Die Wahrnehmung des Flaneurs am Beispiel von Franz Hessels „Spazieren in Berlin“ und Wilhelm Genazin

„Langsam durch die belebten Straßen zu gehen, ist ein besonderes Vergnügen. Man wird überspielt von der Eile der anderen, es ist ein Bad in der Brandung“. So beschreibt Franz Hessel seine Flanerie durch Berliner Straßen, die er durch die Menschenmenge genießt. Seit Mitte der achtziger Jahre ist eine Textform wiederentdeckt worden, die den Spaziergang als Medium moderner Großstadterfahrung betrachtet. Es scheint eine Berliner Spezialität zu sein, wie es Sprengel richtig feststellt. Sogar Paris, die Geburtsstätte der Flanerie, hat keine vergleichbare Tradition. Bis heute wird Berlin die Aura der bekannten „Goldenen... alles anzeigen expand_more

„Langsam durch die belebten Straßen zu gehen, ist ein besonderes Vergnügen. Man wird überspielt von der Eile der anderen, es ist ein Bad in der Brandung“.

So beschreibt Franz Hessel seine Flanerie durch Berliner Straßen, die er durch die Menschenmenge genießt. Seit Mitte der achtziger Jahre ist eine Textform wiederentdeckt worden, die den Spaziergang als Medium moderner Großstadterfahrung betrachtet. Es scheint eine Berliner Spezialität zu sein, wie es Sprengel richtig feststellt. Sogar Paris, die Geburtsstätte der Flanerie, hat keine vergleichbare Tradition. Bis heute wird Berlin die Aura der bekannten „Goldenen Zwanziger“ nachgesagt, sodass Literaturhistoriker und Verleger sich den über die damalige bewegte Weltstadt berichtenden Berlin-Flaneuren widmen (Sprengel 1998: 7).

Zu finden war die literarische Flanerie als „kleine Form“ in den Feuilletons der überregionalen Presse. So erfahren die Leser, wie die Berliner ihre Kindheit und Jugend in der jungen Reichshauptstadt verbrachten und empfanden. Außerdem erzählten Nicht-Einheimische von ihren ersten Erfahrungen mit Berlin und verglichen diese Stadt mit ihren Herkunftsorten. Auch Korrespondenten der Frankfurter und süddeutscher Zeitungen zeigten in ihren Berichten die Begegnung mit der preußischen Metropole (ebd.).

Viele Berlin-Flaneure werden heute wiederentdeckt, ihre Texte werden gesammelt und publiziert. Erste Doktorarbeiten erschienen ab den achtziger Jahren und setzten sich somit wissenschaftlich mit der Flanerie als literarischer Form einer Stadterfahrung auseinander. Nicht zuletzt hat die kleine Form die damaligen Berlin-Romane wie etwa von Hermann oder Döblin beeinflusst (ebd.).

Wenn wir heute an das Wort ‚flanieren‘ denken, dann verbinden wir damit oft einen gemütlichen Stadtbummel in der Stadt. Schon der französische Literat Louis-Sébastien Mercier thematisierte in seinem Buch „Tableau de Paris“ (1781), einer Sammlung von kurzen Prosastücken, Bräuche, Verhaltensarten, Gegenstände und Örtlichkeiten, die dem freien Autor während seiner täglichen Spaziergänge in Paris aufgefallen waren (Köhn 1989: 17).

Doch der aus dem Französischen stammende Begriff hatte früher eine weitere Bedeutung inne, und zwar die des Flanierens als Lebenseinstellung. Dazu gehört der passionierte Autor Franz Hessel, der als Liebhaber der Metropolen Berlin und Paris gilt. Lange Zeit war er vergessen, doch seit den achtziger Jahren wird er in der Literatur beachtet.





„Langsam durch die belebten Straßen zu gehen, ist ein besonderes Vergnügen. Man wird überspielt von der Eile der anderen, es ist ein Bad in der Brandung“.

So beschreibt Franz Hessel seine Flanerie durch Berliner Straßen, die er durch die Menschenmenge genießt. Seit Mitte der achtziger Jahre ist eine Textform wiederentdeckt worden, die den ...

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