Geheimsache Norsk Hydro

Roman

Im Süden Norwegens, in den Bergen versteckt, befindet sich das Ammoniakwerk Norsk Hydro. Bedeutend ist das schwere Wasser, das dort im Verborgenen produziert wird. Die deutschen Besatzer übernehmen das Werk und forcieren die Produktion von schwerem Wasser, das für die geplante Atombombe benötigt wird. Zwei Deutsche und die norwegische Widerstandsgruppe drosseln die Produktion, verunreinigen das Deuteriumoxid und versuchen mit allen Mitteln, die Produktion von schwerem Wasser zu sabotieren. Da das nicht ausreicht, werden von einem britischen Flugzeug Offiziere der Norwegischen Armee über den Bergen abgesetzt, die die Anlage sprengen. Ihr Sprengstoff reicht... alles anzeigen expand_more

Im Süden Norwegens, in den Bergen versteckt, befindet sich das Ammoniakwerk Norsk Hydro. Bedeutend ist das schwere Wasser, das dort im Verborgenen produziert wird. Die deutschen Besatzer übernehmen das Werk und forcieren die Produktion von schwerem Wasser, das für die geplante Atombombe benötigt wird. Zwei Deutsche und die norwegische Widerstandsgruppe drosseln die Produktion, verunreinigen das Deuteriumoxid und versuchen mit allen Mitteln, die Produktion von schwerem Wasser zu sabotieren. Da das nicht ausreicht, werden von einem britischen Flugzeug Offiziere der Norwegischen Armee über den Bergen abgesetzt, die die Anlage sprengen. Ihr Sprengstoff reicht nicht für die vollständige Zerstörung, so dass die Anlage trotz aller mutwilligen Verzögerung wieder aufgebaut wird. Die Widerstandsgruppe sucht gemeinsam mit den in den Bergen versteckten norwegischen Soldaten nach einer radikalen Lösung.



Der Maanelv schoss unter seiner dünnen Eisdecke gurgelnd dem Tinnsjö entgegen. Jetzt wünschten sich alle ihre Bretter herbei, mit ihrer Hilfe wäre das gegenüberliegende Ufer leicht zu erreichen. So musste einer nach dem anderen vorsichtig hinüberkriechen. Dann begann der mühevolle Aufstieg bis zur Rohrleitung. Von hier aus bis zum Werk waren es weniger als zweihundert Meter, aber was für zweihundert Meter! Halvor Varmevold begann, sie Schritt für Schritt zu gehen. Die anderen warteten in respektvoller Entfernung. In dieser Höhe tobte der Südwest. Sein Brausen übertönte jedes Geräusch, es würde sogar eine Minendetonation verschlucken. Vier Augenpaare starrten in die pechschwarze Nacht hinein, in der Halvor verschwunden war. Die Spuren seiner ersten drei Schritte waren eben noch im Schnee erkennbar, dann nichts mehr. Nach einer wie eine Ewigkeit anmutenden Zeit befahl Major Hammeren: „Los!“

Die Männer stakten von Schneeloch zu Schneeloch bergab. An der Werkmauer erwartete sie Halvor. Sie schlichen daran entlang bis zu einer Ecke. Zwei Minuten später standen sie vor einem schmiedeeisernen Tor, durch das die Werkbahngleise führten. Das Tor war mit einer schweren Eisenkette gesichert. „Halber Zoll“, flüsterte Kjell Syverstadt, „dreiviertel macht meine Schere ohne weiteres.“ Er hatte nicht zu viel versprochen, die Spezialschere schnitt die Kette durch. Leise öffneten sie das Tor einen Spalt und schlüpften hindurch.

Sie standen im Werkgelände. In den tiefen Straßenschluchten inmitten riesiger Gebäude herrschte schwarze Finsternis. Hier draußen klappte die Verdunklung. Die Männer atmeten auf. Patrouillierende Posten würden schon von weitem am Schein ihrer Lampen zu erkennen sein. An der ersten Hausecke verhielten sie einen Moment. „Von hier also wieder hinaus“, sagte Hammeren, und zu Tor Nielsen und Jan Skinndalen gewandt: „Was auch geschehen mag, bis hierher lauft durch. Dann sind wir wieder zu fünft, da soll uns mal einer aufhalten. Und nun los, Freunde.“

„Tor Nielsen und Jan Skinndalen nahmen den Kameraden ihre Sprengladungen ab und waren bald im Dunkel verschwunden. Harald Hammeren sagte zu den beiden Übriggebliebenen: „Ihr bleibt hier. Ich gehe weiter und postiere mich gegenüber der Wachstube. Leute, die dort herausstürzen wollen, halte ich wenigstens fünf Minuten auf. Wenn ihr meine MPi hört, rührt euch nicht von der Stelle. Ich komme hierher in euren Feuerschutz zurück. Nach menschlichem Ermessen müssten dann auch die zwei da sein. Der Alarm wird ja wohl erst nach dem Knall kommen. Und ein letztes Wort: Wenn wir drei oder einer von uns nicht zurückkommen und ihr könnt euch durchschlagen, schlagt euch durch. Drei Tote genügen auch. Verstanden?“

Halvor Varmevold schüttelte den Kopf. „Nein, nicht verstanden. Wir marschieren hier zu fünft los oder gar nicht.“

„Ein Leutnant sollte einen Befehl schneller verstehen, Leutnant Varmevold“, antwortete Hammeren betont.

„In sechzig Minuten, so Gott will, verstehe ich jeden dienstlichen Befehl wieder, Harald Hammeren, dann wieder Major Hammeren. Jetzt kommandiert hier ein General mit Namen Ehre. Er sagt: Halvor – alle – oder keiner!“

„Genau!“, warf Kjell Syverstadt ein.

„Darüber unterhalten wir uns nach frühestens einundsechzig Minuten noch einmal“, seufzte der Major und ging davon.

„Drei Tage Arrest, alle beide“, kicherte Kjell.

Der Major schritt rüstig aus. In dem Windkanal, den die Gebäude links und rechts bildeten, heulte der Südwest, dass er seine eigenen Schritte nicht hören konnte. Langsam gewöhnte sich das Auge an das Dunkel. Sorgfältig zählte der Mann die Seitenstraßen. An der dritten bog er rechts ab und stand bald vor dem Verwaltungsgebäude, in dem dank Jomar Larsens Entgegenkommen das Wachkommando untergebracht war. Hammeren drückte sich in eine Hausnische gegenüber. Er begann, die Umrisse des Portals zu erkennen. Es war breit. Ausgezeichnet, dachte Hammeren, da kommen drei Mann zu gleicher Zeit herausgejagt und hinter ihnen drei weitere. Wenn ich sie alle sechs erwische, verkriechen sich die anderen erst einmal. Zehn Sekunden später machen sie das Licht aus und ziehen die Verdunklungsrollos hoch, die Zeit reicht gut für ein neues Magazin, dann ’rein in die Fenster, zwei Handgranaten hinterher und den Standort gewechselt. Nächster Akt, die Fenster unterlaufen. Fünf Minuten sind eine lange Zeit, aber fünf Minuten brauchen Tor und Jan, nach vorn zu rennen.

Ein schwacher Lichtschein huschte über die gegenüberliegende Hauswand. Harald fuhr herum und sah eine elektrische Lampe die Straße heraufkommen. Sie schwankte auf und ab, der Träger musste sie an der Brust befestigt haben. Hammeren stellte die Maschinenpistole ab und zog das Messer. Lärm war jetzt verboten, die beiden konnten bestenfalls dabei sein, die ersten Sprengladungen anzubringen. Der Posten musste lautlos fallen, wenn er das Pech hatte, etwas zu bemerken. Ihn still zu erledigen, dürfte bei dem Wind nicht allzu schwierig sein. Hammeren horchte in sich hinein. Klopft das Herz rascher? Das war eben doch ein Mensch, der da kam, und keine der Puppen, an denen dieses blutige Handwerk oft genug geübt worden war. Quatsch, Herzklopfen, Hemmungen. Sie hätten zu Hause bleiben sollen, es hat sie niemand gerufen.



Am 21.10.1911 in Leipzig geboren, Besuch der Mittelschule, Lehre als Buchhändler.

1929 Mitglied des KJVD, 1930 KPD-Mitglied. 1934 wurde er wegen der Teilnahme am antifaschistischen Widerstandskampf verhaftet und blieb bis 1938 im Zuchthaus Waldheim, danach bis 1940 KZ Buchenwald. 1942 kam er ins Strafbataillon 999. U. a. war er auf Korfu stationiert und arbeitete als Funker in Karousades. Dort half er griechischen Partisanen und warnte die Juden vor der Deportation. Er konnte der Erschießung entgehen, setzte sich in Sarajevo von der Truppe ab und kehrte über Österreich nach Leipzig zurück.

Er beteiligte sich am Aufbau der Jugendausschüsse und der FDJ und wurde 1946 SED-Mitglied. Er hatte wechselnde Tätigkeiten: Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, Regierungsrat in Sachsen, Hauptdirektor der VESTA (Vereinigung Volkseigener Stahlwerke), Werkleiter im VEB Guss Köthen, Leiter des Aufbaustabes des Kombinats Schwarze Pumpe, Personalchef im Konstruktions- und Ingenieurbüro Leipzig.

Von 1955 bis 1957 absolvierte er ein Fernstudium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ und war seit 1958 freischaffender Schriftsteller.

Grabner wurde mehrmals mit Parteistrafen belegt, seit 1961 vom MfS überwacht und erhielt nach dem 11. Plenum 1965 ein vorübergehendes Berufsverbot.

Er war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Sigrid Grabner verheiratet.

Er starb am 3. April 1976 in Werder.

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