Vom U. K. zum H. K.
Die Geschichte von Willi, einem Arbeiter in den Berliner Siemens-Schuckert-Werken, der vom kriegswichtigen Status (u. k. – unabkömmlich) zur Ostfront geschickt wird. In einem bitteren Dialog mit seinem Kollegen Paul werden die Schrecken des Krieges und der Zynismus des militärischen Apparats entlarvt. In dieser kurzen, aber eindringlichen Erzählung von 1942 wird das Schicksal einfacher Arbeiter im Krieg beleuchtet – eine Mahnung an die Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten. Pauls Warnung vor dem "Himmelfahrtskommando" (H. K.) lässt den Leser nachdenklich zurück.
Mein Gott, Willi, wie siehst du denn aus, alter Junge? Also auch schon fertig gemacht, ich meine natürlich reisefertig! Schön siehst du aus in der neuen Uniform, frisch wie von der Stange, der reinste Kreuzritter … nee, nee, Spaß beiseite, ich meine das nicht wegen dem Stück Eisen im Kreuz, das kommt ja da draußen von ganz alleine, ich meine, weil du an dem Kreuzzug im Osten jetzt teilnehmen darfst: Willi aus den Siemens-Schuckert-Werken oder der jüngste Kreuzritter!
Sag mal, Willi, du warst doch eigentlich als Eisendreher in eurer Abteilung u. k., hochgradig unabkömmlich die ganzen Kriegsjahre, und jetzt haben sie auch dich geangelt? Muss ja ein ziemlicher Materialmangel da auf den Schlachtfeldern im Osten sein, an Menschenmaterial, dass sie hier daheim schon den eisernen Bestand angreifen. Oder hast du dir hier vielleicht die Schnauze verbrannt, Willi? Bist doch sonst so ’n stilles Wässerchen! Nichts passiert, gar nichts … konnt ich mir auch nicht denken.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Werkverzeichnis
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- Artikel-Nr.: SW9783689123055458270
- Artikelnummer SW9783689123055458270
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Autor
Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 11
- Veröffentlichung 04.10.2024
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- ISBN 9783689123055
- Wasserzeichen ja