Taras Schewtschenko: Die Haidamaken und andere Nachdichtungen
Taras Schewtschenkos Epos Die Haidamaken zählt zu den bedeutendsten Werken der ukrainischen Literatur. In eindrucksvoller Bildsprache schildert der Dichter den großen Bauernaufstand von 1768 gegen die polnische Adelsherrschaft – ein Aufschrei gegen Unterdrückung, Willkür und nationale wie religiöse Demütigung. Erich Weinert hat dieses Werk während seines Moskauer Exils kongenial ins Deutsche übertragen. Mit sprachlicher Wucht und politischer Leidenschaft bringt er die Figuren, ihre Qualen und ihren Freiheitswillen eindringlich zum Ausdruck. Diese literarische Annäherung ist nicht nur ein historisches Zeugnis, sondern auch eine Erinnerung daran, wie viel Mut es braucht, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen.
DIE HAIDAMAKEN
VORBEMERKUNG
VORSPANN
EINLEITUNG
JAREMA
DIE KONFÖDERIERTEN
DER KÜSTER
DAS WEIHFEST IN TSCHIGIRIN
DER DRITTE HAHNENSCHREI
DAS BLUTMAHL
DIE BIRNENERNTE
DER TANZ IN LISJANKA
LEBEDIN
GONTO IN UMAN
EPILOG
VORWORT
DIE BLINDE
DIE HEXE
DER SOLDATENBRUNNEN I
DER SOLDATENBRUNNEN II
PETER
GEDICHTE UND LIEDER
DIE TARAS-NACHT
DAS AUFGEWÜHLTE GRAB
Tschigirin, o Tschigirin,
Überm Dorfe Subotowo
DIE KALTE SCHLUCHT
Meine Lieder, meine Träume,
Die Sonne wärmt nicht in der Fremde,
IRSHAWEZ
Ach, als wir noch Kosaken waren,
Was plag ich seltsam mich mit Fragen?
Nun wieder bring ich zu Papier
Immer muss ich in die Weiten
Keinen schlag, o Herr, mit Plagen,
Wie glücklich, wem ein Heim beschieden
DER PROPHET
An dunklen Klippen überm Dnjestr
Ich wurde in der Fremde groß
Nicht für den Ruhm, nicht für die Leute
Früh am Sonntag in der heiligen
Ach, mein grünes Feld, wie kamst du
Vor die weißen Wolken traten
Nichts Schönres gibt es allerwärts
Zähl im Kerker Tag und Nächte –
Wir sangen, gingen auseinand
Nie hat sie für mich gebetet,
Ihr noblen Herrn, o wüsstet ihr,
Mein lieber Gott, schon wieder Morden!
GEBETE
DIE NIXE
N. N.
Hei, und Nähtchen über Nähtchen
Bei dem Wald, am stillen Hügel,
Hätt ich ein Paar Schühlein, Lieber,
Bei dem Hause Katerinas,
Nebel, Nebel, Wald und Wiesen,
So träumte mir: Am stillen Hange,
NACH EDUARD SOWA
NACH DEM SERBISCHEN
An des Dnjeprs Buchten leise
IN DER KASEMATTE
DER DRITTE HAHNENSCHREI
Noch immer die Schlachzizenhunde
Das Land mit Schrecken überziehn.
Doch einen Tag noch: und die Stunde
Schlägt für das Volk um Tschigirin.
Es war am Tage Makkabäus,
Dem großen Fest der Ukrainer.
Die Polen und das Wuchrerpack,
An Blut und Branntwein übersoffen,
Dem Schisma fluchend, Mord und Brand
Verheißen sie dem wunden Land.
Jedoch die Haidamaken hoffen,
Dass bald der Schlaf sie übermannt.
Und nicht von Ahnungen betroffen,
Lag bald im Schlaf der noble Stand.
Es schnarcht der Pan; der Geldverleiher
Hat schnell sein Geld noch überzählt,
Fühlt Stück für Stück, ob keines fehlt;
Im Dunkeln zählt der alte Geier,
Dass niemand sieht, was er verhehlt.
Er schleppt’s ins Bett und fällt in Schlummer.
Ach, lägen sie schon in ewigem Schlummer!
Die Nacht ist dunkel, der Mond kommt spät.
Und Sterne, Himmel und Berge schauen,
Was bei den Menschen dort vor sich geht,
Damit sie Gott alles anvertrauen.
Du weißer Mond – auf der leuchtenden Reise,
Sahst du nicht unsere arme Waise
Oksana, die in Wilschana geliebt?
Wo leidet sie? Wo ist sie hingekommen?
Und sahst du Jarema? Hat er’s schon vernommen?
Wir werden ja sehn, was sich weiter begibt.
Hört zu, ich will euch was anderes singen;
Das ist kein Lied von Liebe und Tanz.
Erzählt euren Kindern von schrecklichen Dingen,
Womit der Kosaken Unglück begann.
Erzählt den Enkeln von großen Taten,
Wie die Kosaken die Schlachta zertraten,
Die unserem Lande nur Böses getan.
Lang schon war ein heimlich Gären
In der Ukraine,
Lange schon, seit rot vom Blute
Ward der Steppen Grüne.
Blut, das unsre Erde düngte,
Herzblut unserer Kühnen.
Tot die Väter, stummer Hügel
Wölbt sich über ihnen.
Doch verlassen stehn die Gräber;
Niemand weiß von jenen;
Niemand liebenden Gedenkens
Tränkt ihr Grab mit Tränen.
Nur der Wind mit leisen Lippen
Sie umkost und segnet,
Nur der Tau mit kühlen Tränen
Zärtlich sie beregnet.
Und der Strahl der frühen Sonne
Macht sie zum Geschmeide.
Doch die Enkel gehn vorüber,
Sä’n den Herr’n Getreide,
Wissen nicht, wo Gontas Grab ist,
Ihres edlen Führers,
Wissen nicht, wo ruht die Asche
Unseres Märtyrers.
Wo ruht Shelesnjak, der treue,
Nach den heißen Märschen?
Keiner denkt mehr ihrer, heute,
Wo die Henker herrschen.
Lang schon war ein heimlich Gären
In der Ukraine,
Lange schon, seit rot vom Blute
Ward der Steppen Grüne.
Tag und Nacht – Geschrei und Schüsse;
Ach, die Heimat röchelt.
Aber denke jener Tage –
Und die Seele lächelt.
Taras Schewtschenko
Taras Hryhorowytsch Schewtschenko war ein ukrainischer Maler, Dichter und Symbolfigur des nationalen Erwachens. Geboren am 9. März 1814 als Kind leibeigener Bauern im Dorf Morynzi, wuchs er unter schwierigen Verhältnissen auf, entwickelte jedoch früh ein bemerkenswertes Talent für Malerei und Dichtung. Dank der Unterstützung einflussreicher Künstlerfreunde konnte er sich 1838 aus der Leibeigenschaft freikaufen und als Student an der Kunstakademie in Sankt Petersburg weiterbilden.
Mit seinem ersten Gedichtband Kobsar legte Schewtschenko den Grundstein der modernen ukrainischen Literatur. Seine lyrischen Werke, meist in ukrainischer Sprache, spiegeln die Sehnsucht nach Freiheit, die Leiden des einfachen Volkes und die reiche Volkskultur wider. Gleichzeitig war er ein scharfer Kritiker der russischen Herrschaft in der Ukraine.
Seine politische Haltung führte 1847 zur Verhaftung und Verbannung. Unter Schreib- und Malverbot lebte er zehn Jahre lang als einfacher Soldat im russischen Exil. Trotz dieser Einschränkungen entstanden in dieser Zeit bedeutende Werke, oft im Verborgenen. Erst nach dem Tod von Zar Nikolaus I. wurde er begnadigt.
In seinen letzten Lebensjahren war Schewtschenko erneut künstlerisch und literarisch tätig, blieb aber politisch und gesellschaftlich umstritten. Er starb am 10. März 1861 in Sankt Petersburg, einen Tag nach seinem 47. Geburtstag. Auf eigenen Wunsch wurde er später in Kaniw am Dnepr beigesetzt – ein Ort, der heute eine nationale Gedenkstätte ist.
Taras Schewtschenko gilt bis heute als Nationaldichter der Ukraine. Seine Werke wurden vielfach vertont, seine Verse rezitiert bei politischen Kundgebungen, sein Porträt ziert Geldscheine, und sein Name steht für das Streben nach kultureller Eigenständigkeit und Freiheit.
Erich Weinert
Erich Weinert (1890–1953) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und politischer Lyriker. Geboren in Magdeburg, wurde er früh durch seinen sozialdemokratisch gesinnten Vater geprägt. Nach einer Ausbildung als Zeichenlehrer diente er im Ersten Weltkrieg und wandte sich danach künstlerischen und politischen Themen zu.
In den 1920er-Jahren machte er sich mit beißend satirischen Gedichten und Kabaretttexten einen Namen. Er war eng mit der kommunistischen Bewegung verbunden, trat 1929 der KPD bei und schrieb für die Rote Fahne. Seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch brachte Lieder hervor, die bis heute bekannt sind, etwa Der heimliche Aufmarsch.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Weinert ins Exil, zunächst nach Paris, dann in die Sowjetunion. Er schloss sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und war später in Moskau als antifaschistischer Propagandist tätig. 1943 wurde er Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland.
Nach dem Krieg kehrte er schwer erkrankt nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für den kulturellen Wiederaufbau. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte er Übertragungen ukrainischer Dichter wie Schewtschenko und Franko. Er starb 1953 und wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin beigesetzt.
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- Artikel-Nr.: SW9783689125547458270
- Artikelnummer SW9783689125547458270
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Autor
Erich Weinert, Taras Schewtschenko
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 518
- Veröffentlichung 06.08.2025
- Barrierefreiheit
- Barrierefrei nach: EPUB Accessibility Spec 1.1
- Aussehen von Textinhalten kann angepasst werden
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- Kommentar vom Verlag: Dieses E-Book ist barrierefrei nach EPUB Accessibility 1.1. Es enthält strukturierte Navigation, maschinenlesbare Spracheinstellungen, Alternativtexte für alle Bilder und keine bekannten Zugangshindernisse. Geeignet für Screenreader und barrierefreie Lesesysteme.
- ISBN 9783689125547
- Wasserzeichen ja