Cupcake-Connection

Die ›Cupcake Connection‹ – so nennt sich ein Club backbegeisterter Cupcake-Freunde, die sich regelmäßig treffen, um ihrem Hobby zu frönen. Jedoch herrscht unter ihnen eine erbitterte Konkurrenz um den ›Goldenen Cupcake‹ für die beste Neuschöpfung. Besonders Louisa Mangold tut sich durch Intrigen hervor, um den begehrten Preis zu gewinnen, und schreckt auch nicht davor zurück, der Konkurrenz den Teig zu versalzen und ihm Schlimmeres anzutun. Als Louisa an einem vergifteten Cupcake stirbt, steht für den frisch gebackenen Hauptkommissar Piet van Dyck die gesamte Connection unter Verdacht. Doch jeder gibt jedem ein... alles anzeigen expand_more

Die ›Cupcake Connection‹ – so nennt sich ein Club backbegeisterter Cupcake-Freunde, die sich regelmäßig treffen, um ihrem Hobby zu frönen. Jedoch herrscht unter ihnen eine erbitterte Konkurrenz um den ›Goldenen Cupcake‹ für die beste Neuschöpfung. Besonders Louisa Mangold tut sich durch Intrigen hervor, um den begehrten Preis zu gewinnen, und schreckt auch nicht davor zurück, der Konkurrenz den Teig zu versalzen und ihm Schlimmeres anzutun. Als Louisa an einem vergifteten Cupcake stirbt, steht für den frisch gebackenen Hauptkommissar Piet van Dyck die gesamte Connection unter Verdacht. Doch jeder gibt jedem ein Alibi, und alle halten zusammen. Aber dann findet Piet heraus, dass auch etliche Personen außerhalb der Connection ein Mordmotiv haben, und diese Spuren führen in eine ganz andere Richtung.



Piet van Dycks 3. Fall mit Cupcake-Rezepten zum Nachbacken



»Du Miststück!« Sabine Traude wischte sich hektisch den Mund ab und spuckte zum wiederholten Mal in die Serviette, während sie Louisa Mangold unverwandt anstarrte und sich wünschte, ihre Blicke in Dolche verwandeln zu können. Oder Gewehrkugeln, mit denen sie Louisa durchsieben konnte. Andererseits wäre ein so schneller Tod viel zu gut für diese Schlange. Sabine packte den Cupcake, von dem sie abgebissen und den Bissen sofort wieder ausgespuckt hatte, in die Serviette und warf sie nach Louisa. Leider verfehlte sie ihr Ziel, was sie noch wütender machte.

Louisa verzog verächtlich den Mund. »Ja, ja, gib nur mir wieder die Schuld an deinem missglückten Cake. Wer nicht backen kann, sollte es eben sein lassen.«

»Ich kann sehr gut backen!«, fuhr Sabine auf. »Und als ich die Cakes in die Formen gefüllt habe, war der Teig noch in Ordnung. Was hast du diesmal hinter meinem Rücken reingetan? Benzin?« Sie blickte anklagend in die Runde der fünf anderen Anwesenden. »Und ihr - wieso habt ihr nicht aufgepasst?«

»Vielleicht haben sie nichts gesehen, weil ich gar nichts getan habe.«

Das klang so höhnisch und falsch, dass Sabine Louisa am liebsten das Backblech ins Gesicht geschlagen und damit ihr süffisantes Lächeln zerquetscht hätte. Möglichst blutig. Sie ballte die Fäuste.

»Lass gut sein, Mama«, bat ihr Sohn Felix und maß Louisa mit einem verächtlichen Blick. »Es spricht doch Bände, dass sie es nötig hat, anderen den Teig zu versalzen und die Jury zu bestechen, nur um den Preis zu bekommen.

Das zeigt doch deutlich, dass sie diejenige ist, die nicht backen kann.«

Louisa schenkte ihm ein hämisches Lächeln, aber ihre Augen blitzten wütend. »Ach, Kleiner, nimm dein Maul mal nicht so voll. Werde erst mal ein richtiger Mann, bevor du dich in Erwachsenenangelegenheiten mischst.«

Felix ballte ebenfalls die Fäuste. »Du verdammte ...«

Werner Bongers legte ihm die Hand auf die Schulter und unterbrach, was er hatte sagen wollen. »Lass ma, Jung’. Die isset nich’ wert.« Er strafte Louisa mit einem verächtlichen Blick. »Komma jung, gemma enne rauchen.« Er schob Felix zur Terrassentür. »Lass dich von der doch nich’ ins Bockshorn jagen«, riet er ihm und bot ihm eine Zigarette an.

Felix lehnte ab.

Werner zündete sich eine an, inhalierte den Rauch und klopfte Felix auf die Schulter. »Nimm da bloß nich’dat Jift zu Herzen, dat et Miststück verspritzt.«

»Das sagt sich so leicht«, grollte Felix. »Können wir die nicht endlich aus dem Club werfen? Wenn die noch länger hier ihr Unwesen treibt, bringe ich sie um!«

Werner schüttelte den Kopf. »Doch nich’wegen die paar versalzene Kappkekse.«

»Wenn sie die nur versalzen würde, wäre das wirklich nicht der Rede wert. Aber in meinen Teig hat sie neulich die Pisse von ihrem Hund gekippt. Und in den von Brigitte hat sie seine Scheiße gerührt. Und was sie über meine letzte Kreation gesagt hat...« Er ballte erneut die Fäuste und machte mit ihnen Bewegungen, als würde er sie nur zu gern in Louisas Gesicht dreschen.

Werner konnte es ihm nicht verdenken. Felix hatte sich für den Wettbewerb um den letzten Goldenen Cupcake - die Trophäe, die der Backclub jeden Monat auslobte und von einer unabhängigen Jury verleihen ließ - wirklich etwas Besonderes einfallen lassen. Indem er dem Teig englisches Ingwerbier statt Milch beigemischt hatte, hatte er nicht nur geschmacklich eine neue Note kreiert. Auch mit der Dekoration des Hat, des »Hutes«, hatte er sich selbst übertroffen. Aus Marzipan hatte er in tagelanger Arbeit eine Schneewittchen-Figur sowie die von sieben Zwergen modelliert. Per Hand, ohne eine Form zu benutzen. Er hatte sie eingebettet in »Gras« aus Pistazienhälften mit bunten Liebesperlen als Blütenknospen. Eine Meisterleistung, die jeder anerkannte. Jeder - außer Louisa. Sie hatte beim Anblick der Kollektion gelacht. Wahrscheinlich würde nicht nur Werner die darin unverkennbare Gehässigkeit nie vergessen. Die wäre zu verkraften gewesen. Doch Louisa hatte dem Ganzen noch eins draufgesetzt und Felix’Kreation und ihn selbst verhöhnt in einer Weise, wie Werner noch nie erlebt hatte.

»Die weiße Gestalt« - sie meinte Schneewittchen - sehe so gruselig aus wie ein Zombie. Allein schon deswegen würde »jeder normale Mensch« sich scheuen, sie zu essen. Die »Trolle« seien offenbar dem Gruselkabinett einer Geisterbahn entsprungen und dermaßen grotesk, dass sie Felsbrocken ähnlicher sähen als allem anderen. Und überhaupt Schneewittchen: »Auf so eine dämliche Idee kann doch nur ein Kindskopf kommen, der geistig noch im Kindergarten feststeckt. Kein Wunder, dass du noch keine Frau hast, Felix. Frauen wollen einen Mann, einen richtigen Mann, keinen Kindergarten-Märchenfreund-Softie.«

Der Hohn hatte Felix bis ins Mark getroffen. Er hatte wortlos den Raum verlassen. Dass die Jury ihm den Goldenen Gupcake zuerkannte und des Lobes voll gewesen war - weil Louisa es nicht geschafft hatte, seinen Teig zu versalzen oder ihm Schlimmeres anzutun -, hatte ihn nicht getröstet. Für solche Gemeinheiten gab es keinen Trost.

»Die Frau ist entweder komplett irre oder einfach nur bodenlos bösartig«, grollte Felix. »Oder beides. Sie ist jedenfalls nicht mehr tragbar für den Club. Schon lange nicht mehr!« Er blickte Werner wütend an, als wäre er als Clubvorsitzender dafür verantwortlich, dass Louisa immer noch Mitglied der Cupcake Connection e. V. war.

Werner blieb gelassen. »Drum ham wa ja de außerordentliche Vollversammlung für Freitagabend einberufen. Gemäß unserer gejenwärtijen Satzung könne wa jemand nur aus’m Club werfen, wenna die im Vereinszweck festgelegten Interessen det Vereins verletzt, gejen de Satzung verstoßen hat oder wenna wiederholt den Mitgliedsbeitrag nich’ bezahlt hat. Leider trifft nix davon auf et Louisa zu.« Er drückte den Zigarettenstummel aus und machte eine Kopfbewegung zur Terrassentür. »Ich muss ma für kleine Königstiger.«

Felix begleitete ihn und schwieg ebenso wie Werner, während sie durch die Küche zu den Toiletten gingen, ohne Louisa einen Blick zu gönnen, die sich immer noch mit Sabine stritt. Die anderen Anwesenden sahen dem Schauspiel zu oder beteiligten sich an dem Streit, während Emma Schmidtchen - Sabines Mutter und Felix’ Großmutter - die Geschirrspülmaschine einräumte. Die alte Dame hatte wie immer die Ruhe weg. Werner beneidete sie um diese Gelassenheit, denn die beizubehalten, war in Gegenwart von Louisa Mangold ein echter Kraftakt.

»Von wegen Louisa würde nicht die Interessen des Vereins verletzten«, schimpfte Felix, als er mit Werner in der Toilettenkabine stand und sich erleichterte. »Sie stört den Clubfrieden. Erheblich!«

»Aba eben dieset Verjehen steht nich’ inner Satzung«, erinnerte Werner ihn. »Und wat den Vereinszweck betrifft, den erfüllt se. Ob et uns passt oda nich’.« Er zog seinen Hosenschlitz zu und betätigte die Spülung, ehe er an den Fingern aufzählte. »Se jenießt mit uns de Jeselligkeit, se backt mit uns, se tauscht mit uns Rezepte aus und engaschiert sich für de Entwicklung von neuen Kapp- keks-Kreationen. Allet im Rahmen vom Vereinszweck.«

Felix riss den Reißverschluss seiner Hose so heftig zu, dass dessen Zähne knirschten und schlug mit der Faust auf den Spülknopf. »Aber wir genießen keine Geselligkeit mehr mit ihr. Schon lange nicht mehr!«

Werner nickte und wusch sich die Hände. »Aba, wenn wa et ma janz buchstabenjenau nehmen, is dat unser persönliches Problemskes. Und dat schaffen wa Freitag aussa Welt, indem wa de Satzung ändern und als zusätzliches Ausschlusskriterium >unbilliges Verhalten gejenüber annern Mitgliedern und Störung det Clubfriedens
»Du glaubst, das beeindruckt das Miststück?«

Werner lächelte böse. »Janz sicher nich’. Aber wenn de Änderung beschlossen is und de Mehrheit für ihren Ausschluss stimmt - und wa werden einstimmig dafür sein-, kann se jar nix machen und wa sinse endlich los.«

Felix brummte unwirsch und trocknete sich die Hände ab. »Dauert alles viel zu lange.«

Werner klopfte ihm auf die Schulter. »Jeduld, Jung’, Jeduld. De paar Tage wirste de Zieje wohl noch ertraache könne.«

»Ziege? Beleidige doch bitte nicht diese netten Tiere!«

Werner lachte. Felix stimmte nach kurzem Zögern darin ein. Gemeinsam kehrten sie in den Hauptraum zurück.

Der Streit dort war einem frostigen Schweigen gewichen. Louisa thronte auf einem Stuhl vor dem Tisch, auf dem die Cupcakes der anwesenden Bäckerinnen und Bäcker für die Jury arrangiert waren, die bald eintreffen würde. Jeder achtete darauf, dass sie keine Gelegenheit bekam, etwas daran zu verändern. Emma und Sabine gaben Emmas Arrangement den letzten Schliff. Sabine hat ihr eigenes Tablett neben die Spüle gestellt. Was immer Louisa diesmal in ihren Teig getan hatte, schloss ihre Cupcakes von der Wettbewerbsteilnahme aus. Sie jetzt schon in den Abfall zu werfen, hatte sie aber nicht übers Herz gebracht. Dazu hatte es sie zu viel liebevolle Mühe gekostet, sie mit roten Hüten aus Marzipan, die wie Pilzköpfe über den Rand ragten, und mit weißen Liebesperlen wie Fliegenpilze aussehen zu lassen.

Louisa beobachtete die beiden Frauen mit verächtlich verzogenem Mund. Sie nahm einen ihrer eigenen Cupcakes, den sie als Pröbchen aufgehoben hatte, und verteilte großzügig Ahornsirup aus einer kleinen, schlanken Tonflasche darauf. »Gebt euch keine Mühe.« Ihre Stimme klang abfällig. »Meine Cupcakes werden wieder die besten sein.«

»Bestimmt nicht, wenn du die anderen auch mit diesem widerlichen Sirup verschandelst«, zischte Sabine.

Emma schüttelte stumm den Kopf und ging zu den Toiletten.

»Deine Cupcakes waren noch nie wirklich die Besten«, giftete Brigitte Ludwig. »Wenn du gewonnen hast, dann immer nur, weil du betrogen hast.«

»Oder weil sie die Jury bestochen hat«, erinnerte Marion Vehreschild.

Louisa lächelte. »Beweist es, wenn ihr könnt.« Sie biss in den Cupcake und kaute genussvoll.

»Miststück!«, attestierte ihr Felix. Er warf einen Blick zur Uhr. »Die Jury kommt in zwanzig Minuten.« Er schüttelte die Faust vor Louisas Nase. »Und bis dahin werden wir dafür sorgen, dass du keine Gelegenheit bekommst, wieder einmal zu betrügen.«

Louisa lächelte breiter. Doch ihr Lächeln erstarb, als sie husten musste. Sie öffnete den Mund mehrmals und bewegte ihn, als habe sie einen schlechten Geschmack im Mund.

Brigitte rieb sich die Hände und grinste. »Na, wohl eine Dosis deiner eigenen Medizin geschluckt. Wie fühlt es sich denn an, wenn einem der Teig versalzen wird? Oder schmeckt er nach Hundescheiße wie meiner letzten Monat?«

»Hai och ...ie ...appe«, verlangte Louisa deutlich lallend und würgte. Schwankend kam sie vom Stuhl hoch und hastete auf sichtbar unsicheren Beinen Richtung Toilette.

Schadenfrohes Gelächter folgte ihr.

Werner blickte sich grinsend um, nachdem sie den Raum verlassen hatte, und hielt einen Daumen nach oben. »Wer imma ihr wat auch imma innen Teig jemischt hat: jut jemacht! Ich hoffe, et is’Brechwurz oder irjendwat, dat en höllischen Durchfall verursacht.«

»Am besten beides«, wünschte Brigitte. »Nein, ich war es nicht«, fügte sie hinzu, als sie bemerkte, dass alle sie fragend ansahen. »Aber wer immer es war: Gratulation!«

Angespannt lauschten alle, um sich nichts von Louisas Leiden entgehen zu lassen. Doch zu ihrer Enttäuschung kam zunächst nichts. Stattdessen kehrte Louisa zurück.

»Ihr sei... so ...emein!«, stöhnte sie, presste die Hände auf den Bauch und krümmte sich. »Wa abt ihr da reinetan?«

Sie japste nach Luft, zuckte wie unter Krämpfen und wankte wieder im Eilschritt Richtung Toilette. Diesmal waren deutlich lautes Würgen und Furzgeräusche zu hören, denen gleich darauf ein Platschen folgte, das verdächtig nach heftigem Durchfall klang. Alle lachten schadenfroh. Nachdem Louisa jedem von ihnen in der Vergangenheit mindestens einmal die Cupcakes ruiniert hatte, gönnten alle ihr die Pein von Herzen.

Emma kehrte von ihrem Toilettengang zurück, maß die feixenden Cupcake-Bäcker mit einem vorwurfsvollen Blick und schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Kinder! Reicht es nicht, dass Louisa so bosnickelig ist und ändern Leuten was in die Cakes tut? Müsst ihr euch mit ihr auf eine Stufe stellen?«

»Das hat sie verdient!«, meinte Sabine. »Hundertfach!« Als ihre Mutter sie befremdet anblickte, schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich war das nicht. Aber ich gönne es ihr! Nach allem, was sie getan hat...«

Emma schüttelte ebenfalls den Kopf, nahm eine Packung Zigaretten aus ihrer Handtasche und ging auf die Terrasse, um eine zu rauchen. Die anderen schwelgten weiter in Schadenfreude.

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