Die Insel des Todes - The Adventures of Chips Malibu 1

Horrorkabinett - Band 8

Eine touristische Insel im Süden Thailands, ein Privatdetektiv, der seiner Vergangenheit den Rücken zugekehrt hat, eine verschwundene Frau und ein blutrünstiges Wesen... Chips Malibu ist ein (Anti-)Held, der sich im ethischen Graubereich seiner Gegenwart stellt und versucht die Vergangenheit als gescheiterter Profisportler hinter sich zu lassen. In bester Groschenroman-Manier verbinden sich in seinen Pulp-Abenteuern mystische Begebenheiten mit rasanten Actionszenen, sexuellen Begegnungen und überbordender Gewalt. Wie in einem exploitativen US-Actionfilm der 80er Jahre erzählt ''Chips Malibu und die Insel des Todes'' seine Geschichte in einer rasant... alles anzeigen expand_more

Eine touristische Insel im Süden Thailands, ein Privatdetektiv, der seiner Vergangenheit den Rücken zugekehrt hat, eine verschwundene Frau und ein blutrünstiges Wesen...

Chips Malibu ist ein (Anti-)Held, der sich im ethischen Graubereich seiner Gegenwart stellt und versucht die Vergangenheit als gescheiterter Profisportler hinter sich zu lassen.

In bester Groschenroman-Manier verbinden sich in seinen Pulp-Abenteuern mystische Begebenheiten mit rasanten Actionszenen, sexuellen Begegnungen und überbordender Gewalt.

Wie in einem exploitativen US-Actionfilm der 80er Jahre erzählt ''Chips Malibu und die Insel des Todes'' seine Geschichte in einer rasant geschnittenen Tonart.



Die Straße lag im Dunkeln, der Dschungel zu beiden Seiten strahlte einen gespenstischen Schimmer aus. Erst glomm es tiefschwarz und dann leuchtete es grün auf, ganz so als ob jemand ein grünes Tuch über eine Nachttischlampe gelegt hätte, der Stoff alles dimmte und in ein unwirklichen, fremdartigen Schatten zwang. Und kurz davor war in Flammen aufzugehen.

Chips Malibu fuhr mit seinem gemieteten Motorroller auf der partiell geteerten schmalen Straße. Er sah einigermaßen albern aus, als 2,06 Meter großer dunkelhäutiger Riese, der auf diesem kleinen Scooter saß und vor sich hin tuckerte.

Die Insel hat tatsächlich einen unheimlichen Charme, dachte sich Chips.

Koh Tao, die Insel des Todes, wie sie in diesem lächerlichen YouTube-Video genannt wurde.

Eine Exploitation-Journalistin hatte einen wahren Todesfall, der vor über einer Dekade auf der thailändischen Insel im Süden geschehen war, genommen und allerlei Verschwörungsschwachsinn dazu gedichtet, gute Bilder gewählt mit einem trunkenen Soundtrack versehen und so eine kleine virale Sensation erschaffen.

Ein Video für Leute, die auch daran glaubten, dass die Erde flach sei und mächtige Leute die Wahrheit darüber verschleierten.

So galt Koh Tao nun, manchmal im Ernst, manchmal mit einem Augenzwinkern als Schreckensinsel, auf der, laut dem Video, dutzende von jungen Reisenden verschwunden waren.

Von Drogenkriegen über rituelle Morde bis hin zu einem nie gefassten Serienkiller waren alle möglichen Theorien vertreten.

Der einzige, der hier gleich jemanden umbringen wird, werde ich sein, dachte Chips grimmig.

Er bremste etwas ab und löschte das Licht des Scooters.

''Hier bist du also.'', sagte Chips leise zu sich selbst, hielt im Schatten an und beobachtete das kleine Restaurant.

Es war eine typische Thai-Außenküche, sechs Plastiktische mit Serviettenspendern, einer Aluminiumbox mit vier Gläsern, gefüllt mit Zucker, scharfen Soßen, manchmal frischen Knoblauch oder roten Pfefferschoten aus der Hölle.

Ein zusammengeschustertes Dach aus Wellblech und Bambusholz schützte vor plötzlichen Regeneinbrüchen und ein alter Standventilator rotierte unablässig vor sich hin und wehte das Papier, in das die Plastikstrohhalme verpackt waren, von den Tischen und über den Boden hinweg. Zwei Katzen lagen dösend unter den Tischen.

Der Polizist, jetzt mit Khaki-Shorts und Karibikhemd bekleidet, saß angetrunken an einem der Tische und schnatterte mit hellen Lauten auf Thai mit der alten Besitzerin.

Ein Moskito landete auf Chips' Arm und stach ihn. Er ließ es geschehen, erinnerte sich an heute Vormittag und sein Gesicht verhärtete sich.

Er war mit der Fähre am kleinen Hafen von Kho Tao angekommen, es war noch früh am Morgen. Die Sonne versteckte sich hinter grauen Wolken, die Wellen schlugen monoton und trüb gegen die hölzernen Pfähle, die den Steg ins Meer begleiteten. Am Pier fing ein junger, fröhlicher Thailänder die Wurfleine des Bootes und befestigte sie am Poller. Chips stieg von Bord, wischte sich den Schweiß von seinem rasierten Schädel und überragte alle anderen Touristen dabei. Und erst recht die Einheimischen. Die neugierigen Blicke kratzten ihn nicht und er machte sich auf den Weg zu einem der unzähligen Motorroller-Verleihshops. Die zusammengeschusterten Stromleitungen, die über die Dächer gespannt waren summten vor sich hin und vermischten sich mit den Pfiffen und dem Gesang der verschiedenen Vögel. Vertrocknetes Treibholz lag herum und überall sah man Plastikmüll achtlos auf dem Boden verteilt. Am Straßenrand standen verschiedenste Vans und Minibusse. In einem der Kofferräume eines silbernen Touristenbus lag ein thailändischer Fahrer, spielte an seinem Handy und döste ab und zu ein. Freilaufende Hühner kreuzten die kleinen Wege der Nebenstraßen, und dürre Katzen räkelten sich im spärlichen Schatten.

An jeder Straßenecke gab es einen kleinen 7/11-Einkaufsshop und die obligatorischen Straßenhunden schliefen entweder neben dem Eingang oder trollten sich die Treppen hoch und wieder runter.

Nach dem typischen Verhandlungsvorgang im Verleihshop saß Chips wenig später auf seinem kleinen Scooter und fuhr in die Richtung seines Motels.

Auf Koh Tao gab es eigentlich nur zwei große Straßen, die einigermaßen parallel verliefen und einmal vom Süden der Insel in etwa 30 Minuten zum Norden führten. Alle anderen kleinen Straßen und Wege führten von einer der zwei Hauptstraßen ab, entweder runter zum Meer und Strand oder hoch in den hügeligen Dschungel.

Bevor er vom Hafen überhaupt auf einer der Hauptstraßen gelangte, schnitt ihn ein Motorrad und zwang ihn zum Anhalten. Zwei Polizisten in ihre braunen Uniformen hatten darauf gesessen und ihn beim Absteigen skeptisch beäugt.

''Du. Ohne Helm'' sagte einer von ihnen im schlechten Englisch, als sie neben ihn traten.

''Oh'', erwiderte Chips. ''Wie jeder hier, oder?''

''Was jeder?'' sagte der Wortführer von beiden gereizt. ''Runter von Roller, du Affe!''

''Was war das?'' hatte Chips ihn fixierend gefragt und sich aufgerichtet. Es hatte den Anschein, als wäre er doppelt so groß, wie die beiden Thailänder.

Der Jüngere von den Beiden war instinktiv einen Schritt zurück gewichen, aber das Großmaul hatte dreckig gegrinst und war mit seiner Hand zu seinem Revolver gewandert.

''Du passt besser auf, Affe'' sagte er angriffslustig. ''Oder du bist gleich toter Affe!''

Chips hielt inne, und hatte beschlossen die Sache ruhig angehen zu lassen. Er konnte am ersten Tag der Ermittlungen hier keinen Ärger gebrauchen.

''Okay, Boss. Wie du willst. Also was machen wir wegen dem Helm?''

''Gib mir deine Geldbeutel'' verlangte der grinsende Polizist.

Beide trugen die typische hellbraune Uniform, die sie eher wie Soldaten erschienen ließ, als wie Polizeibeamte. Der Jüngere, der nicht viel zu der ganzen Situation gesagt hatte, sah aus wie ein thailändischer, sportlicher Jugendlicher. Der andere hatte einen dunkleren Teint, ein schmutziges olivgrün, das ihn eher wie einen Burmesen aussehen ließ. Er hatte schiefe Zähne, ölige schwarze Haare und trug eine Pilotensonnenbrille mit vergoldeter Fassung.

Chips reichte ihm seine Lederbörse. 20000 Baht hatte er sich gerade eben vom Bankautomaten abgehoben, das waren circa 575 Dollar.

''Aww'' gluckste der Polizist fröhlich beim Anblick der vielen Geldscheine. ''Das sollte reichen.'' Er nahm das komplette Bündel heraus und steckte es sich in seine Hemdtasche.

''Bist du wahnsinnig, du kleine Ratte?'' sagte Chips wütend. ''So etwas kostet vielleicht 500 Baht.''

''Nicht für dich, Schwarzmann!'' beleidigte der Polizist ihn ungelenk. ''Und jetzt du halten dein Maul und verpissen dich!''

Chips atmete aus, prägte sich seine Gesichtszüge genau ein und wurde eiskalt.

''Okay, Boss'' hatte er ruhig gesagt. ''Wie du meinst. Du bist der Boss.''

Chips war davon gefahren, und hatte den ganzen Tag damit verbracht den Polizisten ausfindig zu machen und heimlich zu verfolgen.

''Schwarzmann'' dachte sich Chips und musste schmunzeln. Das zumindest war neu.



***



Sechs Tage zuvor. Denver, Colorado. USA.



Es war ein seltsames Gefühl, das ihn viel zu sehr an die Vergangenheit erinnerte, als er mit seinem schwarzen Truck in seine alte Nachbarschaft fuhr.

Hier hatten wir unser Leben. Hier hat sie mich geliebt, dachte Chips.

Es lag noch immer Schnee, ordentlich zur Seite geräumt und zu riesigen Haufen aufgetürmt. Die Häuser hatten teilweise noch den Weihnachtsschmuck an ihren Fassaden und in manchen Gärten sah man verschneite Santa-Claus-Figuren aus Plastik, die mit ihren roten Backen in den toten Gesichtern fröhlich grinsten. Es war Ende Januar und es war kalt.

Chips hielt in einer Einfahrt und klingelte an der Tür.

Die Tür öffnete sich.

''K...''

''Chips'' unterbrach Chips Malibu die alte, dunkelhäutige Dame, die die Tür geöffnet hatte.

''Ja, richtig. Entschuldige. Dass hattest du ja gesagt. Komm' doch herein.''

''Danke.''

Innen breitete die alte Frau ihre Arme aus und Chips nahm die Umarmung entgegen. Er blieb kurz gebückt und genoss die warme Herzlichkeit.

''Es ist so lange her, mein Junge!'' sagte die Frau.

''Ja, das stimmt. Es tut gut dich zu sehen'' Er löste sich aus der Umarmung. ''Du und James, ihr wart die besten Nachbarn.''

''Ach, hör auf.'' sagte sie freundlich, gab ihm einen spielerischen Klaps auf den Unterarm und packte ihn unter dem Arm.

''Komm mit ins Wohnzimmer. Ich mache uns einen Kaffee.''

''Danke. Für mich nichts. Erzähl mir doch, was passiert ist.'' erwiderte Chips und kam sofort zur Sache.

Die alte Dame hielt in ihrer Bewegung inne und lehnte sich gegen den Türrahmen, der zur Küche führte.

''Du möchtest anscheinend nicht allzu lange bleiben, oder?'' fragte sie ihn unverblümt.

''Ganz genau. Nicht wegen dir, wirklich nicht. Aber dass alles hier...das ist schwer, verstehst du?'' sagte Chips während er auf einem alten, aber gepflegten Sofa Platz nahm.

''Es ist lange her, aber wenn ich zu lange aus deinem Fenster schau', dann kommt es mir fast so vor, als könnte ich die Kids jederzeit ums Eck rennen sehen.''

Die alte, rundliche Frau seufzte tief aus, sah ihn einen Moment mit Mitgefühl an und setzte sich ihm gegenüber.

''Du erinnerst dich an Annie?'' fragte sie Chips.

''Natürlich. Wie alt ist sie jetzt? 18?''

''21'' meinte die Alte. ''Sie ist verschwunden.'' Und dann begann sie plötzlich zu weinen. Sie schluchzte tief und laut, und Chips fühlte sich unbehaglich bei diesem Anblick ihres unverfälschten Gefühlsausbruch.

''Komm' Gloria. Reiß dich zusammen und erzähl mir, was passiert ist.'' sagte Chips schroffer, als ihm selbst lieb war.

Gloria pfriemelte ein gebrauchtes Taschentuch unter ihrem Rock hervor und schnäuzte sich.

''Annie ist verlobt. Sie und Ploy wollten nächsten Monat heiraten.''

''Ploy?''

''Das ist ihr Verlobter. Er ist Halb-Thailänder. Er ist auf Koh Samui stationiert.'' erklärte Gloria.

''Mhm'' raunte Chips. ''Beim thailändischen Militär?''

''US Army. Im Gesundheitswesen'' sagte Gloria stolz. Und ihr stolzes Gefühl machte Chips wütend. Er fragte sich, ob die jetzt nicht mehr so kleine Annie, jemals schwarzen Schwanz getestet hatte, oder ob dieser fuckin' 'Ploy' ihre erste Erfahrung überhaupt war.

''Er fungiert dort irgendwie als Helfer, ich habe keine Ahnung. Jedenfalls wollte Annie mit ihrer Freundin noch durch Thailand reisen bevor der große Tag kam und dann gemeinsam mit Ploy rechtzeitig zur Hochzeit zurückfliegen.'' Sie holte tief Luft.

''Aber sie sind nicht zurückgekehrt?'' fragte Chips.

Gloria begann wieder zu schluchzen. Die alte, dicke Frau bebte unter ihren Tränenschwall und Chips rutschte peinlich berührt auf dem Sofa hin und her.

''Tut mir leid'' versuchte sie sich zusammen zu nehmen.

''Schon gut'' sagte Chips leise.

''Ja, sie ist nicht aufgetaucht'' sprach sie unter Tränen weiter. ''Sie nicht, ihre Freundin nicht, und niemand ist erreichbar.''

''Vielleicht ist sie einfach hart am Party machen und ihr Handy ist ihr ins Meer gefallen oder so was?'' meinte Chips mit skeptischen Blick.

''Nein! Nein, Chips. Nicht meine Annie! Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Sie hätte sich längst gemeldet. Oder Ploy. Er ist der geordnetste Mensch, den ich kenne.'' sagte Gloria entschieden.

''Bitte, Chips'' und sie griff über den Glastisch und nahm seine Hände in die ihren. ''Bitte. Finde sie. Sie ist doch mein kleines Mädchen.'' Sie weinte erneut bitterlich.

Chips blickte sie an. ''Was ist mit den Bullen?'' fragt er.

Glorias Blick wurde eisig und enttäuscht.

''Polizei? Bei einem schwarzen Mädchen? Ja, wenn sie tot ist, schicken sie vielleicht eine Streife hierher. Die sind so langsam am tun, wie unser Präsident sich bewegt. Helfe mir Gott! Da geht doch keiner nach Thailand. Warten haben sie gesagt! Wie lange soll ich warten, Chips?'' fragte sie ihn verzweifelt.

Chips schmunzelte bitter.

''Gloria...weil du 'so ein Gefühl' hast, soll ich nach Thailand fliegen?'' fragte er leise und beinahe zärtlich.

''Chips'' sprach Gloria dunkel und ernst. ''James, Gott hab ihn selig, und ich, wir haben dich nie verurteilt für das, was geschehen ist. Auch wenn unchristliche Taten dabei waren'' sie bekreuzigte sich. ''So haben wir nie mit dem Finger auf dich gezeigt. Ich kannte und kenne deine Version nicht, habe nie deine Wahrheit gehört, aber ich weiß, dass du ein guter Mensch bist. Ich weiß, dass du Anstand in deinem Herzen trägst.'' Sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: ''Und ich weiß, dass du mir helfen wirst.''

Chips sah ihr in die Augen, erwiderte ihren ernsten Blick.

Am nächsten Morgen stand er am Terminal des Flughafens.

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