Was ist dran am Hype um Iny Lorentz?

Iny Lorentz - hinter diesem Namen verbirgt sich ein Autorenduo - zählt zu den erfolgreichsten Autorenpaaren auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Und sie sind dabei nicht unproduktiv: Mindestens ein neues Buch erscheint pro Jahr. Doch warum sind die historischen Romane von Iny Lorenz so beliebt? Und lässt sich mit der Zeit die Qualität bei so vielen Veröffentlichungen nicht irgendwann einmal nach? Wir haben uns einen Klassiker und eine aktuelle Romanreihe genauer angeschaut.

 

Die Wanderhuren-Serie

Bekannt geworden sind Iny Lorentz 2014 mit der Wanderhure, ein Titel, der inzwischen verfilmt wurde und sicher auch denjenigen etwas sagt, die sich sonst weniger für historische Romane interessieren. Die junge Marie ist aus gutem Haus und steht kurz vor einer erfolgreichen Verheiratung. Doch eine Intrige führt dazu, dass sie ihren Vater verliert und in ein Verlies gesperrt wird. Hier wird sie vergewaltigt - und zwar so, dass man im Buch noch keinesfalls von Pornografie sprechen könnte, aber so, dass doch „genügend“ Details geschildert werden. Der nun entehrten jungen Frau bleibt nichts anderes übrig, als sich weiterhin als Hure zu verdingen und durch Deutschland zu reisen. Marie begibt sich auf eine Art Abenteuerfahrt, bei der sie Freunde findet und sich schließlich sogar für das Unrecht, das ihr widerfahren ist, rächen kann.

Die Wanderhure ist an vielen Stellen durchaus schlüpfrig, allerdings ist sie noch lange kein erotischer Roman. Dass gerade die Mischung aus Abenteuer, Mittelalter und Huren auf Gegenliebe bei einem breiten Publikum stößt, ist nicht weiter verwunderlich.

Was der erste Teil allerdings schafft, nämlich auf einfachem Niveau gut zu unterhalten, kann der zweite Teil, die Kastellanin, nicht ganz einlösen. Hier wiederholt sich Maries Schicksal: Die inzwischen als Schlossherrin verheiratete Frau verliert ihren Mann und muss von ihrem Schloss fliehen. Was nun ansteht, ist klar: Eine erneute Abenteuer-Fahrt, an deren Ende Marie ihren totgeglaubten Mann wiederfindet. Wer trotzdem noch nicht genug davon bekommen hat, kann im dritten Teil weiterlesen: In Das Vermächtnis der Wanderhure wird Marie entführt und als Sklavin verkauft. Aber auch hier wird sie am Ende gerettet - sonst könnte es keine weiteren vier Bände geben.

Wer Serien liebt, den bedient die Wanderhuren-Saga mit ihren immer wieder ähnlichen Handlungsmustern gut: Die Protagonisten bleiben ähnlich, der Konflikt auch, nur das Abenteuer zwischendrin variiert ein wenig. Die Menschen lassen sich nur in gut und böse einteilen und so sind Maries Widersacher immer richtig widerlich und gemein.

 

Die Berlin-Trilogie: Tage des Sturms

Was können die Autoren neben der Wanderhuren-Reihe noch? Iny Lorentz haben zahlreiche weitere Romane geschrieben, darunter auch wieder Mehrteiler, beispielsweise über eine Wanderapothekerin im Mittelalter. Daneben wagt sich das Autorenpaar aber auch bis ins 19. Jahrhundert vor. Die Berlin-Trilogie beispielsweise, deren erster Teil im Frühjahr 2018 veröffentlicht wurde, befasst sich mit der der deutschen Märzrevolution.

Auch wenn man von Iny Lorentz keine große Literatur erwarten darf, auch wenn es hier um reine Unterhaltung geht, die Geschichte ist doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen: Bei einem Waldspaziergang lernt die uneheliche Tochter des Grafen ihren neuen Nachbarn und zukünftigen Gutsherren kennen. Der verliebt sich sofort in Resa und wirft seine Pläne über den Haufen, adelig zu heiraten. Seine Mutter aber weiß dies zu verhindern, indem sie Resas Mutter mit einem Pilzragout (!) vergiften und Resa entführen lässt. Sie muss nun in Berlin in einem Bordell arbeiten.

Warum kann Resa nicht fliehen? Warum sucht niemand nach ihr? Man muss beim Lesen den Kopf gezielt ausschalten, um die Geschichte als gegeben zu nehmen. War das ganze bei der Wanderhure noch unterhaltsam, hat Tage des Sturms viel zu viele Längen, die die Erzählung zudem auch noch zäh dahinfließen lassen. Absurde Geschichten können im Zweifel gut unterhalten, wenn die die Geschichte aber absurd und langweilig zu gleich ist, dann wird es schwierig, dem Buch noch etwas Positives abzugewinnen.

Iny Lorentz versorgt seine Lesefans kontinuierlich mit neuem Lesestoff. Innovation und große Abwechslungen darf man dabei aber scheinbar nicht erwarten. Was man geliefert bekommt, ist dagegen ziemlich vorhersehbar - für die treuen Fans.

 


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