Trug-Schuss

Kriminalgeschichten

"Der Gärtner konnte gar nicht der Mörder gewesen sein, denn er saß zusammengesunken in einem Korbstuhl ... ein kleines Loch über der linken Schläfe." So beginnt eine der Kurzgeschichten von TRUG-SCHUSS, die durchaus als eine Weiterführung und Ergänzung des Bandes DER UNDANKBARE HERR KERBEL betrachtet werden dürfen. Bankräuber, Giftmischer und Mordschützen sind am Werk, ein Detektiv scheitert mit seiner ausgeklügelten logischen Methode am noch raffinierteren Hoteldieb, Attentate werden zu Rohrkrepierern, und eine Leiche kehrt zum Täter zurück. Der vielseitige Autor, der Lebensberichte wie HOFFNUNG FÜR DAN,... alles anzeigen expand_more

"Der Gärtner konnte gar nicht der Mörder gewesen sein, denn er saß zusammengesunken in einem Korbstuhl ... ein kleines Loch über der linken Schläfe." So beginnt eine der Kurzgeschichten von TRUG-SCHUSS, die durchaus als eine Weiterführung und Ergänzung des Bandes DER UNDANKBARE HERR KERBEL betrachtet werden dürfen. Bankräuber, Giftmischer und Mordschützen sind am Werk, ein Detektiv scheitert mit seiner ausgeklügelten logischen Methode am noch raffinierteren Hoteldieb, Attentate werden zu Rohrkrepierern, und eine Leiche kehrt zum Täter zurück.

Der vielseitige Autor, der Lebensberichte wie HOFFNUNG FÜR DAN, Kinderbücher wie KASSE KNACKEN, aber auch SF-Erzählungen und historische Romane, Krimis, Nonsensverse und witzige Aphorismen schrieb, setzt hier erneut auf Unterhaltung mit Esprit, auf schwarzen Humor und auf die Überraschung, die sich ergibt, wenn der abgefeimte Betrüger am Ende als der Betrogene dasteht.



INHALT:

Die einfachste Sache der Welt

Die Diebin

Der gordische Knoten

Bankraub

Die logische Methode

Trug-Schuss

Ein Mord für Tanja

Noch einen Kaffee, Herr Kommissar?

Ein Happen Gift

Bumerang

Sturz ins Höllenloch

Unfall

Tod im Keller

Ronkes Rache

Kriminelle Sprüche



Die einfachste Sache der Welt

Die Diebin

Der gordische Knoten

Bankraub

Die logische Methode

Trug-Schuss

Ein Mord für Tanja

Noch einen Kaffee, Herr Kommissar?

Ein Happen Gift

Bumerang

Sturz ins Höllenloch

Unfall

Tod im Keller

Ronkes Rache

Kriminelle Sprüche



Ein Happen Gift

Locke drang gegen elf Uhr abends in das kleine Haus ein, es war stockdunkel, und er nahm den Weg über das stabile Vordach. Obwohl er nicht mehr der Jüngste war, konnte er sich das noch zutrauen. Die Jahre auf dem Seil halfen ihm bis heute.

Hennig, der Magier, war gegen Mittag weggefahren, davon hatte er sich mit eigenen Augen überzeugt. Der ehemalige Kollege hatte Margrit neben sich sitzen und den Wagen voller Gepäck. Angenehmen Urlaub, dachte Locke und fragte sich, ob Hennig eine Alarmanlage installiert hatte. Aber das hielt er für unwahrscheinlich. Der alte Geizkragen baute bestimmt nach wie vor auf das ausgetüftelte System seiner Riegel und Schlösser.

Vom Vordach zum Balkon zu gelangen, war ohne entsprechende Hilfsmittel kaum möglich. Locke hatte deshalb ein Wurfseil mitgebracht, das sich an der Brüstung festhakte und an dem er sich, die Füße gegen die Hauswand gestemmt, geschickt nach oben hangelte. Da im Haus Totenstille herrschte, konnte er in Ruhe den Glasschneider ansetzen. Ein Gummisaugnapf diente dazu, das herausgetrennte Stück Glas festzuhalten und ein Klirren zu vermeiden. Dann griff er nach innen, öffnete die Balkontür.

Er kannte sich aus im Haus, schließlich war man, bevor der Magier ihn ausgebootet hatte, befreundet gewesen. Ziemlich sogar, sonst hätte er seine Ersparnisse nie in Hennigs marodes Zirkusunternehmen gesteckt. Er hatte nicht ahnen können, dass der Alte das Geld heimlich Margrit überschrieb und dann Konkurs anmeldete. Wie Phönix aus der Asche war der Magier an ihrer Seite später wieder auferstanden. Er selbst aber hatte alles verloren, sogar den Beruf, denn er hatte zu trinken angefangen und einfach nicht mehr die Konzentration fürs Seil aufgebracht.

Er hatte versucht, sein Geld zurückzubekommen - vergeblich! Die beiden hatten ihn abgewimmelt und sich insgeheim gewiss über ihn lustig gemacht. Nun aber war endlich die Gelegenheit da, es ihnen heimzuzahlen. Der Magier tat immer so, als hätten er und seine Lebensgefährtin nur das Allernotwendigste zum Leben, doch Locke wusste, dass Knete im Haus war. Ebenso Schmuck und eine wertvolle Sammlung von Zinnfiguren. Er hatte sich vor dem Coup kundig gemacht, er würde alles wiederkriegen, was er seinerzeit in gutem Glauben vorgeschossen hatte.

Den Schreibtisch zu öffnen, den Wandschrank und die Kommode aus Eichenholz, in der früher immer der Familienschmuck aufbewahrt wurde, war kein Problem, aber anscheinend hatten sie die Verstecke geändert. Keine Spur von den Zinnfiguren - Locke konnte nur einige hundert Mark sicherstellen. Er begann die Regale auszuräumen, schaltete sogar Licht an, nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Rollläden heruntergezogen waren. Die Taschenlampe hatte er längst weggelegt.

Eine Schatulle mit Ketten! Ein Granatarmband zumindest schien wertvoll zu sein; auch eine goldene Taschenuhr fand sich. Locke war gerade dabei, sie zu begutachten, als er ein Geräusch an der Wohnzimmertür hörte. Er legte die Uhr weg, griff nach der Pistole in der Hosentasche. Doch er kam nicht mehr dazu, sie in Anschlag zu bringen.

Die Tür flog auf, und ein Messer wirbelte blitzend durch die Luft. Sirrend bohrte sich die Klinge neben ihm in die Wand.

„Bleib, wo du bist, und lass die Waffe fallen", sagte der Magier, ein imposanter weißhaariger Mann. „Du weißt, ich bin schneller als du."

Locke, obwohl schockiert, wollte sich nicht sofort ergeben, versuchte zu reagieren: Er machte einen Schritt in Richtung Balkon. Doch ein zweites Messer landete neben seinem Kopf und zwang ihn, stillzustehn. Das Schießeisen polterte zu Boden; nur den Sack mit der bisher noch geringen Beute hielt der Einbrecher fest.

„Ich wusste, dass du nicht widerstehen kannst", sagte Hennig, „wie leicht du doch zu durchschauen bist. Das und dein kurzer Verstand haben dich zu dem kläglichen Kerl von heute gemacht."

„Wieso... bist du... nicht im Urlaub?"

„Ich hab dich ums Haus schleichen sehn, gestern, vorgestern, und mir war klar, was du im Sinn hattest. Hast deine Niederlage nie überwunden, deshalb konnte es gar nicht anders kommen. Na, nun schieb deine Waffe schon mit dem Fuß rüber. Damit wir uns setzen und in Ruhe unterhalten können."

„Es ist nur eine Schreckschusspistole", sagte Locke.

„Natürlich, einer wie du vermeidet das letzte Risiko. Schieb sie trotzdem her."

Locke tat es. Er murrte: „Du hast mir also eine Falle gestellt, bist heimlich zurückgekehrt."



Klaus Möckel, der am 4. August 1934 im sächsischen Kirchberg geboren wurde, erlernte zunächst den Beruf eines Werkzeugschlossers, studierte später in Leipzig Romanistik und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Jena. Danach war er als Lektor für romanische Literatur in Berlin tätig. Beim Verlag Volk und Welt machte er sich bald einen Namen als Herausgeber, Übersetzer und Nachdichter vor allem moderner französischer Dichter. Seine 1963 veröffentlichte Dissertation hatte Möckel über den Autor des Kleinen Prinzen geschrieben: „Die Rolle der bürgerlichen Gesellschaft bei der Herausbildung von Antoine de Saint-Exupérys Weltanschauung“. Seit 1969 arbeitet der Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer als freier Autor. Seither veröffentlichte er fast 50 Bücher: Spannende Krimis, anspruchsvolle Science-Fiction-Bücher, sehr gut recherchierte historische Romane, einfühlsame Lebensberichte und wunderschöne Kinderbücher, darunter Erfolgstitel wie „Hoffnung für Dan“ und „Die Gespielinnen des Königs“ sowie die literarischen Vorlagen für die Polizeiruf-110-Folgen „Drei Flaschen Tokaier“ und „Variante Tramper“. Hinzu kommen 14 Herausgaben und 19 Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Russischen. Möckel arbeitete häufig, vor allem bei Übersetzungen, mit seiner Frau Aljonna Möckel zusammen und verfasste gemeinsam mit ihr unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow mehrere Fortsetzungsbände zu den Märchenromanen Alexander Wolkows wie „Die unsichtbaren Fürsten“ und „Der Hexer aus dem Kupferwald“.

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