Mittelreich

Roman

Im Ersten Weltkrieg zerschlägt eine feindliche Kugel zuerst den Stahlhelm und dann den Schädel des ältesten Sohnes vom Seewirt. Also muß sein jüngerer Bruder Pankraz das väterliche Erbe antreten. Der überlebt zwar den zweiten großen Krieg, wäre aber trotzdem lieber Künstler als Bauer und Gastwirt geworden. Da braucht es schon einen Jahrhundertsturm, der droht, Haus und Hof in den See zu blasen, damit aus Pankraz doch noch ein brauchbarer Unternehmer und Familienvater wird. Aber als der eigene Sohn ihn später anfleht, ihm die Erziehung im katholischen Internat zu ersparen, versteht er ihn nicht. Zu sehr ist man in diesen Zeiten... alles anzeigen expand_more

Im Ersten Weltkrieg zerschlägt eine feindliche Kugel zuerst den Stahlhelm und dann den Schädel des ältesten Sohnes vom Seewirt. Also muß sein jüngerer Bruder Pankraz das väterliche Erbe antreten. Der überlebt zwar den zweiten großen Krieg, wäre aber trotzdem lieber Künstler als Bauer und Gastwirt geworden. Da braucht es schon einen Jahrhundertsturm, der droht, Haus und Hof in den See zu blasen, damit aus Pankraz doch noch ein brauchbarer Unternehmer und Familienvater wird. Aber als der eigene Sohn ihn später anfleht, ihm die Erziehung im katholischen Internat zu ersparen, versteht er ihn nicht. Zu sehr ist man in diesen Zeiten mit anderem beschäftigt: das Vergangene vergangen sein zu lassen und die Geschäftsbedingungen der neuen Gegenwart zu studieren. Eine Seewirtschaft in Bayern, bizarre Gäste und eine Familie über drei Generationen, heillos verstrickt ins ungeliebte Erbe. Josef Bierbichler, der große Menschendarsteller des deutschen Theaters und Films, erzählt hundert Jahre Deutschland. Ein Epos über Krieg und Zerstörung, alte Macht und neuen Wohlstand, über die vermeintlich fetten Jahre.



»Das ist, in kraftvoll realistischer, manchmal auch kleistisch kataraktgleicher Prosa geschrieben … Doch der große Theater- und Filmschauspieler Josef (Sepp) Bierbichler erzählt auch von der Fülle des Scheiterns. Von heillos komischen Katastrophen, von fürchterlicher deutscher Weltgeschichte, die selbst die Dörfler am oberbayrischen See in ihren erdbraunen, blutigen Fängen hält.«



»Mittelreich ist die geglückte literarische Auseinandersetzung mit dem ländlichen Katholizismus, mit einem Erbe, vor dem manche bis heute davonlaufen— das man aber auch wie im Falle Bierbichler annehmen kann, um es umzupflügen.«



»Bierbichler hat eine überwältigende Begabung, von Verlierern und Verlorenen zu erzählen. ... Insofern ist Mittelreich ein zeithistorischer Roman, eine Dorfgesellschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und wie sagt man bei historischen Werken, wenn sie gelingen: Es ist ein großer Verdienst des Autors, dass er diese Geschichte rekonstruiert hat.«



»Nun hat Bierbichler einen Roman geschrieben, der in einer klaren, poetischen Sprache von den Schrecken und Torheiten des 20. Jahrhunderts erzählt. Er ist ein Ereignis in diesem Bücherjahr.«



»Denn Bierbichler beschreibt nicht einfach Welt und Wirklichkeit, er rennt mit kratzbürstiger Garstigkeit gegen sie an ... Und schon damals fiel einem der berühmte Kafka-Satz ein: ›Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.‹ Ein solches Axt-Buch ist Mittelreich. Ein großes Buch.«



»Josef Bierbichler ... hat ein ungeheuer saftiges, witziges, düsteres, tragisches und zutiefst musikalisches Buch geschrieben, dessen Ende man schon nach wenigen Seiten zu fürchten beginnt, weil man süchtig geworden ist nach seinem Ton und dem mitleidslosmitfühlenden Blick, mit dem der 63-Jährige auf seine Figuren und das Leben schaut.«



»Bierbichler schreibt wie ein angeschlagener Boxer, der wild nach vorn drängt. Ungeschützt, wüst, toll.«



»... (Ein) Roman voller Pathos, Ungeniertheit, Zärtlichkeit und Wut, geschrieben von einem Autor, der große Sprachkraft und Sprachlust verrät, der den hohen Theaterton nahtlos mit der derben Umgangssprache verknüpft ... und lieber ein wunderbar seltsames Kunstbairisch pflegt, das auch da, wo es umständlich-gedrechselt oder verquer und absurd klingend daherkommt, poetische Funken schlägt.«



Josef Bierbichler wurde 1948 am Starnberger See geboren. Seit Anfang der siebziger Jahre ist er als Theaterschauspieler auf allen großen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz präsent. Für den Film arbeitete er mit Regisseuren wie Werner Herzog (Herz aus Glas), Herbert Achternbusch (Servus Bayern, Heilt Hitler!), Tom Tykwer (Die tödliche Maria) und Michael Haneke (Das weiße Band) zusammen. Er lebt am Starnberger See.

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  • Artikelnummer SW9783518760307450914
  • Autor find_in_page Josef Bierbichler
  • Autoreninformationen Josef Bierbichler wurde 1948 am Starnberger See geboren. Seit… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page Suhrkamp Verlag
  • Seitenzahl 309
  • Veröffentlichung 21.09.2011
  • Barrierefreiheit
    • Keine Angabe: Keine Informationen zur Barrierefreiheit bereitgestellt
    • Aussehen von Textinhalten kann angepasst werden
  • ISBN 9783518760307
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