Die Zukunft der Männer

Anthologie zum Wettbewerb „Männer schreiben Science Fiction‟ des vss-verlag - 18 Science-Fiction-Stories von Männern.

Anthologie zum Wettbewerb „Männer schreiben Science Fiction‟ des vss-verlag 18 Science-Fiction-Stories von Männern. Simon Krappmann – Space Django Stevie D. – U-Frankfurt Olaf Fritsche – Tödliche Unsterblichkeit Peter Heidelbach – Der Frosch und der Berg Benjamin Rossa - Primigenia Achim Stößer - Kipppunkte Olaf Lahayne - Himmelsboten Detlev Zesny - Invasion Stevie D– Das Pfeifer-Modul Holger Jörg – Error Eleven Karsten Beuchert – Triumph der Katzen Björn Schäfer – Das UFO im Mittelalter Jörg Schweinbenz – Der Kampf beginnt Marco Semmelroth – Stunde... alles anzeigen expand_more

Anthologie zum Wettbewerb „Männer schreiben Science Fiction‟ des vss-verlag

18 Science-Fiction-Stories von Männern.



Simon Krappmann – Space Django

Stevie D. – U-Frankfurt

Olaf Fritsche – Tödliche Unsterblichkeit

Peter Heidelbach – Der Frosch und der Berg

Benjamin Rossa - Primigenia

Achim Stößer - Kipppunkte

Olaf Lahayne - Himmelsboten

Detlev Zesny - Invasion

Stevie D– Das Pfeifer-Modul

Holger Jörg – Error Eleven

Karsten Beuchert – Triumph der Katzen

Björn Schäfer – Das UFO im Mittelalter

Jörg Schweinbenz – Der Kampf beginnt

Marco Semmelroth – Stunde Null

Joe Tyler – Öl vom Mars

David Betzing – Sternschnuppen

Lukas Vautz – A.R.A.X.-010 verbindet . . .

Karsten Beuchert – Heimkehr



Endlich!

Endlich schien er in Reichweite, der langersehnte Triumph! Die Hände schweißfeucht, fokussierte Prof. Dr. Kufer mit fast glasigen Augen den Bereich inmitten der komplizierten Apparate auf seinem Labortisch, in dem sich die aufgebaute Energie zusammenballte.

Ein kleiner flimmernder Punkt zunächst, wuchs die wabernde Kugel in kurzer Zeit auf die Größe einer Murmel an – und blieb stabil!

Wie häufig hatte sich Prof. Kufer seinem Ziel schon nahe gewähnt, und wie oft war das Dimensionstor wieder in sich zusammengefallen, bevor er es hatte testen können! Wieder und wieder hatte er die Berechnungen überdenken und die Apparate neu justieren müssen, wobei der Kollegenspott mit jedem neuen Anlauf hämischer geworden war. ‚Das wird nie klappen!‘, so war die gängige Meinung, auch wenn einige misstrauisch beäugten, ob die größte Erfindung dieses Äons nicht vielleicht doch funktionieren würde.

Und diesmal sah alles gut aus!

Mit zitternden Fingern griff der Wissenschaftler einen kleinen Radiergummirest vom Schreibtisch, zielte, warf – und traf genau das Zentrum der Energiekugel.

Diese schien sich dem auf sie zufliegenden Objekt fast entgegenzustrecken, ehe sie es verschluckte – und sich auf das doppelte ihrer Größe aufblähte.

Der Professor stutzte – diesen Effekt hatten seine Berechnungen nicht vorhergesagt.

Etwas zögerlicher nahm er einen Bleistiftspitzer aus einer Schublade des Labortisches. Entbehren konnte er diesen, das war nicht die Frage, hatte er doch schon seit gefühlten Ewigkeiten keine Bleistifte mehr verwendet. Aber wenn schon der Radiergummikrümel eine so unerwartete Reaktion erzeugte …

Und wenn schon! Es ging um den seit Langem ersehnten Durchbruch, der endlich in Reichweite war! Der Spitzer folgte dem Radiergummi und verschwand ebenfalls in der Energieakkumulation, die sich erneut beträchtlich vergrößerte.

Der Professor spürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Etwas stimmte hier nicht. Und doch konnte er jetzt nicht aufhören – nicht aufgeben!

Noch hatte er kein Objekt durch das Tor geschickt, mit dem er den Erfolg tatsächlich nachweisen konnte – nämlich nicht nur das Verschwinden in dieser Welt, sondern das Auftauchen in einer anderen.

Zaudernd griff der Wissenschaftler nach dem schon lange vorbereiteten Peilsender, der jetzt endlich zum Einsatz kommen konnte. Aber wie genau? Aus unerfindlichen Gründen zögerte Kufer, ihn einfach Radiergummi und Spitzer hinterherzuwerfen. Für sein Gefühl brauchte es für diesen zumindest einen minimalen Schutz.

Sein ruheloser Blick fiel auf die unsägliche Maneki-neko-Winkekatze, die seine Schwiegereltern von ihrem letzten Japan-Urlaub mitgebracht hatten und die jetzt in einer Laborecke vor sich hin verstaubte, um ihm in unablässigem höhnischen Gruß mit ihrer Pfote zuzuwinken.

Das war genau, was er suchte! Wenn er mit diesem seinem größten Experiment Erfolg hatte, dann wäre er nicht mehr auf die Finanzspritzen seiner Schwiegereltern angewiesen!

Trotz Solarbetrieb brauchte die Figur Batterien, für Phasen der Dunkelheit. Ungeschickt öffnete er das zugehörige Fach, und tatsächlich – der Peilsender ließ sich zwischen die Energiezellen drücken.

Mit höchster Konzentration nahm der Professor die irisierende Energiekugel aufs Korn, dann schleuderte er ihr die verhasste Katze entgegen – und traf. Wie zuvor schien diese das Flugobjekt fast bewusst in Empfang zu nehmen, woraufhin sie sich erneut und diesmal in noch viel stärkerem Maße aufblähte.

Mit fast panischem Entsetzen musste Prof. Kufer hilflos mitansehen, wie die von ihm generierte Energieakkumulation die Apparatur erfasste, von der sie selbst erzeugt wurde.



Langsam senkte der Große Vorsitzende den pelzigen Arm, wobei er bewusst die Krallen der Pfote ausgefahren ließ, um seine ständige Kampfbereitschaft zu unterstreichen. Dreimal hatte er den Arm gehoben und wieder gesenkt, genau nach Vorschrift von Protokoll und modifizierter Tradition, exakt im gleichen Rhythmus wie die Heilige Botin, die auf ihrem Podest hinter ihm mit der Bewegung fortfuhr, so wie sie diese seit ihrem Erscheinen in der Welt vor zwei Generationen unermüdlich ausführte. Anschließend hatte er seinen Arm ein viertes Mal gehoben, zum Gruß der Versammlung.

Der Blick des Vorsitzenden streifte über die Menge der Feliden, die unter ihm das Auditorium der gewaltigen Prozessionshalle füllten, während er müßig ein paar nebensächlichen Gedanken nachhing. Es war schon angenehm, dass er es unter seiner Ägide wenigstens geschafft hatte, das ehrerbietige Heben des Armes von 33 Wiederholungen auf drei zu reduzieren. So verehrungswürdig sein Großvater als Revolutionsführer und erster Vorsitzender gewesen war – in manchen Punkten hatte er doch etwas übertrieben.

Sein Blick schweifte über die Menge, und diese blickte erwartungsvoll zurück. In vorderster Linie, direkt unterhalb der Bühne, hockten die höheren Würdenträger in ihren prächtigen Uniformen, hinter diesen die niederen Funktionäre und die Delegierten der Kampftruppen, noch weiter im Hintergrund die Vertreter des gemeinen Volkes, denen die unverdiente Ehre zuteilwurde, dem Parteitag beiwohnen zu dürfen – nicht ohne Eigennutz, denn geblendet von der erhabenen Pracht und der gemeinsam erlebten Kraft würden sie begeistert davon zehren und erzählen, und so zum Machterhalt der Partei und ihrer Führung beitragen. Ganz im Hintergrund und mit gebeugten Köpfen, sodass der Große Vorsitzende sie von der Bühne aus kaum erkennen konnte – was Absicht war, um sein Auge nicht zu beleidigen –, kauerten die Delinquenten, denen heute im Laufe des Parteitages publikumswirksam der Prozess gemacht werden sollte.

Die Spannung erreichte den optimalen Schwellwert, und ein kaum wahrnehmbarer Wink der krallenbewehrten Pfote des Vorsitzenden ließ der Showteil der Veranstaltung beginnen. Aus dem Orchestergraben erklangen die ersten leisen Akkorde der eigens komponierten Symphonie, welche die frühesten zögerlichen Schritte des Lebens in die Welt symbolisierten. Gleichzeitig krochen die Tänzer mit schlängelnden Bewegungen auf die Bühne. Der Große Vorsitzende beobachtete das Geschehen mit Wohlgefallen. Wenn die Show so weiterging wie sie begann, dann war der junge Choreograph sehr gut, und er würde ihn sich für eine Auszeichnung vormerken. Obwohl die Tänzer zu diesem Zeitpunkt der Musik noch archaische Würmer darstellten, strahlte aus ihnen bereits die Kraft der überlegenen Art der Feliden, die sich im letztlichen Sieg über alle anderen Arten erheben würden.

Intensität und Lautstärke der Musik nahmen zu, während die Klänge den Fortgang der Evolution nachzeichneten, bis das Licht des Bewusstseins in der Welt zündete. Die kompositorische Qualität der Symphonie war unbestreitbar, und doch … der Große Vorsitzende runzelte die Stirn. Die zunächst stattfindende Koevolution von zunehmend intelligenten Feliden, Kaniden und Hominiden war eindeutig zu gleichmacherisch in Töne gesetzt, in der lautmalerischen Ausgestaltung ihrer jeweiligen Äußerungsformen. Als wären alle Arten gleichberechtigt! Der revolutionäre Gedanke hätte hier in jedem Fall einer stärkeren Differenzierung bedurft! Die unbestritten schnellere und gelungenere Entwicklung der Katzenartigen musste einfach als solche herausgestellt und gegen die tumbe und stagnierende Bauernschläue der Hunde- und Affenartigen abgegrenzt werden! Dies würde einen strengen Verweis des Komponisten nach sich ziehen – wenn nicht gar einen Prozess aufgrund von Revolutionsverrat!

Misstrauisch blickte der Große Vorsitzende sich um und betrachtete die Gesichter der ehrfürchtig erstarrten Menge, um schließlich den Choreographen für eine noch größere Auszeichnung vorzumerken. Das heroisch Katzenhafte der Tänzer strahlte in den gesamten Raum aus und machte den zersetzenden Effekt der anbiedernden Symphonie-Harmonik wett, sodass zum Glück anscheinend nur er selbst letzteres mit seinen überlegen subtilen Sinnen wahrnahm.

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