Rettet die Clowns!

In diesem Buch hat der Autor, Jahrgang 1935, die Erfahrungen seines Lebens in Versen gefasst und zusammengefasst. Sie beginnen mit einem ganz besonderen Zauber: Manegenzauber Ein Zirkuslöwe hält den Reifen und sein Dompteur, er springt. Dem Zebra fehlen ein paar Streifen. Der Clown ist ungeschminkt. Ein Jongleur mit nur einem Ball. Dem Seiltänzer fehlt das Seil. Ein Elefant im freien Fall. Das Publikum bleibt heil. Ein Karnickel erfreut die Kinder. Es zieht mit einem Griff den Zauberer aus dem Zylinder. Nur einer war’s, der pfiff. Ein schwarzes Pferd namens Hektor mit nur drei Beinen reitet auf dem Zirkusdirektor. Die Rhesusaffen greinen. Jetzt... alles anzeigen expand_more

In diesem Buch hat der Autor, Jahrgang 1935, die Erfahrungen seines Lebens in Versen gefasst und zusammengefasst. Sie beginnen mit einem ganz besonderen Zauber:

Manegenzauber

Ein Zirkuslöwe hält den Reifen

und sein Dompteur, er springt.

Dem Zebra fehlen ein paar Streifen.

Der Clown ist ungeschminkt.

Ein Jongleur mit nur einem Ball.

Dem Seiltänzer fehlt das Seil.

Ein Elefant im freien Fall.

Das Publikum bleibt heil.

Ein Karnickel erfreut die Kinder.

Es zieht mit einem Griff

den Zauberer aus dem Zylinder.

Nur einer war’s, der pfiff.

Ein schwarzes Pferd namens Hektor

mit nur drei Beinen

reitet auf dem Zirkusdirektor.

Die Rhesusaffen greinen.

Jetzt fühlen sich alle betrogen

unterm schiefen Zirkuszelt.

Aber mal ehrlich, ungelogen:

So ist unsre schöne Welt.



Aber nicht jeder Tag ist gleich:

Nirgendwohin

In manchen Tag

steige ich wie in ein Taxi.

Ich miete es.

Alles ist gemietet.

Ich glaube, zu fahren.

Mit mir wird gefahren.

Wohin will ich?

Nach Nirgendwohin.

Nirgendwohin gibt es nicht.

Ich fahre im Kreis.

Wie lange?

Bis der Tank leer ist.

Im Taxi auf Zeit

wachsen die Kilometer,

wächst der Preis,

den ich zahlen muss.

Also fahre ich zurück.

Am Ende sind wir alle

zu Hause.



Die Jahre kommen, die Jahre gehen:

Silvester-Modenschau

Das neue Jahr wird wie das alte:

Dieselbe schlechte Bügelfalte,

das Futter hängt zum Ärmel raus,

der Stoff am Rücken zieht sich kraus.

Es dröhnt aus großer Herren Munde:

Nobel geht die Welt zugrunde.

Wir brauchen Mut und Menschlichkeit,

so hieß es wieder landesweit.

Derselbe Lug, derselbe Trug.

Die Menschheit hat noch nicht genug.

Die einen zeigen sich im Frack,

die anderen gehen im Sack.

Der Modetrend der neuen Zeit

zeigt stets das alte Narrenkleid.

Wir können drehen es und wenden

und uns im Spiegel selber blenden -

Bald zeigt uns kalt der Januar:

Das neue Jahr wird, wie das alte war.



Und der Autor hat einen großen Wunsch, einen ganz großen Wunsch:



Rettet die Clowns!

Sie hören auf.

Ihre gemalte Träne

wird für eine Warze gehalten.

Keiner sieht in ihre Augen.

Grimassenschneider rauben

ihnen das Gesicht.

Ihr Lächeln gilt als Grinsen.

Wenn sie stürzen,

johlen die Massen.

Ihre Traurigkeit unter der Maske

passt in keine Werbung.

In ihren Worten nistet die Wahrheit

wie ein kranker Vogel.

Aber Verkleidung wird nicht erkannt,

weil sich jeder verkleidet.

Die feinen Späße der Clowns

müssen heute erklärt werden.

Wer einen Clown erklärt,

zerstört ihn.

Sie hören auf.

Rettet die Clowns!



Ach, du schrecklich schönes Leben

Manegenzauber

Tragen und getragen

Allein

Nirgendwohin

Ruheloser Wanderer

Ehejahre

Ich bin du

Alter Mann im Haus

Heimat

Kinderpuzzle

Im Zorn

Der Bettler

Hallo Teenie!

Brot im Mund

Was bleibt

Durch ein Spalier ziviler Gaffer zieht eine bunte Welt im Raffer

Unser Bier

Warnung

Ratgeber für Literaten

Kein Hummer!

Hotelgeräusche

Erzgebirgs(tor)tour

Kleinstadtmuseum

Die nackte Wahrheit

Substantivistisches

Kater Karl

Unerhörte Vorfälle

Solarerleuchtung

Schumannplatz

Empfangsgeld 89

Karnevalsaufzug

Besuchszeit

Ballade mit Handykap

Auto(r)biografie

Verarmung

Menschwerdung

Und wenn die Blätter langsam herbstlich rosten

Tellerhäuser

Klingerbach

Klöppelflügel

Buche an der Grenze

Natur und Geist

Fichtelberg

Superstar

Heißer Sommer

Osterspaziergang

Hiddensee

Herbstliche Erkenntnis

Luftsprünge

Schnee fällt ...

Verfolgungsjagd

Verlorenes Spiel

Silvester-Modenschau

Hoffnung

Als wäre nun jedes Sein ...

Manchmal sehe ich die nicht mehr sind

Auf dem Friedhof

Die Nachricht

Alfred Hridlicka

Endstation Verzicht

Männer ohne Frauen

Ein Mensch

Leben, leben!

Im Heim

Wir, aus dem Land voller Wegweiser

Angetreten

Der alte Veteran I

Der alte Veteran II

Deutsche Melancholie

Am alten Ziel

Misstraurigkeit

Die Auslasser

Raus und rein

Opportunes Drama

Maskenbildner

Schlagwortsahne

Der Vorsänger

Des Sängers Brot

Wege

Wer warf den ersten Stein?

Herztöne

Gut und schlecht

Seid gläubig

Macht und Furcht

Irr-ationalität

Schäferlied

Der leisen Stimmen sterben

Und keine Stille ist's ...

Wir Harlekine

Was bin ich?

Medea 2010

Späte Worte

Der alte Lehrer

Der Anruf

Befreiung

Im fernen Land

Draußen

Der Traum

Zeitungslektüre

Sonntagsspaziergang

Über den Dingen

Kindheit

Im goldenen Käfig

Jung geweiht

Wisst ihr noch?

Stimmen sehen

Maßnahmen

Krieg

Rettet die Clowns!



Der alte Lehrer

Zu seinem Neunzigsten

kommen seine Schüler

fünfundsiebzigjährig.

Alte Männer. Alter Mann.

Verzeiht mir! ruft er.

Bringt eure Abschlusszeugnisse.

Ich mache aus den Fünfen,

die ich euch einst gab,

jedem eine Eins.

Ach, lass mal, sagen sie,

das ändert uns nicht mehr.

Es ist schön, dass wir jetzt

für eine Stunde bei dir

wieder die Schüler sind.

Der Anruf

Ein Freund ruft mich am Abend an.

Die Stimme wirkt wie gebrochen,

er selber wie ein alter Mann.

So hat er noch nie gesprochen.

Er sagt, es geht ihm gar nicht gut,

er weiß nun nicht mehr wie weiter.

Zu Asche wurde ihm die Glut,

die Traurigkeit zum Begleiter.

Ich legte in meine Stimme

einen optimistischen Ton

und sagte ihm, solche schlimme

Stunden kenne ich schon.

Er hörte mich stillschweigend an,

als wenn er mich ertrüge.

Wir sagen uns oft dann und wann

eine gut gemeinte Lüge.

Unsere tröstenden Worte

machen uns auch noch stolz darauf.

Die kleinen freundlichen Morde

sind getan. Dann legen wir auf.

Befreiung

Ein Tag vorbei wie im Fluge.

Unter mir liegt meine Zeit.

Am Morgen, da waren’s noch kluge

Ideen, die mich trieben weit

in den Tag hinein.

Ich wollte ein Werk vollbringen

mit viel Witz und mit viel Kraft,

wollte mein Leben besingen

und habe es nicht geschafft.

Das musste wohl so sein.

Denn meine Nabelbetrachtung,

das Spiel mit meiner Seele,

ist doch nur eine Verfrachtung,

Zeit, die ich mir stehle.

Und sie macht mich klein.

Im fernen Land

Ach, Schlaf, du verlässlicher Freund.

Du sollst des Todes Bruder sein.

Aber meine Seele, sie streunt

ruhelos immer aus und ein.

Hüllt die Nacht meine Ängste zu

wie eine wärmende Decke,

komm ich auch im Traum nicht zur Ruh.

Ich wache auf und erschrecke.

Mir sind alle Zeichen der Zeit

auf Bedrohungen eingestellt.

Da hilft auch keine Christenheit.

Ich bin erkrankt an dieser Welt.

Die krank sind, erkannten das Leben.

Die Gesunden leben es nur.

Sie können bloß nehmen, nichts geben.

Das Dasein als Erholungskur.

Schlaf, du bist nicht Todes Bruder.

Du trägst mich in ein fernes Land.

Meine Angst zerstiebt zu Puder.

Die Nacht hat sie mir sanft verbannt.



Geboren am 28. April 1935 in Meerane.

Nach der Grundschule Besuch der Meeraner Webschule mit dem Abschluss als Wollstoffmacher und arbeitete anschließend in Webereien.

Von 1960 bis 1963 studierte er am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Danach leitete er die Gewerkschaftsbibliothek im VEB „Palla“. Neben der Halbtagstätigkeit widmete er sich seinem schriftstellerischen Schaffen.

Er gründete einen Literaturklub, war künstlerischer Betreuer des Zirkels Schreibender des Kulturbundes des Kreises Glauchau.

Von 1989 bis 1992 war er Redakteur beim „Meeraner Blatt“ und von 1992 bis 1993Referent des sächsischen Landtagsabgeordneten Joachim Schindler (SPD).

Seit 1970 schrieb Eckert als freiberuflicher Schriftsteller zwei Fernsehspiele, ein Theaterstück, zwei Romane, Erzählungen, Feuilletons, Geschichten, Aphorismen, Autobiografien, eine Biografie und Gedichte. Außerdem verfasste er Beiträge für 24 Anthologien sowie Artikel für zahlreiche Zeitungen. Eckerts Erzählweise reicht von humoristischen, ironisch-satirischen, politisch bissigen bis hin zu ernsten Tönen.

Auszeichnungen:

Förderpreis des Institutes für Literatur „J. R. Becher“ Leipzig und des Mitteldeutschen Verlages Halle 1972

Hans-Marchwitza-Preis der Akademie der Künste der DDR 1974

Kurt-Barthel-Preis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt 1983

Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber und Bronze des Kulturbundes der DDR

Bürgermedaille der Stadt Meerane 2016

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