Erachtens nach dann, wenn hochanspruchsvolle Inhalte in einer für Schüler unangemessenen und uninteressanten Unterrichtsform dargestellt werden. Schlechte Popularisierung nennt es Martens, wenn nur nette, interessante Gespräche mit Kindern geführt würden, die letztendlich mit Philosophie nichts mehr zu tun haben. Diese Art von popularisiertem Philosophieunterricht ist einer der Hauptangriffspunkte für Skeptiker des Philosophierens mit Kindern.

Martens fordert ‘Methodenkompetenz als wesentliche philosophische Kompetenz’. Und die ausschlaggebende Methode der Philosophie beziehungsweise des Philosophierens ist es nicht, nur zu Fragen und zu bezweifeln, sondern auch das Suchen nach Antworten, das Herausbilden einer eigenen Meinung, sowie die Fähigkeit, diese Meinung zu erklären und zu begründen.

In ‘Philosophieren mit Kindern als elementare Kulturtechnik’ beschreibt Martens, dass das Philosophieren aus Reflexionshandlungen besteht, die sich immer wieder kreuzen und gemeinsame ‘Schnittmengen’ haben.

Er nennt folgende Reflexionshandlungen, denen jeweils große Denkrichtungen entspringen, das Fünf-Finger-Modell:

Das genaue Betrachten und Definieren (Phänomenologie);

Einfühlen und Nachempfinden anderer Denkweisen und Meinungen (Hermeneutik);

Die Prüfung von Begriffen und Argumenten (Analytische Philosophie);

Die Fähigkeit zu widersprechen und sich zu streiten (Dialektik);

Mit Fantasie und Vorstellungskraft weitere Möglichkeiten ausmalen (Utopienforschung).

Das Fünf-Finger-Modell hat seinen Namen daher, da alle 5 Reflexionshandlungen, wie die Finger an einer Hand ‘zusammenlaufen’ beziehungsweise eine gemeinsame Basis haben. Aber sie funktionieren durchaus auch für sich allein stehend.

Diese Reflexionshandlungen sind, wenn man sie gelöst von den wissenschaftlich etablierten Denkrichtungen betrachtet, im Grunde auch von Kindern zu leisten. Daher steht es für Martens außer Frage, dass Kinder zum Philosophieren in der Lage sind. Viel mehr fordert er, dass die Lehrkräfte genügend qualifiziert sind, um einen gehaltvollen Unterricht zu gestalten. Sie müssen den Übergang vom naiven zum elementaren Philosophieren anleiten.

Martens beschreibt das wie folgt:

‘Erst wenn aber die naiven Reflexionshandlungen methodisch geordnet vollzogen werden, kann man von einem elementaren Philosophieren sprechen. Wenn Kinder oder auch Erwachsene bereit und fähig sind, nicht nur etwas Grundsätzliches zu beschreiben, zu verstehen, zu prüfen, miteinander zu streiten, und zu sinnieren, sondern auch dazu bereit und fähig sind, darüber genauere Beobachtungen anzustellen, sich und andere deutlicher zu verstehen, ihre Wörter und Satzverbindungen klarer zu prüfen, geregelter miteinander zu streiten und ihre Einfälle ein Stück weit zu entwickeln, können sie elementar philosophieren.’

Um nicht im naiven Philosophieren festzustecken, benötigen die Kinder Kultivierung und Förderung durch Erwachsene.

Mit seinem dialogisch-pragmatischen Ansatz hat Ekkehard Martens die didaktische Begründung zum Philosophieren mit Kindern systematisiert.



Anna Borggreve wurde 1985 in Westerland auf Sylt geboren. Ihr Studium der Bildungswissenschaften bzw. das Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Philosophie an der Universität Flensburg begann sie im Jahr 2009. Ihre Abschlussarbeiten schrieb die Autorin im Bereich der Philosophie- und Sprachdidaktik. Die praktischen Erfahrungen in Schulen zeigten ihr, dass trotz Lehrplansatzung des Landes Schleswig-Holstein der Philosophieunterricht oftmals nur als Wahlpflichtkurs in den höheren Klassen angeboten wurde. Daher hat sie sich in ihrer Arbeit „Philosophieren mit Kindern - Ansätze und Eignung des Philosophieunterrichts in Grundschulen“ mit der Möglichkeit der Umsetzung von Philosophieunterricht in der Primarstufe auseinandergesetzt.

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  • Autor find_in_page Anna Borggreve
  • Autoreninformationen Anna Borggreve wurde 1985 in Westerland auf Sylt geboren. Ihr… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page Bachelor + Master Publishing
  • Seitenzahl 50
  • Veröffentlichung 01.02.2015
  • ISBN 9783956845543

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