Reisen ohne Ankommen

Hamburg, 13. Mai 1939. Die St. Louis lag im Freihafen in Kuhwerder am Schuppen 76, dem Kaiser Wilhelm-Höft. Es war ein Schiff jener Reederei, deren Slogan hieß "Es reist sich gut mit der Hamburg-Amerika-Linie", ein Luxusdampfer, auf dem reiche Amerikaner ihre Vergnügungsfahrten machten, aber auch ein Schiff, das auf KdF-Reisen nach Norwegen und Madeira ruhr. "Am Abend vor der Abreise wurden wir zusammengerufen", berichtet Steward Leo Jockel. "Wir erfuhren nur, dass die Passagiere von dem Augenblick an, in dem sie die St. Louis betraten, als Ausländer zu behandeln seien. ...Am nächsten Tag war es natürlich auf dem ganzen Schiff bekannt dass diese... alles anzeigen expand_more

Hamburg, 13. Mai 1939. Die St. Louis lag im Freihafen in Kuhwerder am Schuppen 76, dem Kaiser Wilhelm-Höft. Es war ein Schiff jener Reederei, deren Slogan hieß "Es reist sich gut mit der Hamburg-Amerika-Linie", ein Luxusdampfer, auf dem reiche Amerikaner ihre Vergnügungsfahrten machten, aber auch ein Schiff, das auf KdF-Reisen nach Norwegen und Madeira ruhr.

"Am Abend vor der Abreise wurden wir zusammengerufen", berichtet Steward Leo Jockel. "Wir erfuhren nur, dass die Passagiere von dem Augenblick an, in dem sie die St. Louis betraten, als Ausländer zu behandeln seien. ...Am nächsten Tag war es natürlich auf dem ganzen Schiff bekannt dass diese Ausländer Juden waren. Die St. Louis nahm auf ihren Vergnügungsreisen sonst höchstens 500 Passagiere auf. Diesmal waren es 900 - alles Judem mit deutschen Pässen..."

Dieser Beriht erzählt von mehr als 900 Frauen, Kindern und Männern, die an Bord des deutschen Luxusschiffes St. Louis dem Land, das ihre Heimat war, zu entfliehen versuchten. Sie hatten teilweise ihre letzten Mittel für die Passage aufgewendet, spezielle Auswanderungspapiere erhalten. Ihe Pässe trugen ein rotes "J". Auf dem Weg in die Freiheit sollte Havanna eine Station sein. Niemand ahnte, dass es eine Station des Leidens und neuer Angst werden würde. Denn entgegen allen vorherigen Zusagen durfte die St. Louis in Kube nicht anlegen. Auch die USA verweigerte den Flüchtlingen die Aufnahme. Wochenlang beherrschten diese Ereignisse die Schlagzeilen der Weltpresse.

Noch war kein Krieg, noch waren die Grenzen nicht geschlossen, aber eine Rückkehr nach Deutschland bedeutete den sicheren Tod.



Hans Herlin (1925-1994), geb. in Stadtlohn/Westfalen, wurde im Zweiten Weltkrieg zur Luftwaffe eingezogen und zum Piloten ausgebildet. 1944 flüchtete er in die Schweiz und lebte seit 1972 in Frankreich. Er ist Autor überaus erfolgreicher, zum Teil verfilmter Romane, u.a. "Udet - eines Mannes Leben", "Freunde", "Feuer im Gras", "Der letzte Frühling in Paris", "Grishin oder das Lächeln Lenins", "Sibirien-Transfer", "Die Belmonts" und "Das Erbe".

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