Kieloben

Die unglaubliche Geschichte einer Seefahrt

Dieser Kutter, die „Eisvogel“ ist so etwas wie ein Geschenk für angolanische Fischer. Jedenfalls fast. Denn sie bezahlen dafür. Eine kleine Besatzung bringt das Schiff in den Hafen von Luanda. Doch als der Kutter dort verspätet ankommt, fehlt eines der Besatzungsmitglieder - der ostdeutsche Journalist und Schriftsteller Joe Laska, der als Maschinenassistent mitgefahren war und bis zum Zwischenstopp in Gran Canaria in regelmäßigen Abständen von Bord berichtet hatte. Niemand kann oder will sagen, wo Laska abgeblieben war. Merkwürdig ist, dass einige Seiten des Schiffstagebuches, und zwar eben jene, in denen es um den Aufenthalt auf Gran... alles anzeigen expand_more

Dieser Kutter, die „Eisvogel“ ist so etwas wie ein Geschenk für angolanische Fischer. Jedenfalls fast. Denn sie bezahlen dafür. Eine kleine Besatzung bringt das Schiff in den Hafen von Luanda. Doch als der Kutter dort verspätet ankommt, fehlt eines der Besatzungsmitglieder - der ostdeutsche Journalist und Schriftsteller Joe Laska, der als Maschinenassistent mitgefahren war und bis zum Zwischenstopp in Gran Canaria in regelmäßigen Abständen von Bord berichtet hatte. Niemand kann oder will sagen, wo Laska abgeblieben war.

Merkwürdig ist, dass einige Seiten des Schiffstagebuches, und zwar eben jene, in denen es um den Aufenthalt auf Gran Canaria geht, durch Verschütten einer Flüssigkeit unleserlich geworden waren. Merkwürdig ist außerdem, dass dem ermittelnden Polizei-Serganten Romeo Fernandes kurze Zeit später der Fall „Eisvogel“ auf höhere Weisung entzogen wird. Alles, was die städtische Polizei mit ihren Mitteln zur Aufklärung habe beitragen können, sei getan worden. Der Rest sei Angelegenheit der Capitania, das heißt der Hafenverwaltung, der Versicherung und der deutschen Botschaft. Er, Romeo Fernandes, habe ab sofort in der Angelegenheit nichts mehr zu unternehmen. Doch dann hält der Sergeant das Tagebuch des verschwundenen Maschinenassistenten in seinen Händen und beginnt zu lesen …



Der Fall

Das Tagebuch

AN DER PIER

DIE OSTSEE

IM KATTEGAT

DIE NORDSEE

BREMERHAVEN

DER KANAL

DIE BISKAYA

FINISTERRE – BACKBORD

IM IBERISCHEN BECKEN

GIBRALTAR – BACKBORD

MADEIRA – STEUERBORD

AGADIR – ACHTERN

GRAN CANARIA

GRAN CANARIA – ACHTERN

GUINEA BISSAU – BACKBORD

CONAKRY – ACHTERN

GOLF VON GUINEA

SAO TOMÉ – VORAUS

CHRISTMAS TOMORROW

LUANDA- VORAUS

AUF REEDE

IM HAFEN

Der Tod des Sergeanten



GRAN CANARIA



Der Morgen ist hell und mild, wir machen zügig Fahrt unter Land. Das Ritual, die Kaffeerunde auf der Brücke. Ins Wort zum Morgen hinein, ein Seefunkgespräch aus Hamburg. Der Chief legt mir die Hand auf die Schulter und schiebt mich behutsam aus dem Ruderhaus in die Nock hinaus. Lass die ihr Zeug bereden, wir sollten die Sache mit der Kühlwassertemperatur noch einmal durchgehen.



Dann stehen wir an der Reling, schauen zur Insel hinüber, schauen uns an und der Chief zuckt bedauernd mit den Schultern.



Gran Canaria ist nun zum Schwimmen nah. Klippiger Strand, vom Wasser weg steil aufstrebende Felsen, handbreit geöffnet für einen Blick auf die Felder. Flache Häuser mit Gärten davor. Wäsche flattert, das verheißt einen schönen Tag.



In Kiellinie ein spanischer Fischer. Und achtern weht wieder die deutsche Flagge!



Chief, die falsche Flagge!



Was richtig ist, was falsch, bestimmt der Alte. Immer noch nicht begriffen?



Er boxt mir freundschaftlich in die Seite und schlendert hinüber zur Backbordseite des Dampfers.



Wie konnte ich annehmen, dass es sich bei der Flagge um ein Versehen handelt!



Der Kap'tain hat die Frage erwartet.



Was kümmert es dich, raunzt er, nicht ohne Schärfe. Ich habe hier das Kommando, mit Verlaub gesagt. Wir sind ein d-e-u-t-s-c-h-e-s Schiff und kommen aus Deutschland. Steht hinten auch wieder dran, wenn du es ganz genau wissen willst. Seit heute Nacht, drei Pinselstriche, als du noch in der Koje lagst.



Und dann schon sanfter: Das macht sich besser hier. Noch Fragen?



Und zum Südzipfel der Insel werden wir fahren, Arguineguin ist unser Hafen. Das ist besser so, bei diesem Wind, erklärt der Kap’tain in mein Staunen hinein, da ist es viel ruhiger, kleiner Fischereihafen, wird dir gut gefallen, keine Hektik dort, die Fischer mit ihren kleinen Booten, nette Leute, eine verträumte Ecke mit kleiner Fischkneipe gleich an der Pier, Minuten nur bis in die Stadt, alles in der Nähe, sogar eine kleine Werft, alles familiär und wir brauchen ja nur vier Meter zehn Wassertiefe, die haben wir dort allemal, dort sind wir für unseren Zwischenstopp gut aufgehoben. Eine Erklärung, ohne Atem zu holen.



Siebzig Kilometer weiter südlich. Den Törn verlängern. Sechs bis acht Stunden weiter die Fahrt bis zum Festmachen.



Welchen Grund gibt es für diese Entscheidung?





Der Eifer, mit dem mir der Kap’tain die Vorzüge des kleinen Hafens erläutert, macht mich neugierig auf die Gründe des Sinneswandels. Vor zwei Tagen noch hatte er Las Palmas als den idealen Platz für uns in höchsten Tönen gelobt, jeden anderen Hafen auch nur als Möglichkeit weit von sich gewiesen.



Jürgen Leskien

19.10.1939 in Berlin-Friedrichshain geboren.

Ausbildung und Arbeit als Motorenschlosser. Ab 1959 Offizier, Flugzeugführer/Navigator der Luftstreitkräfte der DDR. Ingenieur für zivile Flugsicherung, 1972 Entlassung aus der Armee.

Ab 1972 Studium der Theaterwissenschaften an der Theaterhochschule Leipzig, Arbeiten über Heinrich von Kleist, 1977 Diplom.

Dramaturg beim Fernsehen der DDR in Berlin. Seit 1978 freiberuflich tätig.

1978/79, 1981, 1982 Arbeit als Kfz-Schlosser im Rahmen der Entwicklungshilfe der DDR in Angola.

1983/84, 1988/89 Arbeit im UNHCR Flüchtlingscamp für namibische Flüchtlinge (Kwanza Sul in Angola) und im „ ANC Entwicklungs- und Ausbildungscamp Dakawa (Tansania) / Mazimbu“.

Die Berührung mit AFRIKA wird prägend für die schriftstellerische und publizistische Arbeit.

März 1990 bis Oktober 1990 Mitglied der Volkskammer der DDR.

Mitarbeit u. a. im "Ausschuss für Entwicklungspolitik". Als Parlamentarier offizieller Namibiabesuch, Rückführung der in der DDR lebenden namibischen Flüchtlingskinder.

1991 Teilnahme an der Afrikanischen Buchmesse in Harare / Simbabwe.

1994 / 1995 Mitinitiator der Spendenaktion ”Fischkutter für Angola”, 1995 als Maschinenassistent an Bord, Überführung eines ”DDR/Treuhand-Fischkutters” von Rostock nach Luanda.

Seit 1990 Arbeit in Namibia, u.a. Mitarbeit am Konversionsprojekt (ehemalige Basis der Südafrikanischen Luftwaffe, Projektleiter vor Ort) des Bremer Afrika Archivs und des Centre of Africa Studies (Universität Bremen) - "Ruacana Education with Production Centre" in Ruacana / Namibia.

Seit 2005 engagiert in der AFRI-LEO Foundation Namibia/Damaraland.

Bis 1992 Berlin-Prenzlauer Berg, seit 1993 Wohnsitz in Kleinbeuthen bei Berlin, wahlweise Namibia - Swakopmund, Damaraland, Farm Karos.



Literaturpreise

Erich Weinert Literaturpreis 1978

Literaturpreis der Stadt Berlin (DDR) 1984

FDGB-Literaturpreis 1987

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