Catch and Kiss

Vertraue niemandem

Teil 1 von "Vertraue niemandem" aus der "Catch & Kiss"-Reihe Nachdem ihre Mutter spurlos verschwunden ist, muss die achtzehnjährige Jeany mit ihren zwei Geschwistern allein klarkommen. Um nicht voneinander getrennt zu werden, verheimlichen die drei ihre Situation, müssen aber rasch für ihren Lebensunterhalt sorgen. Da kommt ein Untermieter für ihr Gartenhaus gerade recht! Aber hat wirklich ein glücklicher Zufall ausgerechnet den undurchschaubaren Dany zu ihnen geschickt oder steckt etwas anderes hinter seiner Anwesenheit? Als Dany sich immer mehr in die Herzen ihrer Geschwister schleicht, muss Jeany mit Erschrecken feststellen, dass ihr geheimnisvoller... alles anzeigen expand_more

Teil 1 von "Vertraue niemandem" aus der "Catch & Kiss"-Reihe



Nachdem ihre Mutter spurlos verschwunden ist, muss die achtzehnjährige Jeany mit ihren zwei Geschwistern allein klarkommen. Um nicht voneinander getrennt zu werden, verheimlichen die drei ihre Situation, müssen aber rasch für ihren Lebensunterhalt sorgen. Da kommt ein Untermieter für ihr Gartenhaus gerade recht! Aber hat wirklich ein glücklicher Zufall ausgerechnet den undurchschaubaren Dany zu ihnen geschickt oder steckt etwas anderes hinter seiner Anwesenheit? Als Dany sich immer mehr in die Herzen ihrer Geschwister schleicht, muss Jeany mit Erschrecken feststellen, dass ihr geheimnisvoller Untermieter Polizist ist – und anscheinend mehr über das Verschwinden ihrer Mutter weiß, als gut für alle Beteiligten ist.



Teil 1 von "Vertraue niemandem" aus der "Catch & Kiss"-Reihe



Nachdem ihre Mutter spurlos verschwunden ist, muss die achtzehnjährige Jeany mit ihren zwei Geschwistern allein klarkommen. Um nicht voneinander getrennt zu werden, verheimlichen die drei ihre Situation, müssen aber rasch für ihren Lebensunterhalt sorgen. Da kommt ein Untermieter für ...



Prolog



Sie lag im Sterben und er sah ihr dabei zu, ruhig wie der Tod.

Aus leicht geöffneten Augen betrachtete sie den attraktiven Mann, der am Fußende ihres Bettes stand und versuchte in ihm nicht den Feind zu sehen. In all den Stunden hatte sie keinen einzigen Ton von sich gegeben, keine seiner Fragen beantwortet und voller Genugtuung beobachtet, dass er aus nichts, was sie bei sich trug, einen Hinweis auf ihre Familie hatte finden können.

Sie war eine Jane Doe und würde es für ihn auch weiterhin bleiben. Beinahe andächtig strich sie mit ihren verätzten Fingerspitzen über das weiße Laken des Krankenhausbettes und dachte daran, wie seltsam es war, dabei kaum etwas zu empfinden. Ihre ganze Kraft war einzig darauf fokussiert, ihrem Gegenüber keinen Anhaltspunkt zu geben. Auch, wenn ihre Selbstsicherheit unter seinem Schweigen langsam aber sicher erste Risse bekam. Er war unheimlich. Sein Schweigen furchteinflößend. Noch nie war ihr jemand untergekommen, der so still stehen konnte. Wie ein Jäger, der auf einen einzigen Fehler seiner Beute lauerte.

Selbst diese Erkenntnis kostete sie beinahe mehr Kraft, als ihr noch verblieben war und sie konnte förmlich spüren, wie das Blut in ihrem Körper langsamer floss. Doch die schönen Gedanken wollten einfach nicht kommen, die Erinnerung an ihre Kinder und die tollen Jahre, die ihnen vergönnt gewesen waren. Stattdessen blieb die Furcht vor dem Dunkelhaarigen und die Angst um ihre Familie allgegenwärtig und allumfassend.

Dann war er da, der langanhaltende, durchgehende Ton des medizinischen Überwachungsgerätes und er durchdrang jedes andere Empfinden. Wie von Außen sah sie die Krankenschwestern und den Arzt in den Raum strömen, doch auch ihr Wie-von-Außen-Blick war auf den Mann fixiert. Nur am Rande nahm sie wahr, dass auf Maßnahmen zur Lebenserhaltung verzichtet wurde. Der Krebs hatte gesiegt. Sie hatte gesiegt!





2 - Ein Untermieter



Als Jeany nach Hause kam, hielt sie die Unterlagen von der Uni immer noch fest umklammert und hatte es nicht über sich gebracht, sie im Rucksack zu verstauen.

Aufgewühlt von dem Gelesenen und von ihren eigenen Schlussfolgerungen öffnete sie das Tor, ging durch den Vorgarten, ins Haus und direkt hoch in ihr Zimmer. Dort legte sie die Unterlagen, die Interviews und die Filme zurecht, um sofort mit der Arbeit beginnen zu können.

Doch als sie sich bückte, um ihren Computer anzuschalten, hielt sie inne. War jemand im Garten? Sie lauschte, aber konnte das Geräusch nicht noch einmal hören und auch durch ihr Fenster war nichts zu erkennen – nur schönes Wetter.

Jeany lachte leise, weil sie so eine lebhafte Fantasie hatte. Vielleicht sollte sie sich doch etwas Harmloseres als Doktorarbeit suchen – oder wenigstens einen Fall, bei dem der Täter schon dingfest war.

Allerdings war das Wetter wirklich traumhaft!

Nach kurzer Überlegung beschloss Jeany ihren Arbeitsplatz nach draußen zu verlegen. Sie nahm die Zusammenfassung zur Hand, einen Block mit Stift, holte sich ein Wasser aus der Küche und ging auf die Veranda hinter dem Haus. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl, der zu einer kleinen Sitzgruppe gehörte, kam aber einfach nicht zur Ruhe.

Ob es an den Unterlagen lag, oder an dem Vorfall mit Justins Vater, konnte sie nicht ergründen, aber die innere Unruhe zwang sie beinahe augenblicklich wieder auf die Beine.

Sie stand auf und schlenderte die Veranda entlang, einmal um das ganze Haus herum. Wie immer quietschten die Dielen auf der Frontseite, aber auch hinten bei der Sitzecke hatten sich einige der Bretter verzogen. Vielleicht sollte sie einmal eine Woche opfern und versuchen das Haus ein wenig herzurichten? Ihr Blick blieb an dem Pool hängen. Es war kein Fertigpool, sondern einer aus echten Steinen und mit einem künstlichen Wasserlauf, der in einem breiten Fall endete und eine exquisite Beleuchtung aufwies. Für ihren Vater war immer nur das Beste gut genug gewesen. Aber er hatte ja auch handwerkliches Geschick gehabt und alles selbst gemacht. Jeany versuchte sich an ihn und sein Gesicht zu erinnern, aber es war zu lange her. Nur Bruchstücke tauchten in ihrer Erinnerung auf. Sätze, Belehrungen, die Berührung einer Hand, sein Bart.

Aber genauso leer und schmutzig, wie der Pool war, war das Bild von ihm in ihrem Inneren unvollkommen und von den Jahren getrübt.

Ein wenig wütend auf sich, weil sie nicht gegen die plötzliche Melancholie ankam, schüttete sie sich ein Glas Wasser ein. Sie hob das Glas, setzte zum Trinken an, aber da war es wieder: Das Gefühl, beobachtet zu werden.

Jeany drehte sich um und da stand er. Ein Beobachter, mitten in ihrem Garten!

Sie erstarrte vor Schreck. Erst ein Geräusch schreckte sie auf, zerberstendes Glas. Instinktiv sah sie nach unten. Trotzdem benötigte sie einige Sekunden, um zu begreifen, dass ihr das Glas aus der Hand gefallen war.

Ein Einbrecher!, war ihr nächster Gedanke und trotzdem konnte sie sich nicht vollständig aus der Starre reißen, kam sich vor, wie in Zeitlupe gefangen, während der junge, dunkelhaarige Mann näher schlenderte und von der Diele zu den Glasscherben sah und Jeanys Verstand jedes Detail an ihm registrierte: Seine Bluejeans, das schwarze T-Shirt und die ebenfalls schwarzen Schuhe, eine 08/15 Uhr und ein fröhliches Lächeln auf den attraktiven Zügen, das nicht von dieser Welt zu stammen schien.

„Scheint nicht Ihr Tag zu sein!“, meinte er mit einer Stimme, die an Benedict Cumberbatch erinnerte. „Ich habe auch noch Handyreste gefunden.“

Der Mann hielt etwas hoch, was mit ein wenig Fantasie ein Stück Plastik war und mit noch mehr Fantasie ein Stück Handyplastik.

Jeany räusperte sich, aber noch wollte kein Ton kommen – oder gar ein Schrei. Hatte sie nicht einmal irgendwo gelesen, dass man „Feuer“ rufen sollte, nicht „Hilfe“?

„Ich denke, die Dielenbretter könnte ich hinbekommen!“ Der Mann lächelte und zeigte auf die Veranda. „Tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe.“

„Wer sind Sie und was machen Sie in meinem Garten?“, fragte Jeany, die endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte und wunderte sich darüber, wie aggressiv sie klang.

„Woha!“ Der Mann hob entschuldigend die Hände. Die Handflächen in ihrer Richtung geöffnet, eine Geste die zeigen sollte, wie harmlos er war. „Ihre Schwester ist also tatsächlich noch nicht dazu gekommen, Sie anzurufen?“

Jeany konnte spüren, wie sich ihre Stirn runzelte, während sie versuchte, die Information in einen Zusammenhang zu seiner Anwesenheit in ihrem Garten zu setzten.

„Sie haben eine Gartenhütte zu vermieten und ich suche eine Bleibe“, erklärte der Mann, als könne er ihre Gedanken lesen.

Jeany schluckte ein „Schön für sie!“ runter und zwang sich zu einem Lächeln. Den Luxus, zu einem potentiellen Untermieter pampig zu sein, weil er sie erschreckt hatte, konnte sie sich nicht leisten. Auch wenn sie ihn komisch fand.

Sie schüttelte den Gedanken ab. Wahrscheinlich war sie wirklich nur sauer, weil er sie so vollkommen unvorbereitet erwischt hatte – und mit dem Gedanken voller seltsamer Hirngespinste von Serienkillern und dem Mentalisten als Untermieter.

„Also“, stellte er sich vor, „Ich bin Ihr neuer Untermieter, Dany Perlham. Mandy hat Ihnen einen Brief auf den Küchentisch gelegt.“ Er zuckte mit den Achseln und sah zum Haus, als wollte er sagen: Sie waren doch eben im Inneren, dann müssten sie ihn doch gesehen haben.

Unbehagen rieselte kalt über Jeanys Rücken nach unten. Wie lange hatte er sie beobachtet? Lange genug, um ihr dabei zuzusehen, wie sie die Dielenbretter geprüft und sich Gedanken um den Pool gemacht hatte. Nein, sogar noch vorher, seit ihrer Ankunft. Und er hatte keinen Ton gesagt. Warum nicht?

Vielleicht weil er erst warten wollte, bis du Bescheid weißt, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort.

Perlham grinste süffisant und wirkte, als wüsste er mehr über ihre Gedankengänge, als ihr lieb war. Etwas, was sie sehr enervierend fand. Plötzlich wünschte sie sich, sie hätte noch ihr Handy. Damit würde sie sich deutlich sicherer fühlen. Eine trügerische Sicherheit, aber trotzdem.

Ihr Untermieter in spe schien wieder ihre Gedanken zu lesen, denn er hielt ihr das Handyteil hin. Dabei wirkte er äußerst belustigt und offenbarte beim Lächeln zwei Grübchen auf den Wangen.

Jeany nickte ihm zu und ging in Richtung Hauseingang. Er folgte ihr.

„Warten Sie bitte hier?!“, forderte sie und hasste es, weil ihre Stimme so gehetzt klang. Ängstlich. Mit einem Mal fiel ihr auf, dass sie gar nicht mehr wusste, wie man sich ohne Angst fühlte. Ohne Angst, jemanden zu verlieren, ohne Angst aufzufliegen. Und jetzt hatte sie auch noch Angst vor diesem Mann. Dabei war es aber einfach nur eine andere Form derselben Emotion. Dieses Wissen ließ sie plötzlich ruhiger atmen.

Aber das mochte auch an der Tatsache liegen, dass er tatsächlich stehen blieb, zusah, wie sie aufschloss und die Tür gewissenhaft hinter sich zuzog. Natürlich wusste sie, dass ihn das Glas der Hintertür nicht lange aufhalten würde, und machte sich eine geistige Notiz, die Tür austauschen zu lassen und auch die Fenster zu sichern.

Mit schnellen Schritten ging sie zum Küchentisch. Dort lag tatsächlich ein Zettel mit einer Zeile in Mandys Schrift:



Wir haben einen Untermieter :-)



Jennifer Schreiner wurde 1976 geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern mittlerweile in Leipzig.

Seit 2002 ist sie Magister der Philologie.

Bislang sind über 50 fantastische, erotische und gruselige Kurzgeschichten von ihr in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und teilweise prämiert (u.a. 3x im Literaturwettbewerb der Bayreuther Festspielnachrichten) worden. Sie schreibt Erotik, Phantastik, Chick-lit und unter Pseudonym auch Thriller.

Neben der Arbeit an ihrem Verlag schreibt sie an der "Catch & Kiss"-Reihe mit und ist Mitglied des VS und bei den DeLiA.



Katinka Uhlenbrock

Jahrgang 1990, studiert Katinka Uhlenbrock Anglistik und vergleichende Religionswissenschaften – in den USA, wo sie seit ihrem 20ten Lebensjahr lebt. Nach einigen englischsprachigen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften erscheinen mit „Männerbacken“ und „Porn Noir“ gleich zwei Projekte in ihrer Muttersprache.

weniger anzeigen expand_less
Weiterführende Links zu "Catch and Kiss"

Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)

Als Sofort-Download verfügbar

eBook
2,99 €

  • SW9783960000136

Ein Blick ins Buch

Book2Look-Leseprobe

Andere kauften auch

Andere sahen sich auch an

info