Der Seelenbanner von Ishkra

Ein Kontinent in einer Welt, die mittelalterlich bis früh-neuzeitlich anmutet. Es gibt mehrere Königreiche und das Kaufmannsreich Ishkra. In den Randgebieten leben unabhängige Stämme, Naturvölker und diverse magische Wesen. Der Magier Roduan ist auf der Suche nach der Unsterblichkeit. Sein Gehilfe Ivan kann die Aura von Menschen sehen, die eine sogenannte Urseele tragen. Gemeinsam finden sie heraus, dass diese Seelen der Schlüssel zur Unsterblichkeit sind. Sie begeben sich auf eine gefährliche Reise durch den Kontinent, um Menschen zu finden, die Träger solcher Urseelen sind. Doch es sind unruhige Zeiten, denn es herrscht Krieg zwischen den... alles anzeigen expand_more

Ein Kontinent in einer Welt, die mittelalterlich bis früh-neuzeitlich anmutet. Es gibt mehrere Königreiche und das Kaufmannsreich Ishkra. In den Randgebieten leben unabhängige Stämme, Naturvölker und diverse magische Wesen.

Der Magier Roduan ist auf der Suche nach der Unsterblichkeit. Sein Gehilfe Ivan kann die Aura von Menschen sehen, die eine sogenannte Urseele tragen. Gemeinsam finden sie heraus, dass diese Seelen der Schlüssel zur Unsterblichkeit sind. Sie begeben sich auf eine gefährliche Reise durch den Kontinent, um Menschen zu finden, die Träger solcher Urseelen sind.

Doch es sind unruhige Zeiten, denn es herrscht Krieg zwischen den Reichen und ein Machtkampf zwischen den Fraktionen der Magier erschüttert die Welt . . .

Werden Roduan und Ivan genügend Seelenträger finden, um das magische Ritual der Extraktion vollziehen zu können? Und kann Roduan die Unsterblichkeit erlangen?



Isenia, nördlich der Stadt, 1. Tag im Monat der Ähre im Jahre 452 nach Überwindung der Feuerdrachen



Die Ruine des alten Tempels lag mitten im Wald. Sträucher, Farne, Kletterpflanzen und kleine Bäume wucherten überall. Die Natur hatte sich im Laufe der Jahrhunderte das Terrain vollständig zurückerobert. Die Sonne des Herbstnachmittags schien mit voller Kraft. Ein leichter Wind brachte die grünen Blätter in Bewegung und sorgte vielerorts für ein stimmungsvolles Spiel von Licht und Schatten.

Indira liebte diesen Ort. Hier hatte sie sich das erste Mal heimlich mit Sidon getroffen und Liebesschwüre ausgetauscht. Auch jetzt noch suchten sie die Ruine häufig für ein paar ungestörte romantische Stunden auf, obwohl ihre Hochzeit schon längst beschlossene Sache war. Sie kam aber auch gern allein hierher, um ihren Gedanken nachzuhängen.

Der Wald gehörte zum Land der Fellesis, Sidons Familie. Der Tempel war aus einer Zeit, in der es viele wilde Stämme gab und noch viel mehr Götter angebetet wurden. Er war klein und schlicht gestaltet. Eine erhöhte Fläche von etwa zehn mal zwölf Schritten erreichte man auf allen vier Seiten über fünf Steinstufen. An den Längsseiten waren jeweils drei in Zerfall begriffene Säulen erhalten, teils mannshoch, teils nur Stümpfe. Im Zentrum stand ein massiver Steinblock mit einer schalenförmigen Vertiefung in der Mitte, der als Altar gedient hatte. An der hinteren, nördlichen Stirnseite ragten die Überreste einer Statue auf. Es war die Darstellung eines Kriegers, dem an der linken Körperseite eine Kopfhälfte und der Arm fehlten. Der rechte Arm war an den Körper angelegt und trug ein Schild, auf dem die Andeutung einer nicht mehr lesbaren Inschrift zu erkennen war. Der Boden wies vielerorts Risse und Bruchstellen auf. Sträucher und Bäume wuchsen aus den Spalten. Um die Säulen und die Statue wanden sich Efeugewächse, nur der Steinaltar behauptete sich gegen das wuchernde Grün.

Indira erklomm die vorderen Stufen und schritt langsam zum Altar. Beim Näherkommen stutzte sie. In dem Becken waren dunkle Flecken zu erkennen, die bei ihrem letzten Besuch noch nicht da gewesen waren. Vorsichtig strich sie mit ihrer Hand über die braunroten Muster. Sie waren trocken. Indira schluckte. Sie war sich sicher, dass es sich um Blutflecken handelte. Aber was hatte das zu bedeuten? Hatte hier jemand ein Opferritual abgehalten? Wurde der Tempel wieder genutzt?

Sie sah sich prüfend um und entdeckte in Richtung der Statue ein paar weitere Flecken auf dem Boden. Indira ging dieser Spur nach. Neben der Skulptur hielt sie inne und nahm den Wald in Augenschein. Weiter vorn schien sich jemand brachial einen Weg durch das Gestrüpp gebahnt zu haben. Mit einer leichten Beklemmung, aber von ihrer deutlich stärkeren Neugier getrieben, folgte sie der kleinen Schneise.

Nach etwa zwanzig Schritten hielt sie erschrocken den Atem an.

An einem Baum saß ein alter Mann, die Beine weit von sich gestreckt. Er war gekleidet in einen edlen Kaftan, der nur noch in Fetzen am Oberleib hing. Er war blutüberströmt, Brust und Hals waren aufgerissen. Der Kopf war zur Seite gesackt. Auf seinem weißen Haarschopf saß ein Rabe, der sich an dem Auge des offensichtlich Toten gütlich tat.

Indira konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken und schlug sich die Hand vor den Mund. Der schwarze Vogel flatterte erschrocken davon. Sie zwang sich zur Ruhe und näherte sich der Leiche. Der Mann war sicherlich schon einige Zeit tot. Was vom Gesicht übrig war, hatte eine wächsern-bläuliche Färbung. Der Greis kam Indira bekannt vor, aber erst mit dem zweiten genaueren Blick erlangte sie Gewissheit, und sie erkannte ihn.

„Bei Habitreju, das ist Orson“, entfuhr es ihr. Was hatte der Großonkel ihres Verlobten hier nur gewollt?

Die Wunden an Hals und Brust sahen aus wie von aasfressenden Raubtieren oder Raben hinterlassen. Die Blutspuren im Tempel deuteten darauf hin, dass Orson schon vorher Verletzungen davongetragen hatte, sich dann bis zu diesem Baum geschleppt hatte und hier gestorben war. Ob er die ersten Verwundungen einem tierischen oder einem menschlichen Mörder zu verdanken hatte, ließ sich nicht sagen. Indira fiel eine schwarz gefärbte Stelle unter dem Auge auf, an dem sich eben noch der Rabe zu schaffen gemacht hatte. Was war das? Erneut stieg das beklemmende Gefühl in ihr hoch, aber auch diesmal siegte wieder ihre Neugier. Vorsichtig streckte sie die rechte Hand aus, um die dunkle Stelle zu berühren. Kaum ertasteten ihre Finger die Haut in Orsons Gesicht, löste sich die Färbung von dem Antlitz des Toten und manifestierte sich in einer kleinen Wolke, die blitzschnell in Indiras vor Staunen geöffneten Mund huschte.

Indira blinzelte kurz und musterte das Gesicht des Greises nochmal intensiv. Die schwarze Farbe war verschwunden. Mit einem Mal kamen ihr Zweifel, ob sie diese dunkle Stelle wirklich gesehen hatte oder ob sie von ihrer eigenen Wahrnehmung genarrt worden war.

Sicher war sie sich allerdings bei der Tatsache, dass sie schleunigst nach Isenia zurückkehren musste, um Sidon und seiner Familie von ihrem Fund zu berichten.







In den Eisbergen von Dyria, nördlich des Eiswassers, 7. Tag im Monat des Kohls im Jahre 453 nach Überwindung der Feuerdrachen



„Das hier ist gut“, brummte Voromir, „ich denke, hier kann man was aufbauen.“ Er ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen und schaute sich zwischendurch immer wieder prüfend die Gesteinsbrocken an, die er in seinen klobigen Händen hielt.

Seine Gefährten nickten zustimmend. Barofir und Godahar waren Brüder, was man ihnen auch ansah. Beide waren sie von kräftiger, gedrungener Gestalt mit breiten Schultern und muskulösen Oberarmen, die von dicken Felljacken verborgen wurden. Ihre struppigen schwarzen Haare lugten unter Fellmützen hervor. Buschige Augenbrauen wucherten oberhalb der dunkelblauen Augen in wettergegerbten Gesichtern, die mit fleischigen Nasen und lang gewachsenen Vollbärten Wildheit ausstrahlten. Barofir war der etwas Ältere, beide waren aber über zwanzig Jahre jünger als Voromir. Auch er hatte die typische Statur eines Dyrianers aus dem Bergvorland, dem Menschenschlag, der seit Generationen mit dem Bergbau verbunden war. Alle drei hatten sie jeweils eine Spitzhacke auf dem Rücken, die eine Mischung aus Waffe und Werkzeug war. Eine Seite war als Hacke ausgebildet, die andere als Streitaxt. Darüber hatten sie eine Armbrust geschnallt.

„Ich glaube, dass wir hier sowohl Eisen- als auch Kupfererz abbauen könnten“, führte Voromir weiter aus. „Nach der Beschaffenheit der Steine und der Felswand sollten wir hier einen Stollen treiben können, in dem wir hauptsächlich Eisenerz holen könnten. Und zweihundert Schritt weiter unten sollten wir einen Kupfererzstollen planen.“ Er steckte zwei der Gesteinsbrocken in seine große Umhängetasche und strich sich nachdenklich durch seinen grauen Vollbart.

Sie standen an einer braunroten Felswand, die sich etwa zweihundertfünfzig Schritte in die Höhe erhob und sich eine Drittelmeile in leichter Krümmung hinzog. Die Felsformation bildete die Nordseite eines nach Osten offenen Talkessels. Die Südwand, knapp eine Viertelmeile gegenüber, hatte eine graue Färbung und war deutlich zerklüfteter, einige Spalten in der Wand schienen sogar tief in den Berg einzuschneiden. Sie sahen aus wie Klamms, in das Gestein getriebene Wege, die ins Unbekannte führten. In Richtung Westen ging der relativ ebene Untergrund, auf dem sie gerade standen, nach etwa dreihundert Schritten in einen mittelsteilen Anstieg über, der knapp eine halbe Meile weiter auf einen Bergkamm zulief. Im oberen Teil unterhalb des Kamms waren einige weiße Flecken zu sehen, erste Ausläufer des Permaschnees der Eisberge.

„Wir könnten da vorn, relativ mittig auf dem Plateau, die Umschlagstation einrichten“, meinte Barofir, „wir brauchen zwei Förderbänder von den Stollenausgängen kommend. Und Platz genug für Hütten ist auch da.“

„Genau“, stimmte Voromir zu, „wir müssen nur für den Transport von hier weg sorgen. Wir haben gute zwei Tagesmärsche von Gilesia bis hierhin gebraucht. Mit Ochsenkarren kann es doppelt so lange dauern. Wir müssen zwei oder drei Raststationen einrichten und mir fallen mindestens vier Stellen ein, wo wir wegetechnisch etwas verändern müssen, damit Ochsenkarren passieren können.“

Godahar wiegte zweifelnd den Kopf und zählte seine Finger ab. „Also mir fallen mindestens sieben Stellen ein. Und ich frage mich, was machen wir eigentlich im Winter? Wir sind gerade am Anfang vom Kohl-Monat. Es sollte also sonniger Herbst sein, aber ich finde es hier jetzt schon verdammt kalt. Und ich habe den Eindruck, dass es diesen Monat noch schneien kann.“ Er zeigte auf die Schneeflecken unter dem Bergkamm im Westen. „Und wer weiß, wie lange der Schnee im Frühling liegen bleibt. Vielleicht können wir hier nur sechs Monate arbeiten.“

„Mag sein“, meinte Voromir, „wir müssen hier halt in sechs Monaten so viel Erz fördern, dass wir die Öfen in Gilesia ein ganzes Jahr best...“

Ein Schrei unterbrach ihn. Ein paar Sekunden war absolute Stille. Dann folgte ein zweiter Schrei, lang anhaltend, laut und rau.

Die drei Gefährten sahen sich fragend an.

„Was war das?“ Barofir fand zuerst seine Stimme wieder. „Ist Grindir etwas passiert?“

Godahar schüttelte den Kopf. „Nein, er wollte dort hinten jagen.“ Er deutete Richtung Osten, wo sich der Talkessel öffnete. „Die Schreie kamen aber von dort.“ Mit seiner rechten Hand zeigte er nach Südwesten. Die beiden anderen folgten seinem Blick zu einer der breiteren Spalten in der gegenüberliegenden Felswand. „Lass uns nachschauen, was das war.“

Voromir fasste Godahar an den Arm. „Das könnte gefährlich sein“, warnte er mit eindringlicher Stimme.

Godahar sah ihn verwundert an. Dann schnallte er seine Armbrust vom Rücken, nahm die Spannwippe vom Gürtel und spannte die Waffe. „Wenn wir hier eine Mine betreiben wollen, müssen wir die Gefahren kennen, die hier lauern“, erwiderte er dabei. Er löste einen Bolzen vom Gürtel und legte ihn auf. Dann sah er die anderen herausfordernd an.

Barofir zögerte nicht lange und machte seine Waffe ebenfalls schussbereit. Voromirs Miene drückte Zweifel aus, aber schließlich spannte er seine Armbrust auch. Gemeinsam näherten sie sich der Felsöffnung.

Godahar hatte die Führung übernommen. Er steuerte die Spalte nicht direkt an, sondern suchte zunächst den Schutz der Felswand, um sich seitlich an die Öffnung heranzutasten. Vorsichtig lugte er um die Ecke.

Er konnte etwa zwanzig Schritte weit sehen, dann machte der Gang einen Knick nach links. Der Felsspalt bot bequem drei Männern nebeneinander Platz. Der Boden war übersät mit Geröll, ließ sich aber begehen. Vereinzelt zeigten sich sogar ein paar genügsame Pflanzen. Godahar gab seinen Begleitern ein Zeichen, ihm lautlos zu folgen, und pirschte sich bis zu dem Knick vor. Wieder schaute er vorsichtig um die Ecke und hielt den Atem an.

Das Wesen, das er in zehn Schritt Entfernung erblickte, ließ sich am ehesten als eine Mischung aus Bär und Mensch beschreiben. Es war etwa doppelt so groß wie ein Mann und am ganzen Körper mit braunem, zotteligen Fell bedeckt. Es trug einen ledernen Lendenschurz und eine Schärpe aus dem gleichen Material über die linke Schulter. Der Kopf und das Gesicht waren ebenfalls behaart, aber die Züge wirkten menschlich. Das Wesen hatte eine platte, breite Nase und ein flaches Maul. Es stand aufrecht und hielt in seinen Vorderpranken, die wie überdimensionierte Hände aussahen, eine tote Jagdbeute, wie sie Godahar noch nie gesehen hatte. Es schien eine Raubkatze zu sein, mit weißgelbem Fell und etwas größer als ein Schautiger, den er mal in der Arena von Arbesia hatte bewundern dürfen. Das Tier hatte im Gegensatz zu einem Tiger allerdings ein fliehendes Hinterteil. Sein Kopf war blutüberströmt. Sein Jäger beschnüffelte die Großkatze und grunzte zufrieden. Am Boden lag eine riesige Streitkeule, an der frische Blutspuren zu erkennen waren. Godahar zog sich zurück und ließ Barofir und Voromir kurz um den Knick schauen.

Voromir zuckte sofort zusammen und sah Godahar erschrocken an. Lautlos formten seine Lippen ein Wort, welches er mehrmals wiederholte. ‚Troll‘, las Godahar schließlich. Er nickte grimmig und gab stumm ein Zeichen zum Rückzug. Als Barofir sich umdrehte, schrammte seine Spitzhacke mit lautem Schaben an der Felswand entlang.

Die drei Gefährten erstarrten. Sie hörten, wie in dem Felsengang etwas Massiges zu Boden plumpste. Dann näherten sich schwere Schritte.

„Angriff“, presste Godahar gerade noch zwischen seinen Lippen hervor, da kam der Troll schon um die Felsecke und war über ihnen.

Er erwischte Godahar, bevor dieser seine Armbrust in Anschlag bringen konnte. Ein wuchtiger Schlag mit der Keule hob Godahar von den Füßen und schleuderte ihn seitlich gegen die Felswand. Ehe er noch denken konnte, dass ihm sicher mehrere Rippen gebrochen waren, prallte er mit der Schläfe an die Wand und sackte in sich zusammen. Voromir war als zweiter dran. Er schaffte es zwar noch, die Armbrust abzuschießen, war dabei aber so hektisch, dass er den Troll nur am Arm streifte. Brüllend stürzte sich der riesige Gegner auf Voromir und hieb mit der Keule auf ihn ein. Krachend landete die Waffe auf Voromirs Kopf und zerschmetterte ihn. Barofir hatte sich unterdessen drei Schritte entfernen und in eine günstige Schussposition bringen können, zielte in der Hektik jedoch nicht gut genug. Er traf den Troll aber immerhin in die rechte Schulter. Danach schmiss er die Armbrust weg und riss seine Spitzhacke vom Rücken. Sein Gegner registrierte den Treffer zwar, hielt jedoch nur kurz inne und wechselte die Keule in die linke Hand, um Barofir dann zu bedrängen. Dieser versuchte, mit der Axtseite der Hacke die Hiebwaffe seines Widersachers zu umgehen und dessen linken Arm zu verletzen. Dies gelang ihm auch, als der Troll zu einem seitlichen Schlag ausholte. Er brachte dem Riesen eine Fleischwunde am Unterarm bei, wurde aber von der Kraft des folgenden Keulenschlages von den Beinen gerissen. Der Troll ließ seine Keule fallen und ergriff Barofir. Er presste dessen Arme an den Oberkörper und hob ihn mit beiden Händen hoch. Barofir war vollkommen bewegungsunfähig, hielt mit der rechten Hand allerdings immer noch seine Spitzhacke umklammert.

„Hey Troll!“ Godahar hatte ein paar Augenblicke gebraucht, um seine Benommenheit zu überwinden. Er hatte sich seine noch gespannte Armbrust gegriffen, die neben ihm zu Boden gefallen war und einen neuen Bolzen von seinem Gürtel gefingert. Jetzt lehnte er sitzend und vor Schmerzen keuchend an der Felswand und visierte den Troll an. Der Riese drehte sich zu ihm um und hielt Barofir wie einen Schild vor seiner Brust. Ein tiefes Knurren entrang sich der Kehle des Trolls. Mit verzerrtem Gesicht, es war nicht zu sagen, ob vor Zorn oder Schmerz, tapste er langsam auf Godahar zu. Der hatte Mühe, die Armbrust zu halten, aber er zwang sich mit aller Kraft, sie nicht abzusetzen. Als der Troll sich direkt vor ihm aufgebaut hatte, konnte er kurz einen tödlichen Schusspfad an Barofir vorbei ausmachen. Er drückte ab.

Mit Schrecken sah er, wie eine kleine Seitwärtsbewegung des Trolls seinen Bruder wieder in die Schussbahn brachte. Der Bolzen zerfetzte Barofirs linke Halshälfte, hatte aber auf die kurze Distanz immer noch genügend Kraft, sich auch in den Hals des Gegners zu bohren. Der Riese schrie auf und ließ Barofir direkt auf Godahar fallen, der unter dem Aufprall laut aufstöhnte. Er spürte, wie die Hacke seines Bruders in seine rechte Hüfte eindrang. Der Troll griff sich unterdessen gurgelnd an den Hals. Godahar war kurz davor, ohnmächtig zu werden, da hörte er links neben sich ein Klacken und einen Sekundenbruchteil später sah er, wie ein Armbrustbolzen sich durch die Schläfe des Trolls in dessen Kopf bohrte. Der Riese brach über ihm zusammen. Godahar schrie vor Schmerz laut auf, als durch das Gewicht des massigen Fleischbergs die Spitzhacke weiter durch seine Hüfte getrieben wurde.

„Verdammtes Schlamassel“, hörte er wie durch einen Nebel Grindir sagen.

Dann verlor er endgültig das Bewusstsein.



Tankred Kiesmann ist das Pseudonym eines Autors, der in der Nähe von Straubing lebt. Unter seinem Realnamen ist er hauptsächlich als Autor, Schreibcoach und Ghostwriter im Bereich der Sachliteratur tätig. Unter seinem Pseudonym ist er schon im Teenageralter als Verfasser von Gedichten in Erscheinung getreten. Später sind ein Kurzroman, ein Episodenroman und diverse Kurzgeschichten dazugekommen. Der Episodenroman ist unter dem Namen „Das steinerne Gewissen“ veröffentlicht worden.

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