Abrechnung mit dem Teufel

In Südvietnam foltert der USA-hörige Polizeichef der Provinz einen Kämpfer der FNL und dessen Ehefrau abwechselnd und hofft, dass einer der beiden die Leiden des anderen nicht mehr mit ansehen kann, und so zum Verräter wird. Als der Ehemann stirbt, ohne dass beide gestanden haben, ertränkt er den zweijährigen Sohn vor den Augen der Mutter. Kurze Zeit danach wird dieser Sadist, der die abgeschnittenen Ohren seiner Opfer sammelt, Polizeichef von Saigon. Die Frau folgt ihm und hat nur noch ein Ziel: den Mann mit dem Tod zu bestrafen. Gemeinsam mit einem Saigoner FNL-Kämpfer beobachtet sie den Polizeichef. Doch dieser sieht sie einmal ganz kurz und... alles anzeigen expand_more

In Südvietnam foltert der USA-hörige Polizeichef der Provinz einen Kämpfer der FNL und dessen Ehefrau abwechselnd und hofft, dass einer der beiden die Leiden des anderen nicht mehr mit ansehen kann, und so zum Verräter wird. Als der Ehemann stirbt, ohne dass beide gestanden haben, ertränkt er den zweijährigen Sohn vor den Augen der Mutter.

Kurze Zeit danach wird dieser Sadist, der die abgeschnittenen Ohren seiner Opfer sammelt, Polizeichef von Saigon. Die Frau folgt ihm und hat nur noch ein Ziel: den Mann mit dem Tod zu bestrafen. Gemeinsam mit einem Saigoner FNL-Kämpfer beobachtet sie den Polizeichef. Doch dieser sieht sie einmal ganz kurz und setzt alles in Bewegung, um die „Frau mit dem Narbengesicht“ zu finden, denn er hat Angst vor ihrer Rache. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.



Im Südosten Cholons erschlägt ein Polizist eine alte Frau auf offener Straße mit dem Knüppel. Sie hat in einem Fischgeschäft gegen die ständig steigenden Preise protestiert. Die Aufforderung des Polizisten, ihr auf die Wache zu folgen, hat sie mit einer Schimpfkanonade beantwortet. Der brutale Mord erregt die Menschen ringsum. Phan huu Tho fordert in seiner Untergruppe, den Polizisten zum Tode zu verurteilen, bietet Hilfe bei der Vollstreckung an und setzt seine Auffassung durch. Unverzüglich erstattet er Le ngoc Van Bericht. Van stellt seinem Spitzel eine Gruppe Geheimpolizisten zur Verfügung, mit dem ausdrücklichen Auftrag, dass diese nicht eingreifen, sondern nur beobachten sollen. Er schärft Tho ein, unbedingt den tödlichen Schuss auf den Polizisten selbst abzugeben, um sich den Ruhm eines entschlossenen und furchtlosen Kämpfers zu erwerben. Gleichzeitig erteilt er ihm den Auftrag, eine narbengesichtige Frau ausfindig zu machen.



In der Nacht, in der das Attentat erfolgen soll, wachen Phan thi Tu und Nguyen van Trong in der Nähe der Villa des Polizeichefs. Trong bemerkt mit großer Sorge, wie sehr die dauernden Nachtwachen Phan thi Tu angreifen. Van hat nachts noch nie seine Wohnung verlassen, er wird es auch heute nicht tun. So wehrt sie sich nicht lange, als Trong drängt, sie möge doch endlich einmal ausschlafen. Sie machen sich auf den langen Weg zur Wohnung der jungen Frau.



In den frühen Morgenstunden nähern sich Phan huu Tho und die Männer seiner Gruppe dem Polizeirevier. Tho ist ihnen um eine Kenntnis überlegen. Er weiß, acht Agenten Vans sind in den Häusern rings um die Polizeiwache versteckt. Einer von Thos Begleitern hat den Postenplan des Reviers in der Tasche. Halb drei Uhr wird der betreffende Polizist in einer Doppelstreife das Polizeigebäude verlassen. Der Plan sieht vor, den zweiten Polizisten unbedingt zu schonen, um klarzumachen, dass dieses Attentat nichts anderes ist als die Vollstreckung eines rechtmäßigen Urteils. Eine schriftliche Ausfertigung desselben soll im Moment des Überfalls mit einem Stein durch das Fenster der Wache geworfen werden. Als die vier Männer den Tatort erreichen, bestimmt der Leiter der Aktion, Phan huu Tho solle den Stein werfen. Dem Leiter geht es um eine Mutprobe. Von dem Neuen weiß man nichts weiter, als dass er im Gespräch starke Worte findet. Hier kann er zeigen, was dahintersteckt. Thos Reaktion befriedigt. Der Mann bittet um den gefährlichsten Auftrag, der darin besteht, den beiden Polizisten entgegenzugehen, den größeren von ihnen durch mindestens zwei Kopfschüsse zu töten und dann davonzulaufen, ohne von dem anderen getroffen zu werden. Tho beabsichtigt nicht, sich genau daran zu halten. Den zweiten Polizisten ungeschoren zu lassen ist ihm viel zu gefährlich. Er will den Verurteilten mit dem ersten Schuss erledigen und seinen Begleiter mit dem zweiten kampfunfähig machen. Niemand würde ihm später nachweisen können, mit Vorsatz gehandelt zu haben.



Phan thi Tu und Nguyen van Trong sind vor Tus Haus angelangt. Sie haben lange und schöne Gespräche geführt. So haben sie es nicht eilig, sich zu trennen. Im tiefen Schatten der Haustür stehen sie eine Weile und wissen sich plötzlich nichts mehr zu erzählen. Sie hören Schritte. „Polizei“, flüstert Tu und zieht Trong tiefer in den Hausflur. Dann hören sie einen einzelnen Mann an der Tür vorbeigehen.

Sekunden später krachen zwei Schüsse. Sie folgen so dicht hintereinander, dass sie fast wie einer klingen. Irgendwo klirrt eine Scheibe, dann prasselt eine Serie von Revolverschüssen durch die Nacht. Sie hören hastige Schritte und halblaute Rufe. Trong schaut vorsichtig auf die Straße. Er bemerkt fliehende Schatten und sieht ganz nahe einen Mann verkrümmt auf dem Boden liegen. Er springt hinaus und zerrt den offensichtlich Verwundeten in das Haus. Tu hat kaum die Tür geschlossen, als laute Befehle erschallen und viele Menschen die Straße hinabrennen.

Weder Tu noch Trong überlegen eine Sekunde. Hier ist ein Bruder in Gefahr, ihm muss geholfen werden. Gemeinsam schleppen sie den Verwundeten in Tus Zimmer und legen ihn auf die Schlafmatte. Tu versucht, ihm das blutdurchtränkte Hemd abzustreifen. Der Mann schlägt die Augen auf. Erschreckt starrt er die Frau an. „Die Frau mit dem Narbengesicht“, flüstert er deutlich vernehmbar, dann geht ein Ruck durch seinen Körper, sein Kopf fällt nach hinten, der Mann ist tot. Tu und Trong sehen sich fassungslos an. Was soll das heißen? Wer ist der Fremde? Wer hat ihn erschossen? Wer prägte die Bezeichnung: Die Frau mit dem Narbengesicht? Niemand außer der Stadtleitung der FNL und Nguyen van Trong weiß von Tus Anwesenheit in Saigon. Niemand? „Er hat mich erkannt“, sagt Tu, „Le ngoc Van hat mich erkannt.“ Was konnte der Tote anderes sein als ein Agent des Polizeichefs, der, Gott weiß auf welchem Wege, Tus Adresse ausfindig gemacht hat?



Hasso Grabner

Am 21.10.1911 in Leipzig geboren, Besuch der Mittelschule, Lehre als Buchhändler.

1929 Mitglied des KJVD, 1930 KPD-Mitglied. 1934 wurde er wegen der Teilnahme am antifaschistischen Widerstandskampf verhaftet und blieb bis 1938 im Zuchthaus Waldheim, danach bis 1940 KZ Buchenwald. 1942 kam er ins Strafbataillon 999. U. a. war er auf Korfu stationiert und arbeitete als Funker in Karousades. Dort half er griechischen Partisanen und warnte die Juden vor der Deportation. Er konnte der Erschießung entgehen, setzte sich in Sarajevo von der Truppe ab und kehrte über Österreich nach Leipzig zurück.

Er beteiligte sich am Aufbau der Jugendausschüsse und der FDJ und wurde 19456 SED-Mitglied. Er hatte wechselnde Tätigkeiten: Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, Regierungsrat in Sachsen, Hauptdirektor der VESTA (Vereinigung Volkseigener Stahlwerke), Werkleiter im VEB Guss Köthen, Leiter des Aufbaustabes des Kombinats Schwarze Pumpe, Personalchef im Konstruktions- und Ingenieurbüro Leipzig.

Von 1955 bis 1957 absolvierte er ein Fernstudium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ und war seit 1958 freischaffender Schriftsteller.

Grabner wurde mehrmals mit Parteistrafen belegt, seit 1961 vom MfS überwacht und erhielt nach dem 11. Plenum 1965 ein vorübergehendes Berufsverbot.

Er war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Sigrid Grabner verheiratet.

Er starb am 3. April 1976 in Werder.

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