Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder: Wer war Julius Barmat?

Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen. Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung... alles anzeigen expand_more

Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen.

Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, "ostjüdischer" Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.



Martin H. Geyer ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsthemen sind die Geschichte der Zwischenkriegszeit, die Entstehung des modernen Belagerungs- und Ausnahmezustands und die Zeitgeschichte seit den 1970er und 1980er Jahren.



Einleitung

Julius Barmat – ein bekannter Unbekannter



Kapitel 1



Grenzüberschreitung: Der Ostjude, der aus dem Westen kam Einwanderer mit wirtschaftlichen und politischen Ambitionen



Umstrittener Großlieferant von Lebensmitteln ins hungernde Deutschland



Korruptionsdebatten im Übergang vom Kaiserreich zur Republik



Kapitel 2



Grenzgänger des Kapitalismus in der Zeit von Hyperinflation und Währungsstabilisierung 1923/24



Ein charismatisches "Konzern-Genie"? Die Expansion des Barmat-Konzerns 1923/24



Ein spekulationsbereiter Partner: Die Preußische Staatsbank



Reichspostminister Höfle auf Abwegen



"Zins- und Kreditwucher": Der Fall Jakob Michael



"Luftgeschäfte": Der Fall des Waffenhändlers Iwan Kutisker



Zwei Interpretationen des wirtschaftlichen Grenzgängertums



Kapitel 3



Grenzen der politischen Moral: Korruption und Koalitionspolitik 1925



Empörung



Politische Systemfrage: Bürger- vs. "Barmatblock"



Die Skandalisierung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert



Kleine Geschenke und große Politik: Die "Korruption der SPD"



Kapitel 4



Das System schlägt zurück: Die Grenzen des republikanischen Rechtsstaates 1926–1929



Republikanische Empörungen und Gegenskandalisierungen



Die Disziplinierung der Staatsanwälte: Eine Kriminalgeschichte der besonderen Art



Vertrauenskrise der Justiz?



Bemühungen um politische Friedensschlüsse: Das Barmat-Urteil 1928



Kapitel 5



Grenzen der Repräsentation: Politisches Theater 1926–1930



"Unpleasant play": Der Kaufmann von Berlin



"Politische Zeitstücke" und Kapitalismus



Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen



Verfremdetes Berlin: Mahagonny und Panama



Kapitel 6



Grenzgänger der Vernunft: Die Aporien des politischen Aufklärungsradikalismus



"Der Michael Kohlhaas-Kampf des Bücherrevisors Lachmann"



Nationale Mobilisierungsstrategien des alldeutschen Verlegers Julius F. Lehmann



Gottfried Zarnow: Ein deutscher Émile Zola?



Das bittere Ende des Aufklärungsradikalismus



Kapitel 7



Schließungen: Krise des Kapitalismus, Maßnahmenstaat und Ausgrenzungen 1930–1939



Völkische Dialektik: "Enteignet die Fürsten. Barmat braucht Geld!"



Weltwirtschaftskrise: Misere des Kapitalismus und des Staates



Kampf gegen "Korruption" und "Volksschädlinge"



Radikalisierung des Maßnahmenstaates: Vermögenskonfiskation und Ausbürgerung



Kapitel 8



Ein grenzenloser Betrüger? Eine transnationale Geschichte 1929–1934



Börsengeschäft mit großen Folgen: Die Schweizer "Affaire Appenzell"



Der Betrug an der Belgischen Nationalbank



Französische Verschwörungsfantasien: "Les deux heimatlos" Serge Alexandre Stavisky und Julius Barmat



Die belgisch-holländische Ausweisungsdebatte



Die Grenzen der sozial-moralischen Ordnung. Ein flämischer Barmat-Roman



Kapitel 9



Der Aufstieg der Rexisten und die belgische "Affaire Barmat" 1934–1938



Léon Degrelles Kampf gegen den "Hyperkapitalismus" und das System politico-financier



Die Anatomie eines Skandals



Ein kurzer Prozess



Kapitel 10



Radikalisierung und Grenzüberschreitungen 1933–1945



Ausmerzung des "Barmat-Geistes"



Jud Süß und Der ewige Jude



Gewalt und Vernichtung



Nachbetrachtungen



Über das Verschwinden von Julius Barmat



Anmerkungen



Anhang



Abkürzungsverzeichnis



Archive



Zeitungen



Literaturverzeichnis



Personen- und Sachregister



Danke

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