Die Germanen von Piowar

Im Jahr 18 unserer Zeitrechnung muss Aldemar in einem kleinen germanischen Dorf die Kriegerweihe abbrechen, weil er fast erstickt wäre. Er ahnt lange nicht, welche Rolle sein Bruder Ekwin dabei gespielt hat. Seit diesem Tag wird er nicht nur von seinem Vater, sondern vom ganzen Dorf verachtet. Weil seine Ehre beschmutzt ist, will er nicht mehr in Piowar leben. Aldemar flieht gemeinsam mit seinen Freunden, die sich ebenfalls nicht von ihren Vätern verstanden fühlen und das Abenteuer suchen. Ihr Ziel ist Rom, weil ein Händler ihnen von dieser Stadt vorgeschwärmt hat. Im von den Römern besetzten Germanien trennen sich die Wege der Freunde. Aldemar... alles anzeigen expand_more

Im Jahr 18 unserer Zeitrechnung muss Aldemar in einem kleinen germanischen Dorf die Kriegerweihe abbrechen, weil er fast erstickt wäre. Er ahnt lange nicht, welche Rolle sein Bruder Ekwin dabei gespielt hat. Seit diesem Tag wird er nicht nur von seinem Vater, sondern vom ganzen Dorf verachtet. Weil seine Ehre beschmutzt ist, will er nicht mehr in Piowar leben.

Aldemar flieht gemeinsam mit seinen Freunden, die sich ebenfalls nicht von ihren Vätern verstanden fühlen und das Abenteuer suchen. Ihr Ziel ist Rom, weil ein Händler ihnen von dieser Stadt vorgeschwärmt hat. Im von den Römern besetzten Germanien trennen sich die Wege der Freunde. Aldemar erreicht als Einziger Rom und lebt dort über zehn Jahre. In dieser Stadt erlebt er Verrat und Intrigen, aber auch die Freundschaft mit dem jungen Seneca. Doch dann verliebt er sich in eine außergewöhnliche Frau, bis er auch von dort wieder fliehen muss.

Zur selben Zeit passieren in dem kleinen Dorf Piowar merkwürdige Dinge.

Der Roman folgt weitestgehend den historischen Tatsachen und zeichnet ein interessantes Bild über das Leben der einfachen Menschen im freien Germanien.



Prolog

Die Freunde - Im Jahr 18 n. d. Z.

Die Flucht

Nerthus

Rom, im Frühsommer 20 n. d. Z.

Erntezeit

Wintersonnenwende – 20. n. d. Z.

Tag- und Nachtgleiche – 21 n. d. Z.

Rom im Jahre 30 n d. Z.

Die Nornen – 32 n. d. Z.

Abschied – Herbst 33.n.d.Z.

Tanka 33 n.d.Z.

Heimkehr – Frühjahr 34 n. d. Z.

Nachwort

Sachwortregister



Die Flucht

Nach ihrer Flucht aus Piowar brauchten die drei Freunde Wochen, bis sie auf ihrem selbst gebauten Boot über die Warnow das große Wasser, das Aestenmeer, erreichten. Anfangs ging die Fahrt gut voran und die Jungmänner machten Späße über ihr altes Leben und schmiedeten Pläne für ihr neues. Streckenweise ruderten sie, manchmal ließen sie sich einfach von der Strömung treiben. Die Sonne schickte ihre ersten wärmenden Strahlen auf die Erde und die Vögel begannen zu zwitschern. Besonders in der Zeit, wenn der Himmel die Grenzen zur Finsternis durchbrach, erfüllten sie die erwachende Natur mit ihrem Konzert aus vielstimmigen Kehlen. Doch als die Jungmänner immer weiter in unbekannte Gegenden vorstießen, flößte ihnen der hohe Wall aus zartem Frühlingsgrün, das üppig wuchernde Dickicht aus Ästen, Blättern und Ranken Furcht ein. Ein schier undurchdringlich erscheinender Urwald hielt sie in seinen Klauen gefangen. Auch wenn sie es untereinander nicht zugeben wollten, so lauschten sie doch ängstlich den vielen unbekannten Geräuschen, die aus den Tiefen des Waldes zu ihnen drangen, wenn ihre Ruder verstummten. In der Ferne hörten sie Wölfe heulen, die nach dem langen Winter auf Beutezug gingen. Anfangs beobachteten sie voller Neugierde alles, was sie umgab. Aus den Resten eines winterbraunen Uferdickichts ragte ein umgestürzter Baum bis in die Mitte des Flusses. Dort sammelte sich allerhand Treibgut an, welches die Vögel für ihren Nestbau nutzten.

Der zahllosen Sümpfe wegen, die sich entlang der Warnow ausdehnten, waren sie zwar vor Angriffen durch wilde Tiere und andere Sippen sicher, fanden aber keine Lagerplätze für die Nacht. Die Fahrt auf diesem Fluss erschien ihnen zunehmend wie eine Reise, die geradewegs in die Heimat der Dämonen und Naturgeister führte. Hörten sie ein lautes Knacken im Unterholz, meinte Roland, der Ängstlichste der drei Jungmänner, dass sich ihnen ein Riese näherte, der sie alle in die Sümpfe stampfen wird. Am schlimmsten war es nachts. Der Verstand sagte ihnen, dass die Finsternis nichts Bedrohliches enthielt, doch gleichzeitig meinten sie, unheimliche Gestalten zu sehen, die sich aus dem Dickicht auf sie stürzten und sie zu verschlingen drohten. Aus dem heimatlichen Dorf zu fliehen war die eine Sache, aber in der Wildnis zu überleben, war etwas ganz anderes. Es war bei weitem nicht so abenteuerlich, wie sie es sich während der langen Zeit des Bootsbaus vorgestellt hatten. Das schöne Wetter hielt nicht lange an, es war umgeschlagen. Als tagelanger Regen ihre Kleidung durchnässte und sie bibbernd ohne Schutz versuchten, das Boot voranzubringen, sehnten sie sich nach einem wärmenden Feuer und einer heißen Suppe. Doch wegen des schilfumsäumten Ufers und der modrigen, von Mückenschwärmen bevölkerten Sümpfe konnten sie nirgends anlegen und ein Feuer entfachen.

Der mitgebrachte Proviant neigte sich dem Ende entgegen. Der Regen, der sich zeitweise mit Hagel mischte, setzte ihnen weiterhin zu. Die Stimmung war gedrückt. Rolands Verzweiflung wurde immer schlimmer: „Wenn wir nicht bald einen Rastplatz finden, können wir uns aussuchen, ob wir verhungern oder erfrieren. Eigentlich kann ich auch gleich in die Warnow springen, dann brauche ich mich nicht mehr zu quälen.“

Aldemar und Gotmar fehlte ebenfalls die Kraft, den Freund zu trösten. Inzwischen waren sie abgestumpft gegen den Hunger, die Kälte und den Urwald, der sie gefangen hielt. Eine dumpfe Trägheit war in ihre Körper gekrochen, nur die Angst breitete sich immer weiter aus, bis jeder Raum gefüllt war.

Die Hoffnung verließ sie genauso wie ihre Kräfte. Roland sprach aus, was die beiden anderen inzwischen auch glaubten. Die Bärentatze aus Wolken und die beiden Raben vor ihrer Abfahrt waren Warnungen der Götter gewesen. Isbert hatte vermutlich recht gehabt und gut daran getan, zu Hause zu bleiben. Aber sie in ihrem jugendlichen Größenwahn glaubten ja, dass ihnen nichts etwas anhaben konnte. Doch sie hatten Wodan erzürnt und nun mussten sie für ihren Ungehorsam bezahlen. Vermutlich würden sie sterben, bevor sie das große Meer erreichten, geschweige denn, dass sie jemals nach Rom kämen.

In den Nächten türmten sich die Baumriesen an den Ufern auf. In die Stille fuhr eine Brise, ließ Schilf und Äste erzittern, und ihr Wispern klang wie das Flüstern der Nachtgeister. Hin und wieder lugte der Mond hinter einer Wolke hervor und in dem Spiel aus Licht und Dunkelheit schienen die knorrigen Bäume zum Leben zu erwachen.

Das Rudern hatten die Jungmänner inzwischen aufgegeben, sie ließen sich nur noch von der Strömung treiben. Sie fingen an, sich ihrem Schicksal zu ergeben. Triefend vor Feuchtigkeit hockten oder lagen sie eng aneinander gelehnt unter den nassen Schafsfellen, die Gotmar von zu Hause mitgebracht hatte und versuchten, sich mit ihren Körpern ein wenig Wärme zu spenden. So dämmerten sie dahin, bis sich die Wirklichkeit mit der Traumwelt vereinigte, während der Fluss sie immer weiter nordwärts trug. In dieser Welt schien die Sonne und wärmte ihre unterkühlten Körper, die Vögel zwitscherten fröhlich ein Lied und es roch nach Braten. Ein verführerischer Duft, der immer intensiver wurde, stieg ihnen in die Nase und bahnte sich auf verschlungenen Pfaden den Weg in ihr Bewusstsein. Waren sie schon in Walhall oder war es doch nur ein Traum? Jetzt nur nicht aufwachen, die Welt war gerade so angenehm warm und friedlich.

„Aufwachen!“

Nein, jetzt bloß nicht die Augen öffnen und in den erdrückend grauen Himmel und den bedrohlich, mit seinen Fangarmen nach ihnen greifenden Urwald schauen.

„He Jungs, das Essen ist fertig oder habt ihr keinen Hunger.“

Die Jungmänner öffneten einer nach dem anderen die Augen und erblickten zwei Männer, die schon in einem Alter waren, in dem das Gesicht von Falten zerfurcht ist und das Haar von Silberfäden durchzogen wird. Der eine war hager, mit spitzbübisch dreinschauenden Augen. In der einen Hand hielt er eine Frame, in der anderen ein auf ein Messer aufgespießtes Stück Fleisch, mit dem er vor den Nasen der Jungen herumfuchtelte. Der andere war das ganze Gegenteil, er trug seinen, einem Bierfass ähnelnden Bauch prahlerisch vor sich her und machte einen verschlagenen Eindruck. er hieß Rango.

„Na endlich, ich dachte schon, ihr wollt gar nicht mehr zu uns zurückkehren, wäre jammerschade, denn ihr würdet diesen ausgezeichneten Hasenbraten verpassen“, gab der Dünne von sich und stellte sich als Farold vor.



Die beiden Männer hatten ihr Dorf ebenfalls verlassen und wollten wie die Jungmänner ans große Wasser. Sie gehörten zum Stamm der Warnen, deren Gebiet sich entlang der Warnow bis ans Aestenmeer erstreckte. Daher kannten sie sich in der Gegend so gut aus. Sie erzählten den Jungmännern, dass in den letzten Jahren immer zwei Monde nach dem Frühlingsvollmond ein fremdartiges Schiff auftauchte und die Besatzung den Einheimischen Bernstein und Felle und das begehrte blonde Haar der Frauen gegen allerhand interessante Dinge eintauschte. Sie kannten genau die Stelle, an der das Schiff ankern würde.

„Es ist nicht mehr weit bis zum großen Meer, wenn ihr wollt, könnt ihr euch uns anschließen, zu fünft können wir uns besser verteidigen als zu zweit und lustiger ist es auch.“

Die beiden Männer hatten ihnen das Leben gerettet und sie wussten, wann und wo das Schiff der Fremden auftauchen würde. Man konnte meinen, dass die Götter den Jungmännern verziehen hatten, indem sie sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatten. Trotzdem waren die Fremden Aldemar und Roland nicht ganz geheuer. Irgendetwas an der Art der Männer machte sie misstrauisch, auch wenn sie nicht genau sagen konnten, was es war. So nahmen sie sich vor, wachsam zu bleiben.



geboren am 28.5.1955 in Karow. Sie arbeitete als Krankenschwester, Hebamme und war lange Jahre als Dipl.-Medizinpädagogin und später als Beamtin in Schwerin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann in Pinnow. Seit frühester Kindheit interessierte sie sich fürs Schreiben und für Geschichte.

Mit dem historischen Roman „Agnodike und das Museion von Alexandria“ verwirklichte sie ihren Jugendtraum. Sie hat mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht u.a. durch die Teilnahme an einem bundesweiten Literaturwettbewerb. In regelmäßigen Abständen erscheinen Sprüche von ihr im Groh Verlag.

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