Rote Erde – weißes Gras – Lernen Leben Lieben – 2

Ein Nomadenleben in zwei Welten

BAND 2 – Lernen Leben Lieben – Nach Kindheit, Jugend und als erste Lehrerin ihres Nomadenstammes im Nordosten Ugandas (Band 1: Eine Karamojong!) erkrankt Luisa Natiwi an Bronchitis. Ihr Husten wird als Rindertuberkulose gefürchtet und macht sie zur gemiedenen Person. Ein deutscher Journalist rät ihr zur Therapie in Deutschland. Freunde raten ihr zum Bleiben, um dem Diktator Idi Amin zu entgehen. Sie besucht eine Hotelfachschule und erlebt den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands aus der Perspektive einer Afro-Nomadin. Alles, was um sie herum geschieht, ist eine neue Welt. Ein ugandischer Arzt wird ihr Ehemann. Eines Tages verabschiedet er sich von ihr und... alles anzeigen expand_more

BAND 2 – Lernen Leben Lieben –



Nach Kindheit, Jugend und als erste Lehrerin ihres Nomadenstammes im Nordosten Ugandas (Band 1: Eine Karamojong!) erkrankt Luisa Natiwi an Bronchitis. Ihr Husten wird als Rindertuberkulose gefürchtet und macht sie zur gemiedenen Person. Ein deutscher Journalist rät ihr zur Therapie in Deutschland. Freunde raten ihr zum Bleiben, um dem Diktator Idi Amin zu entgehen. Sie besucht eine Hotelfachschule und erlebt den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands aus der Perspektive einer Afro-Nomadin. Alles, was um sie herum geschieht, ist eine neue Welt. Ein ugandischer Arzt wird ihr Ehemann. Eines Tages verabschiedet er sich von ihr und den drei Kindern, um seine kranke Mutter zu besuchen – und kehrt nicht zurück. –

Im folgenden 3. Band schildert Luisa ihre Rückkehr nach Uganda. Doch das Land lebt im Zwist mit seinen Völkern. Die Heimat ist zerrissen.





BAND 2 – Lernen Leben Lieben –



Nach Kindheit, Jugend und als erste Lehrerin ihres Nomadenstammes im Nordosten Ugandas (Band 1: Eine Karamojong!) erkrankt Luisa Natiwi an Bronchitis. Ihr Husten wird als Rindertuberkulose gefürchtet und macht sie zur gemiedenen Person. Ein deutscher Journalist rät ihr zur Therapie in Deutschland. Freunde raten ...



Inhalt Teil 2 »Lernen Leben Lieben«



Frohe Weihnachten!

Therapie im weißen Bett

»Du solltest etwas länger bleiben«

»Diese Person kommt mir verdächtig vor!«

Wie finden Mann und Frau zusammen?

Im Hotel ist alles möglich

Familienzuwachs

Stella

»Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme«







Ein sanftes Vibrieren wallte durch meinen Körper. So ist es also, wenn man fliegt! Das ist doch zum Lachen! Als ich lachend und hustend Luft bekam, sagte ich: »Kaffee!« »Was gibt es denn zu lachen?«, fragte mich die gelb-blaue Lufthansa-Fee. »Es lachen doch alle!« »Sie hat geträumt«, sagte der Inder neben mir. »Nein!« protestiert ich. »Ich habe gemerkt, dass es wahr ist. Ich fliege!« Die Stewardess wandelte ihre Fröhlichkeit in ein verbindliches Lächeln und informierte: »Boeing 747, Lufthansa, 9800 Meter Flughöhe, Ziel Frankfurt/Main.« Mit einer angedeuteten Verbeugung stellte sie den Kaffeebecher auf das Tablett vor mir, auf dem bereits ein durchsichtiges Plastikpäckchen mit der Bordverpflegung lag. Vorsichtig packte ich die einzelnen Speisen aus, roch daran, probierte vorsichtig. »Ist das nur für mich?«, fragte ich meinen indischen Nachbarn, der sich als Chandan Singh vorstellte und kein Lunchpaket dieser Art vor sich hatte. »Natürlich! Wir haben schon gespeist, als Sie noch schliefen. Was soll man auch machen auf einem Nachtflug.« Mein Blick fiel auf die zweifach zusammengefaltete Zeitung, die vor Chandan im Netz der Sitzlehne steckte. »Idi Amin« las ich den Anfang einer Schlagzeile und füllte meinen Kopf wieder mit der Gegenwart. »Kommen Sie aus Uganda?«, fragte ich den Inder. Chandan Singh schüttelte den Kopf, dann nickt er. »Nicht jetzt, ich war in Kenia. In Uganda wollte man mich schon seit drei Jahren nicht mehr haben. Idi Amin hat uns verjagt.« Nach einer kleinen Pause fügte er mit blitzenden Augen hinzu: »Was Besseres hätte er mir gar nicht antun können. Früher kratzte ich Schillinge zusammen, jetzt habe ich ein Dollar-Konto. Es geht mir ausgezeichnet!« Ich zeigte auf die Schlagzeile. »Gibt es wieder schreckliche Nachrichten über ihn?« »Gute gab's nie. Seine letzte Bosheit war, dass er sich zum Nationalfeiertag im Oktober von den letzten englischen Geschäftsleuten auf einer Sänfte durch Kampala tragen ließ. Inzwischen sind die ja auch weg.« Betreten schwieg ich. Was mag aus Frau Burton geworden sein, die schon ein Jahr zuvor Idi Amins »Säuberung von ausländischen Schmarotzern« zum Opfer fiel? »Und jetzt? Was ist jetzt passiert?« Chandan winkte ab: »Unbedeutendes. Jetzt wo er für ein Jahr Präsident der Organisation Afrikanische Einheit ist, wird es ja schon eine Nachricht, wenn er sich die Nase putzt.« Er lachte schallend über dieses Beispiel. »Das wäre allerdings tatsächlich eine Schlagzeile wert.« Darüber konnte ich nicht lachen. Mir rann ein Schauer über den Rücken, als mir einfiel, dass ich Amin einmal für einen kurzen Moment für charmant und zärtlich hielt.Der Inder sah mich prüfend von der Seite an: »Sie sind aus Uganda, nicht wahr? Ich weiß, er hat auch Freunde. Verstehen Sie bitte, dass ich nicht dazu gehöre; ich musste vor ihm fliehen – noch immer. Wer weiß, was er als Afrika-Präsident anrichtet! Jetzt fühle ich mich auch in Kenia nicht mehr sicher. Das nächste Jahr bleibe ich in Deutschland.« »Ich auch«, sagte ich, »ich bin auch vor ihm geflohen.« »Sie? Als Uganderin?« »Er wollte mich zur Frau haben.« Ich erschrak vor mir selbst, ich wollte es nie mehr erzählen. Chandan Singh sah mich verblüfft an. »Immerhin hat er Geschmack«, schmeichelte er. Mir stieg das Blut in die Wangen, und wieder musste ich husten. »Sie haben sich erkältet. Ist Ihnen kalt?« »Besonders warm ist es hier nicht«, sagte ich.Chandan zog seine Jacke aus. »Darf ich?«, fragte er mit charmanter Höflichkeit, und ohne meine Antwort abzuwarten, legte er mir das wärmende Sakko über das Sommerkleid, aus dessen gerüschten Ärmeln meine nackten Arme herausragten. »Danke!« Ich kuschelte mich ins körperwarme Tuch. »Noch drei Stunden«, sagte Chandan, »dann wird es erst richtig bitterkalt. Sie haben doch daran gedacht, dass jetzt in Deutschland Winter ist?« »Winter?«, wiederholte ich langsam. So hieß doch in Europa die Regenzeit. »Ich bin nicht wasserscheu! Und ich werde abgeholt.« »Aber mit dem Husten.« »Bronchitis«, stellte ich richtig. »Ich habe Bronchitis. In Deutschland wird man mich gesund machen. In einem halben Jahr fliege ich wieder nach Hause.« »Wirklich zurück?«, fragte Chandan. Er erwartete keine Antwort und bot mir ein Eukalyptus-Bonbon an. »Oh, danke!« Der Inder drehte die Zeiger seiner Armbanduhr drei Stunden zurück. »Das ist eine lange Nacht. Und wenn wir um acht Uhr landen, wird es dort noch dunkel sein.« »Ich werde mir die Zeit verkürzen«, sagte ich, schloss die Augen und zog die Jacke über meiner Brust zusammen. Im Landeanflug glitzerten die Lichter der erwachenden Stadt. Straßen zogen sich wie rot-weiße Lichterbänder durch die verdunkelte Landschaft. Mit einem Ruck setzte der metallene Vogel auf, glitt an blauen Lichtern entlang über die Rollbahn. Einige Passagiere klatschten in die Hände. »Bitte bleiben sie angeschnallt auf Ihren Plätzen, bis die Maschine zum Stillstand gekommen ist!«, tönte es aus den Lautsprechern, aber viele waren ungeduldig, reckten sich hoch, zerrten Taschen und Mäntel aus den Klappen über den Sitzen der Fensterreihen. Als die Maschine stand, wurde es eng in den Gängen, der Wettlauf zu den angedockten Gangways begann. »Meine Jacke bitte – tut mir leid!«, sagte Chandan Singh. Ich zog die Schultern nach vorn. »Schade, ich hatte mich so daran gewöhnt.« Als ich einen Schritt in den Gang machte, wurde ich mitgezogen, konnte gerade noch die Tasche greifen und trieb mit der Menge in den Shuttlebus und wieder hinaus bis an den Schalter. »Den Pass bitte!« Ich gab ihn hin, erhielt ihn abgestempelt zurück. »Meinen Koffer.«, sagte ich auf englisch. Der Mann zeigte eine Richtung. Dort kippten Gepäckstücke auf ein Metallband, und wenn sie nicht gegriffen wurden, verschwanden sie hinter einer Kurve. Ich staunte, sah bald schon meinen Koffer vorüber fahren, lief hinterher, kam nicht durch die Barriere der Menschen, die ebenfalls nach ihren Koffern und Taschen griffen – und sah verzweifelt, wie er in der Kurve verschwand. »Da kommt er wieder«, sagte jemand auf der anderen Seite. Es war Chandan Singh, der sich über meine Panik amüsierte. Er griff zu. »Ist er das? Gehört der Ihnen?« Ich nickte dankbar und folgte dem Strom der Menschen zum Ausgang. »Eine schöne Zeit in Deutschland«, wünschte mir der Inder, »und gute Besserung!« Dann war er im Menschengewirr verschwunden. »Stopp!«, wurde ich aufgehalten. »Haben Sie etwas zu verzollen?« Ich schüttelte den Kopf, wollte weitergehen. »Öffnen Sie bitte den Koffer«, verlangte der Zollbeamte und nahm mir mit bestimmendem Griff die Tasche aus der Hand. »Was ist das?«, wollte er wissen, während er hineinsah. »Geschenke«, sagte ich. Er war zufrieden, prüfte den Kofferinhalt mit den wenigen Kleidungsstücken darin, blickte abwechselnd auf mich und auf die zusammengelegte Sommerkleidung. »Wollen Sie nach Frankfurt oder nach Florida?«, fragte er. »Frankfurt«, sagte ich unsicher. »Ist etwas nicht richtig?« »Alles okay, Miss!«, sagte der grün Uniformierte grinsend und schloss den Koffer wieder. Ich durfte das Tor durchschreiten. Erst jetzt war ich richtig in Europa, in Deutschland, in Frankfurt.



Was noch zu sagen ist



Manchmal werde ich gefragt, wo ich meine Heimat habe. In Deutschland, wo ich die meisten Jahre meiner sechs Lebensjahrzehnte verbrachte? Oder doch im Herzen Afrikas, in Karamoja oder im grünen Süden Ugandas am Viktoria-See? Wenn ich die Augen schließe und mir vorstelle, dass jemand »Natiwi!« ruft – ja, dann spüre ich meine Wurzeln, die tief in der roten Erde stecken. Doch diese Zeit ist vergangen. Seit einiger Zeit empfinde ich es nicht einmal mehr sonderbar, wenn ich meine methusalemsalte Mutter auf ihrem Handy anrufe. Mir wird fast schwindelig, wenn ich diesen Zeitsprung überdenke – aus der Steinzeit ins IT-Zeitalter ... Aber ich will es nicht übertreiben, Afrika ist noch nicht am Ziel seiner Entwicklung – und ich muss gestehen, wenn ich dort bin, freue ich mich auf die Rückkehr nach Hamburg. Heimat hier und Heimat dort – ich habe beide in meinem Herzen.

Heute lebe ich in Hamburg. Meine Kinder haben Berufe im medizinischen Bereich, in der Organisation von TV/Film und im kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Bereich. Und ich habe Freude daran, Kindern afrikanische Märchen zu erzählen und Erwachsenen vom Nomadenleben und von den Bemühungen, dem Fortschritt hinterher zu laufen und um Hilfe zur Selbsthilfe zu bitten. Afrika braucht Schulen und Handwerk, Wissen um Landwirtschaft und Viehzucht, damit der Hunger nicht durch Lebensmittelspenden aus den Helikoptern bekämpft wird, sondern durch eigene Leistung. Afrika braucht Verständnis zur rechten Zeit, statt Mitleid wenn es fast zu spät ist ...

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