Die Religion des Grals

Die mittelalterliche Erzählung vom Heiligen Gral gehört zu den großen abendländischen Mythen, die die Menschen bis heute faszinieren. Ausgehend von Richard Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" er-fuhr der Grals- und Parzivalmythos eine zunehmende Ideologisierung. Völkische, lebensreformerische, okkultistische, neuheidnische und jugendbewegte Gruppierungen instrumentalisierten den Mythos, wie die Studie für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nachweist. Sichtbar wird dabei die Suche nach einer alternativen, explizit völkischen Religiosität. Die Entwürfe arteigener Religiosität im Zeichen des Grals müssen vor dem... alles anzeigen expand_more

Die mittelalterliche Erzählung vom Heiligen Gral gehört zu den großen abendländischen Mythen, die die Menschen bis heute faszinieren. Ausgehend von Richard Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" er-fuhr der Grals- und Parzivalmythos eine zunehmende Ideologisierung. Völkische, lebensreformerische, okkultistische, neuheidnische und jugendbewegte Gruppierungen instrumentalisierten den Mythos, wie die Studie für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nachweist. Sichtbar wird dabei die Suche nach einer alternativen, explizit völkischen Religiosität. Die Entwürfe arteigener Religiosität im Zeichen des Grals müssen vor dem Hintergrund einer durch Industrialisierung und Technisierung bedingten allgemeinen Sinn- und Modernisierungskrise verstanden werden. Überdies ist die völkische Religiosität in den viel größeren Kontext religiöser Fundamentalismen einzuordnen, die dem christlichen Fundamentalismus nordamerikanischer Provenienz strukturverwandt sind.



Sandra Franz studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Slavische Sprachwissenschaft (Russisch) und Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Promotion in Neuerer Geschichte 2006.



Einleitung



A. Die Grundlagen: Der Grals- und Parzivalmythos



I. Mythos und Historie

1. Zum Mythosbegriff

2. Der historische Hintergrund



II. Der Gralsmythos im Mittelalter und in der Neuzeit

1. Die mittelalterlichen Gralsromane

2. Die Wiederentdeckung seit Spätaufklärung und Romantik

3. Wagners "Parsifal" – Weltanschauungsdrama und Ersatzreligion?



B. Die Grals- und Parzivalrezeption im Kaiserreich



I. Der Bayreuther Kreis

1. Vorbemerkungen

2. Das Zentrum und der innere Kreis

2.1 Hans von Wolzogen Parsifal als deutscher "Glaubensheld"

2.2 Ludwig Schemann Parsifal als protestantischer Ersatzheiliger

2.3 Houston Stewart Chamberlain Parsifal – Vorbild für den "arischen Christus"?

3. Der weitere Kreis

3.1 Johann Heinrich Löffler "Parsifal" im Zeichen der "Deutschen Mythologie"

3.2 Bernhard Förster Parsifal als Kämpfer für ein deutsches Christentum

3.3 Arthur Seidl Parsifal als "christlicher Christus"

3.4 Leopold von Schroeder "Parsifal" als arisches Mysterium

3.5 Weitere "Parsifal"-Deutungen aus dem Jahre 1915

4. Zusammenfassung



II. Die Sucherromane völkischer Schriftsteller

1. Vorbemerkungen: Heimatliteratur, völkische Literatur und Sucherromane

2. Hermann Popert "Helmut Harringa" – die Lichtreligion

3. Hermann Burte "Wiltfeber der ewige Deutsche" – die "Krist"-Religion

4. E.G. Kolbenheyer "Montsalvasch" – die Natur als Religion

5. Friedrich Lienhard "Der Spielmann"- Synkretismus als Religion

6. Zusammenfassung



III. Völkisch-okkultistische Gruppierungen

1. Vorbemerkungen: Okkultismus und Theosophie

2. Die Theosophen

2.1 Harald Arjuna Grävell van Jostenoode Der Gralsmythos und die arische Religion

2.2 Die Zeitschrift "Prana" Der Gralsmythos und das esoterische Christentum

3. Die Anthroposophen

3.1 Rudolf Steiner Die anthroposophische Gralsexegese

3.2 Max Seiling Gralsexegese zwischen Anthroposophie und Ariosophie

4. Die Ariosophen

4.1 Guido (von) List Der Gral als heidnisches "Symbolon"

4.2 Jörg Lanz von Liebenfels Der Gral als "das Mysterium der arisch-christlichen Rassenkultreligion"

5. Zusammenfassung



IV. "Neuheidnische" und deutschchristliche Gruppierungen und Protagonisten

1. Vorbemerkungen

2. Theodor Fritsch und die Zeitschrift "Hammer" Wagners "Parsifal" als Modell für ein germanisiertes Christentum

3. Willibald Hentschel und der "Mittgartbund" Die Gralsgemeinschaft als Vorbild für eine neopagane "Zuchtreligion"

4. Wilhelm Schwaner und die Zeitschrift "Der Volkserzieher" Wagners "Parsifal" als ideale Synthese aus Christentum und Germanentum

5. Der "Volkserzieher" und völkische Multifunktionär Adalbert Luntowski Der Gralssucher und die Suche nach dem deutschen Glauben

6. Zusammenfassung



C. Die Grals- und Parzivalrezeption in der Weimarer Republik



I. Der Münchner völkisch-okkultistische Untergrund

1. Vorbemerkungen

2. Der "Kosmiker" Alfred Schuler Der Gral als "Blutleuchte"

3. "Germanenorden" und "Thule-Gesellschaft" "Juden-Graal" und "Deutscher Gral"

4. Der Runenokkultist Rudolf John Gorsleben Der Gral als "das reine Blut der arischen Rasse"

5. Zusammenfassung

II. Die Jugendbewegung

1. Vorbemerkungen

2. Der "Weiße Ritter" und Martin Voelkel Der Gral als Sinnstiftungsobjekt

3. Wilhelm Kotzde und die "Adler und Falken" Der Gral als Symbol des deutschen Glaubens

4. Zusammenfassung



D. Die Grals- und Parzivalrezeption in der NS-Zeit



1. Vorbemerkungen: Hitler und der Gralsmythos

2. Otto Rahn Gralsmythos und Katharismus

2.1 Otto Rahn – der "Gralssucher" in SS-Diensten

2.

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