Lesemüde? So entkommen Sie dem Lesetief

Es gibt Phasen, in denen liest man wahnsinnig viel und dann fasst man monatelang kein neues Buch mehr an. Kennen Sie das auch? Eigentlich hat man immer gerne gelesen und würde auch gerne wieder, aber die Motivation fehlt. Heute gibt es einige Tipps von mir wie Sie so ein Lesetief überwinden.

Ich spreche da leider ein wenig aus Erfahrung. Jahrelang waren die einzigen Bücher, die ich in die Hand nahm, Fachbücher. Pflichtlektüre, begleitend zum Studium und noch mehr Bücher, um tiefer in behandelte Themen einzusteigen. Weil ich für das Studium so viel lesen musste, verknüpfte sich in meinem Kopf irgendwie das "Lesen" mit "Arbeit". Von Entspannung konnte keine Rede mehr sein und Spaß hatte ich dabei auch nicht.

Dabei hatte ich früher so viel gelesen. Mehr als 100 Bücher im Jahr waren da keine Seltenheit. Das tägliche Pendeln ließ mir viel Zeit dafür und so verschlang ich ein Buch nach dem anderen, laß alle bis dato erschienenen Teile von "Das Lied von Eis und Feuer" innerhalb von zwei Monaten weg und arbeitete mich quer durch alle Genres. E-Reader sei dank hatte ich ja auch täglich eine große Auswahl mit dabei und konnte Romane nach Stimmung auswählen.

Dann kam das Studium.

Lesen gehört nun mal auch einfach zu den Freizeitaktivitäten, für die wir uns aktiv Zeit nehmen müssen und die ein nicht gerade kleines Maß an Aufmerksamkeit fordern. Gute Geschichten wollen genossen werden. Wenn die Ruhe fehlt oder man ohnehin schon viel Zeit jeden Tag damit verbringt, andere Texte zu lesen ... ja, in diesem Fall kann es schon schwer sein, sich hinzusetzen und bewusst ein Buch oder eBook in die Hand zu nehmen.

Vielleicht arbeiten Sie täglich lange und haben nur wenig Zeit zum Lesen. Oder Sie lesen täglich X-Mal dasselbe Kinderbuch vor. Vielleicht gehört Lesen für Sie auch zur täglichen Arbeit eh schon mit dazu und die Augen und der Kopf brauchen abends eine Pause. Ganz egal, warum die Lesemüdigkeit Sie überwältigt hat: Hier ein paar von mir persönlich erprobte Ansätze, um wieder Spaß am Lesen zu finden.

 

1. Fangen Sie KLEIN an

Kurze Romane oder vielleicht auch ein Kurzgeschichtenband bieten sich an, wenn es an Zeit mangelt. Die hat man vergleichsweise schnell durch und bei Anthologien kann man täglich eine Geschichte lesen. Man braucht nicht so lange aufmerksam sein. Gut, um wieder ein bisschen "reinzukommen" und sich an das Lesen an sich zu gewöhnen. Die abgeschlossenen Geschichten lassen Sich zwischendurch genießen. Da ich mich bei spannenden Romanen so schlecht loßreißen kann und dann gerne mal bis tief in die Nacht lese, bevorzuge ich für abends persönlich Kurzgeschichten. Das ist auch ganz gut, um vor dem Schlafen mal eine Weile einfach kein Handy in der Hand zu haben.

2. Versuchen Sie es mal mit Hörbüchern oder Comics

Hörbücher hören ist auch lesen. Sich etwas vorlesen zu lassen, kann auch mal ganz schön sein; fast wie damals als Kind. Wer kann, kann Hörbücher einfach nebenbei anhören: Beim Kochen, Wäsche machen, im Zug, beim Spazierengehen, wenn man ein Bad nimmt ... lassen Sie sich von Hörbüchern nicht abschrecken, wenn Sie es bisher nocht nicht versucht haben. Ich war zuerst nicht besonders begeistert davon, das gebe ich zu. Aber mittlerweile habe ich eigentlich immer mindestens ein Hörbuch parat, wenn die Augen schon etwas müde sind oder ich gerade einfach keine Zeit habe, mich ruhig hinzusetzen. Hörbücher helfen auch dabei, bekannte Routein herkömmliches Buch nicht so verlockend klingt. 

3. Lesen Sie alte Favoriten noch einmal

Gibt es einen Roman oder vielleicht eine Reihe, die Ihnen wahnsinnig gut gefallen hat? Um wieder mit dem Lesen zu beginnen, bieten sich bekannte Geschichten sehr an. So, wie der Hunger manchmal erst beim Essen kommt, kann der Spaß am Lesen mitunter erst beim Lesen zum Vorschein treten. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie das ausgewählte Buch beenden und direkt mit dem Nächsten anfangen möchten.

4. Lesen Sie gemeinsam

Manche Dinge machen zusammen mehr Spaß. Wenn Sie Probleme haben, sich zum Lesen aufzuraffen, kann ein Buchclub eine nette Idee sein. Vielleicht finden Sie auf Facebook und Co. ja einen Club, der Sie interessiert. Treten Sie bei und lesen Sie ein Buch zusammen mit anderen und diskutieren im Anschluss (oder währenddessen) darüber. So ein Buchcluba hat auch den Vorteil, dass man mal wieder ein bisschen sozialisiert. Wenn Sie wie ich aus dem Homeoffice arbeiten und (der Umstände halber) recht wenig Kontakt zu anderen haben, kann so ein Buchclub wirklich Wunder wirken, was die Motivation angeht. Wenn Sie keinen Club finden, gründen Sie einen!. Wenn Sie nicht unbedingt mit Fremden sprechen möchten, lesen Sie einfach ein Buch mit einer anderen Person: Ihre beste Freundin, der Partner, die Mutter ... wer auch immer. Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie über das Gelesene sprechen können.

5. Probieren Sie eine neue Lesetechnik aus

Lesen Sie mal anders, als Sie es bisher getan haben. Vielleicht ist Speedreading ja etwas für Sie. Oder stellen Sie einen Leseplan auf: Pro Tag ein Kapitel, pro Tag X Seiten etc. Gewohnheiten werden erst nach etwa 28 Tagen zu Gewohnheiten. Wenn Sie Lesen wieder aktiv in Ihren Alltag aufnehmen möchten, sollten Sie jeden Tag ein wenig Zeit dafür einplanen, damit Ihnen das Lesen wieder in Fleisch und Blut übergeht und sich irgendwann wieder ganz natürlich integriert. Haben Sie bisher nur ein Buch nach dem anderen gelesen? Fangen Sie einfach mal mehrere an. Haben Sie eine Bettlektüre, ein Buch für unterwegs und eines, das Sie immer auf dem Sofa lesen.

6. Lassen Sie sich von Instagram und Co. inspirieren

Abonnieren Sie auf Youtube Vlogs von "Booktubern", folgen Sie einem Instagramkanal, bei dem Bücher une eBooks im Fordergrund stehen (#bookstagram) oder suchen Sie auf Twitter nach Buchempfehlungen. Vielleicht wirkt die Begeisterung anderer für dieses schöne Hobby ja ansteckend.

7. Probieren Sie ein neues Genre aus

Sie haben bisher exklusiv Science Fiction Romane gelesen? Probieren Sie es mal mit einem Thriller. Lesen Sie zur Abwechslung eine Biographie. Irgendwas, hauptsache "anders". Manchmal reicht es schon, ein wenig über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Im besten Fall entdecken Sie ein neues Genre für sich und das Lesetief geht ganz von alleine vorbei. Im schlimmsten Fall wissen Sie, welches Genre auf keinen Fall etwas für Sie ist (aber bitte verurteilen Sie nie ein ganzes Genre aufgrund einer Geschichte!).

8. Machen Sie ein Spiel daraus

Gamification funktioniert. Wenn Lesen wie eine Aufgabe erscheint, versuchen Sie es ein wenig aufzulockern. Spielen Sie Buchbingo, vielleicht auch mit anderen zusammen. "Ein Buch mit blauem Cover", "Ein Roman über Immigration", "Ein Buch, das mit N beginnt", ... es gibt viele mögliche Kategorien. Sie können auch eine Liste zusammenstellen und diese nach und nach abhaken. Oder tracken Sie das Gelesene: Sie werden Staunen, wie schnell sich einzelne Seiten zu einer großen Summe aufaddieren. Versuchen Sie, "Lesestreaks" zu schaffen: Wenn Sie schon 11 Tage in Folge täglich ein wenig gelesen haben, wäre es doch schade, an Tag 12 aufzugeben, oder? Mit Goodreads können Sie zum Beispiel ganz leicht die Übersicht behalten und bekommen sogar Statistiken geliefert. Alternativ tut es auch ein Lesetagebuch oder einfach eine Notiz im Kalender. Es gibt auch Poster, bei denen Sie die Buchcover von bereits gelesenen Büchern wie bei einem Rubbellos freilegen können. Alle Cover aufzdecken ist doch eine schöne Motivation?

 

Für mich hat eine Kombination aus mehreren Punkten sehr gut funktioniert. Ich habe meinen Goodreads-Account entstaubt, bin jetzt Mitglied in einem Buchclub, höre Hörbücher und lese abends vor dem Schlafen noch. Begonnen habe ich vor ein paar Monaten mit einer meiner Lieblingsreihen, aktuell lese ich parallel 5 Bücher. Meine Liste mit Romanen, die ich unbedingt lesen will, ist länger als je zuvor, aber endlich spüre ich wieder so etwas wie Motivation. Vielleicht spielt Realitätsflucht auch ein wenig eine Rolle, aber wer kann mir das aktuell verdenken? Wichtig ist, dass ich zumindest nicht mehr lesemüde bin. Wenn ich das schaffe, dann klappt das bei Ihnen auch!

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