Kausalität und Teleologie im Streite um die Wissenschaft

Abweichend vom orthodoxen Marxismus reduziert Adler indessen die Dialektik auf eine bloße Methodenlehre der Sozialwissenschaft, welcher keine Realdialektik des geschichtlichen Seins entsprechen soll. Ebenso lehnt Adler – darin einig mit anderen Theoretikern der zweiten Internationale wie Karl Kautsky und Karl Liebknecht – die Verbindung von wissenschaftlichem Sozialismus und Materialismus ab: der wahre Marxismus sei "in Wirklichkeit sozialer Idealismus". Der historische Materialismus verkehrt sich für Adler im Grunde in subjektiven Idealismus. Sein besonderes Interesse galt denn auch folgerichtig einer erkenntniskritischen Grundlegung der Soziologie, in der die... alles anzeigen expand_more

Abweichend vom orthodoxen Marxismus reduziert Adler indessen die Dialektik auf eine bloße Methodenlehre der Sozialwissenschaft, welcher keine Realdialektik des geschichtlichen Seins entsprechen soll. Ebenso lehnt Adler – darin einig mit anderen Theoretikern der zweiten Internationale wie Karl Kautsky und Karl Liebknecht – die Verbindung von wissenschaftlichem Sozialismus und Materialismus ab: der wahre Marxismus sei "in Wirklichkeit sozialer Idealismus". Der historische Materialismus verkehrt sich für Adler im Grunde in subjektiven Idealismus. Sein besonderes Interesse galt denn auch folgerichtig einer erkenntniskritischen Grundlegung der Soziologie, in der die Marx'schen Motive eine Verbindung mit dem Transzendentalismus Kants eingegangen sind. Den formalen Begriff von Demokratie kritisierend, differenzierte Adler zwischen der politischen Demokratie als Herrschaftsorganisation der bürgerlichen Klasse und einer sozialen Demokratie, in der mit den Klassengegensätzen zugleich die Unterdrückung abgeschafft sein und an ihre Stelle eine "solidarische Verwaltungsreform" der Gesellschaft treten solle. Die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft blieb für Adler gebunden an das Marx'sche 'Zerbrechen der Staatsmaschinerie'. Adler schrieb diese Abhandlung im Jahr 1904.



Max Adler (* 15. Jänner 1873 in Wien † 28. Juni 1937 ebenda) war ein österreichischer Jurist, Politiker und Sozialphilosoph; er war ein maßgeblicher Theoretiker des Austromarxismus. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns promovierte 1896 an der Universität Wien zum Dr. jur. und wurde Rechtsanwalt. In einer Schönbrunner Erzieherschule, in der junge Menschen zu Pädagogen ausgebildet wurden, konnte Max Adler reformpädagogische Programme gemeinsam mit seinen Kollegen Wilhelm Jerusalem, Alfred Adler, Marianne Pollak, Josef Luitpold Stern und Otto Felix Kanitz verwirklichen. 1920 habilitierte er an der Universität Wien und wurde a.o. Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien.

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