Politik

Expressionismus 15/2022

Die expressionistische Kunst ist in vielerlei Hinsicht politisch: Aus dem Bruch mit den Traditionen – die ja sowohl ästhetische als auch gesellschaftliche Traditionen sind – ergibt sich der Wunsch nach einem "neuen Menschen" und das beginnende 20. Jahrhundert wird als Chance auf einen radikalen Neuanfang gesehen. Der Expressionismus bewegt sich im Spannungsfeld einer Kritik am 'Alten' und dem Beschwören von Visionen, die einerseits oft eigentümlich abstrakt und unklar bleiben. Andererseits schließen sich Expressionist*innen aber oft auch zumindest zeitweise radikalen politischen Bewegungen an. Auch die Anschlüsse an die Lebensreform-Bewegungen... alles anzeigen expand_more

Die expressionistische Kunst ist in vielerlei Hinsicht politisch: Aus dem Bruch mit den Traditionen – die ja sowohl ästhetische als auch gesellschaftliche Traditionen sind – ergibt sich der Wunsch nach einem "neuen Menschen" und das beginnende 20. Jahrhundert wird als Chance auf einen radikalen Neuanfang gesehen. Der Expressionismus bewegt sich im Spannungsfeld einer Kritik am 'Alten' und dem Beschwören von Visionen, die einerseits oft eigentümlich abstrakt und unklar bleiben. Andererseits schließen sich Expressionist*innen aber oft auch zumindest zeitweise radikalen politischen Bewegungen an.

Auch die Anschlüsse an die Lebensreform-Bewegungen haben einen politischen Kern, insofern sie eine alternative Form von menschlicher Gemeinschaft erproben. Zudem reagieren expressionistische Texte und Kunstwerke auf realpolitische Ereignisse und sind von diesen inhaltlich wie programmatisch beeinflusst. Gleichzeitig haben gegensätzliche politische Systeme sich ihrerseits am Expressionismus gerieben und ihn als dekadent oder – wie in der berüchtigten Münchner Ausstellung von 1937 – als 'entartet' betrachtet.

Das Verhältnis des Expressionismus zur Politik ist ein komplexes, dessen Facetten das Themenheft aus interdisziplinärer Perspektive genauer nachgeht. Entsprechend eröffnet das Heft in seinen Beiträgen eine vielseitige Sichtweise, die exemplarische Werke aus Kunst, Literatur und Architektur im Kontext der Frauenbewegung, der italienischen Nationalbewegung und der deutschen und österreichischen Kaiserreiche untersucht. Weitere Themenschwerpunkte bilden die Diskussion über Kommunismus und Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg.

Mit Beiträgen von Marijke Box, Anja Degner, Norbert Grube, Elmar Kossel, Luigi Monzo, Akane Nishioka, Annadea Salvatore und Dennis Schäfer.



Kristin Eichhorn (PD Dr. phil.) ist Vertretungsprofessorin für Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Sie hat in Kiel Germanistik und Nordistik studiert, zur deutschsprachigen Fabel der Aufklärung promoviert (Die Kunst des moralischen Dichtens. Positionen der aufklärerischen Fabelpoetik im 18. Jahrhundert, Ergon 2013) und in Paderborn habilitiert (Ein Mensch in seinen Gedichten. Johannes R. Becher und die Konzeption modernen Dichtertums im 20. Jahrhundert). Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sowie Trivial- und Unterhaltungsliteratur.

Johannes S. Lorenzen studierte Literatur- und Medienwissenschaften sowie englische und nordische Philologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach dem Studium war er als Dozent für neuere deutsche Literatur und Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache tätig. Zu seinen Forschungsinteressen gehören u.a. Literatur des Expressionismus und der frühen Moderne und Popliteratur. Seit Mai 2015 ist er Mitherausgeber von Expressionismus (mit Kristin Eichhorn).

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