AMNOG-Report 2025
Innovationsförderung und Kostendämpfung: Ein Widerspruch?
AMNOG-Report 2025
'Das AMNOG entwickeln wir mit Blick auf die 'Leitplanken' und auf die personalisierte Medizin weiter. Dabei ermöglichen wir den Zugang zu innovativen Therapien und Arzneien und stellen gleichzeitig eine nachhaltig tragbare Finanzierung sicher', heißt es im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD. Die gleichzeitige Förderung des Marktzugangs innovativer Arzneimittel und die Stärkung der Standortattraktivität für die Pharmaindustrie können für die Weiterentwicklung von Regulierungssystemen wie dem AMNOG eine große Herausforderung darstellen. Kurzfristiges Handeln ist aber erforderlich, da die derzeitige Ausgabendynamik auf eine Dysbalance von Einnahmen und Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen trifft. So betrug das GKV-Ausgabenplus für Arzneimittel im Jahr 2024 gegenüber 2023 fünf Milliarden Euro, ein Anstieg von knapp 10 Prozent. Unter den großen Ausgabenpositionen der GKV wachsen Arzneimittelausgaben damit überproportional stark an. Dies ist insbesondere auf Preis- und Mengensteigerungen für patentgeschützte Arzneimittel zurückzuführen.
Es stellt sich die Frage, ob eine nachhaltige Innovationsförderung auf der einen und eine wirksame Ausgabenkontrolle auf der anderen Seite überhaupt möglich sind. Ja, finden die Autoren und Gastautoren des DAK-AMNOG-Reportes.
Allerdings waren die mit der Feinmechanik des AMNOGs verknüpften Sparmaßnahmen (Stichwort Leitplanken, Kombinationsabschläge und Vertraulichkeit) nicht nur nicht erfolgreich, sie haben auch zu einem bedeutenden Anstieg der Komplexität des Verfahrens geführt. Erforderlich ist vielmehr eine Rückkehr zu einer einnahmenorientierten Ausgabenpolitik - auch in der Arzneimittelversorgung.
Der 12. DAK-AMNOG-Report diskutiert hierzu verschiedene Optionen. Dabei steht eine Rückführung des AMNOGs auf seine Kernaufgaben sowie eine Neudefinition des Innovationsbegriffes im Mittelpunkt der Vorschläge. Das AMNOG wieder einfach machen und gleichzeitig planbare (faire) Instrumente zur Ausgabenregulierung implementieren - so lautet die Synopse der Vorschläge.
'Innovationsförderung und Kostendämpfung muss kein Widerspruch sein. Mit einer Vereinfachung des zuletzt komplex gewordenen AMNOG-Systems tragen wir zu mehr Transparenz und Planbarkeit bei. Dies muss andererseits ebenso für die Finanzierung der Arzneimittelkosten gelten, welche beispielsweise durch dynamische Preisabschläge an die Einnahmenentwicklung der GKV geknüpft werden sollte', sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit.
'Ein Aufwuchs an Komplexität und fehlende Planbarkeit bestimmen seit knapp drei Jahren das AMNOG, bislang ohne messbaren Effekt auf die Entwicklung der Ausgabendynamik neuer Arzneimittel. Zu diskutieren ist, ob das AMNOG selbst der richtige Ort ist, Ausgaben nachhaltig zu regulieren. Ein Neustart bei Pay-for-Performance-Modellen und eine Anpassung von Selbstbeteiligungen sollte vielmehr auf die politische Agenda', bilanziert Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Lehrstuhlinhaber für Gesundheitsökonomie an der Universität Bielefeld, die Ergebnisse des AMNOG-Reportes.
Der Reihenherausgeber: Andreas Storm ist Vorsitzender des Vorstandes der DAK-Gesundheit.
Prof. Dr. Wolfgang Greiner ist seit April 2005 Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement an der Universität Bielefeld. Vor seiner Berufung war er an der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, einer Gemeinschaftseinrichtung der Universität Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), als Forschungsleiter tätig. Er ist Autor zahlreicher Buch- und Zeitschriftenartikel und Managing Editor der Zeitschrift 'European Journal of Health Economics'. 1999 wurde er in das Board der EuroQol-Foundation in Rotterdam gewählt. Im Mai 2007 wurde Prof. Greiner vom Bundesgesundheitsministerium in den wissenschaftlichen Beirat für die Neugestaltung des Risikostrukturausgleiches in der gesetzlichen Krankenversicherung berufen. Prof. Greiner war langjähriges Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR-Gesundheit) und Vorsitzender der Honorarkommission. Derzeit ist er Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten der BARMER, der DAK-Gesundheit und der TK sowie in dem Aufsichtsrat des Medizinischen Zentrums für Gesundheit Bad Lippspringe GmbH.
Dr. Julian Witte ist Gründer und Geschäftsführer von Vandage, einer auf gesundheitsökonomische Strategieberatung und die Analyse von Real-World-Daten spezialisierten Boutique-Beratung. Er berät zu versorgungsbezogenen und analytischen Fragestellungen und ist Impulsgeber für ein nachhaltig datengetriebenes Gesundheitswesen.
Dr. Daniel Gensorowsky ist Prokurist und Teamleiter Gesundheitsökonomie bei Vandage. Neben finanz- und arzneimittelpolitischen Fragestellungen liegen seine Schwerpunkte in der Nutzung von Real-World- Evidence für den Marktzugang und die Evaluation innovativer Gesundheitstechnologien.
Jana Diekmannshemke ist als Statistikerin Teil des analytischen Teams von Vandage. Ihre Schwerpunkte liegen in der Aufbereitung und Analyse großer GKV-Routinedatensätze zu aktuellen versorgungsbezogenen Fragestellungen.
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- Artikel-Nr.: SW9783988001566369098