Maxim Gorki, revolutionärer Romantiker und sozialistischer Realist
Maxim Gorki, Dichter, Revolutionär und Symbol des sozialistischen Realismus und proletarischen Humanismus, prägte mit seinen Werken wie Nachtasyl und Die Mutter die Weltliteratur nachhaltig. In seiner Festrede zu Gorkis 85. Geburtstag beleuchtet Friedrich Wolf die außergewöhnliche Lebensgeschichte, die kreative Methode und den unvergleichlichen Einfluss Gorkis. Er zeigt den Dichter als visionären Realisten und romantischen Träumer, dessen Heldenmut und Menschlichkeit in jeder Zeile aufscheinen.
Diese Rede ist nicht nur eine Würdigung eines der größten Literaten des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein Plädoyer für die Kraft der Literatur, die Welt zu verändern. Sie eröffnet eine zeitlose Perspektive auf den Kampf für soziale Gerechtigkeit, den Wert von Kritik und die Bedeutung des schöpferischen Optimismus.
Ein Muss für alle, die sich von Gorkis ungebrochener Leidenschaft für Menschlichkeit und Fortschritt inspirieren lassen möchten.
Festrede zum 85. Geburtstag Maxim Gorkis, gehalten am 25. März 1953 in der Deutschen Akademie der Künste
REALIST UND ROMANTIKER. DIE ERSTEN ERZÄHLUNGEN
HEROISCHE GEGENWART. KÄMPFERISCHER OPTIMISMUS
BEIM LEBEN IN DER SCHULE. MENSCHEN IN DER TIEFE
SCHÖPFERISCHE KRITIK. „DER TSCHELKASCH“
EIN NEUER STIL DER DARSTELLUNG
DIE WECHSELWIRKUNG ZWISCHEN ETHISCHEM UND ÄSTHETISCHEM
DIE PARTEILICHKEIT – EIN GRUNDELEMENT DES KÜNSTLERS
IST DIE DICHTKUNST LEHRBAR UND ERLERNBAR?
ZWEI GROSSE FREUNDE UND KRITIKER
„DAS ALLERHEILIGSTE IST DER MENSCH!“
Die wichtigsten Daten aus dem Leben und Schaffen Maxim Gorkis
Alexei Maximowitsch Peschkow, den die Welt als Maxim Gorki verehrend und liebend kennt – welche Vorstellungen tauchen schon bei diesem Namen auf? Das Zarteste und Stillste, wenn wir an das Sterben der Anna im ,Nachtasyl‘ denken, oder an jene Stelle der Erzählung ,Wie der Mensch geboren ward‘, wo der 23-jährige Wanderbursche Gorki, den eben entbundenen Säugling auf seinem Arm, neben der jungen Mutter im sanften Licht des Tages am Meer entlangschreitet. Und dann wieder ertönt das zornige ,Lied vom Sturmvogel‘, da einem „schwarzen Blitz vergleichbar“ der Sturmverkünder über die Meeresfläche fegt, diese um 1901 geschriebene Marseillaise der russischen Revolutionäre, oder der Stolz und Hass des Lokomotivführers Nil gegen den Spießer Bessemjonow im Drama ,Die Kleinbürger‘, die unerbittliche Härte und Logik im ‚Jegor Bulytschow‘. Und wie trifft uns gerade heute die schneidende Schärfe jener militanten Streitschriften und Artikel ,Mit wem seid Ihr, Meister der Kultur?‘ und ‚Wenn der Feind sich nicht ergibt, wird er vernichtet‘. Ja, das Zarteste und das Härteste waren in diesem Menschen vereint: der empfindsame Dichter der Natur und der Menschenseele und der unerbittliche revolutionäre Kämpfer gegen Lüge, Trägheit und Grausamkeit. Beide Kraftfelder vereinten sich in Gorki zu dem hohen Wirkungsgrad des kämpferischen Humanisten.
REALIST UND ROMANTIKER. DIE ERSTEN ERZÄHLUNGEN
Wem das Glück zuteil geworden ist, Gorki während eines Gespräches zu beobachten, der wird nie wieder das Gesicht dieses Menschen vergessen können – das durch lange Jugendjahre der Not, des Hungers, des Vagabundierens, des Erlebens von Grausamkeit und durch entbehrungsvolles Selbststudium gehärtete kantige Gesicht eines russischen Arbeiters; und plötzlich darin Dutzende, gleichsam zärtlich bewegte Fältchen und jene aus der Tiefe leuchtenden seltsam blauen Augen, die mit großer Aufmerksamkeit und Hingabe die Gesprächspartner zu verstehen suchten … ein Menschenantlitz! Soviel Gegensätze und Schroffheiten, soviel Einklang, Zusammenklang, Harmonie.
Korolenko, der bekannte russische Schriftsteller, der den jungen Gorki bei seinen frühen Erzählungen in rührender Weise beriet, war ganz beglückt, als er 1894 die erste größere Arbeit gelesen hatte – den ,Tschelkasch‘, jene Geschichte des Barfüßlers und Vagabunden aus Odessa. Korolenko erklärte damals dem sechsundzwanzigjährigen Gorki: „Ich habe Ihnen ja immer gesagt, Sie sind ein Realist.“ Doch dann überlegte er und fügte lächelnd hinzu: „Aber auch Romantiker zugleich.“
Es sei gestattet, gleich eingangs diese beiden Richtpunkte in Gorkis Entwicklung und Wesen anzuleuchten: Realist und Romantiker. Um es vorwegzunehmen, Gorki hat sich später oft selbst als revolutionären Romantiker bezeichnet – natürlich nicht im geläufigen bürgerlichen Sinne als einen Dichter mit Sehnsüchten nach der Vergangenheit und einer Flucht vor der Gegenwart ins Land der „blauen Blume“; sondern als einen Romantiker nach vorn, der in der Gegenwart schon von der Zukunft träumt, der die nahe Zukunft einer neuen Menschengesellschaft der sinnvollen, freudigen Arbeit und sozialen Gerechtigkeit voraussieht, der seine Zeitgenossen für die schon greifbare Welt der befreiten Arbeit aufruft und sie zu Taten mitreißt. Diese Wachträume der noch nicht vorhandenen, aber nahen Wirklichkeit, dieses Verkünden des nahenden Sturmes, das zugleich ein Aufruf zur Tat ist, machen Gorki zu jenem ersten proletarischen Romantiker und sozialistischen Realisten. Gerade dieser Begriff der revolutionären Romantik als untrennbarer Bestandteil des sozialistischen Realismus wurde bei der jüngsten Beurteilung Majakowskis vor kurzem in der Januarkonferenz des Gorkiinstituts für Weltliteratur in Moskau eingehend erörtert. Die ,Prawda‘ vom 2. 3. 1953 spricht in einem zusammenfassenden Artikel von der „herrlichen revolutionären Romantik, die ein untrennbarer Bestandteil der Kunst des sozialistischen Realismus“ im Schaffen Majakowskis sei.
Gorki selbst erklärte schon im Jahre 1928: „Ich denke, die Verbindung des Realismus und der Romantik ist unerlässlich. Nicht der Realist, nicht der Romantiker, sondern sowohl der Realist als auch der Romantiker sind gleichsam zwei Hypostasen (Substanzen) eines einheitlichen Wesens.“ Und 1934 variiert er in seinem Aufsatz ,Über die sowjetische Literatur' das gleiche Thema mit den Worten: „Die revolutionäre Romantik ist im Grunde genommen ein Pseudonym des sozialistischen Realismus.“
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Werkverzeichnis
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- Artikel-Nr.: SW9783689123956458270
- Artikelnummer SW9783689123956458270
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Autor
Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 76
- Veröffentlichung 26.11.2024
- ISBN 9783689123956
- Barrierefreiheit Aktuell liegen noch keine Informationen vor
- Wasserzeichen ja