Winterreise

Winterreise von Elfriede Jelinek: Eine schonungslose Selbstabrechnung und gesellschaftskritische Reflexion

In ihrem Text Winterreise folgt Elfriede Jelinek den Spuren des Wanderers aus Franz Schuberts gleichnamigem Liederzyklus. Ausgehend vom Gewirr der Gegenwart mit Bankenskandalen und Entführungsopfern, die der Zeit entrückt sind, führt der Weg zu Stationen in Jelineks eigener Biographie: die komplexe Beziehung zur Mutter, die Einweisung des Vaters in die Psychiatrie bis hin zu einer schonungslosen wie ironischen Selbstabrechnung der Autorin mit ihrer Rolle als Schriftstellerin, die "immer das gleiche Lied leiert".

Einer musikalischen Engführung gleich, ruft Winterreise in beeindruckender Klarheit und fast unheimlicher Dichte noch einmal all die Themen auf, die die Nobelpreisträgerin in den letzten Jahrzehnten beschäftigt haben. Zugleich vernimmt man Jelineks Stimme selten so ungeschützt und unmittelbar. Ein Theatertext, der Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll verwebt und dabei gesellschaftskritische Reflexionen anstellt.



Elfriede Jelinek, geboren 1946 und aufgewachsen in Wien, hat für ihr Werk eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.