Rezension: BookTok Hit "Die stumme Patientin" von Alex Mikaelides

Ein spannender Thriller für Zwischendurch: Eine Geschichte über Liebe und Rache, die Mystery- und Thrillerkenner wahrscheinlich mit ihrem Twist weniger überraschen wird, aber ansonsten für ein paar Stunden soliden Lesespaß sorgt.

 

Das sagt der Klappentext: 

Cover Alex Michaelides: Die stumme Patientin

Alex Michaelides: Die stumme Patientin

Erscheinungsdatum: 26.04.20191 - Verlag: Droemer eBook - Seitenzahl: 384 - Originaltitel: The Silent Patient

Blutüberströmt hat man Alicia Berenson neben ihrem geliebten Ehemann gefunden – dem sie fünf Mal in den Kopf geschossen hat. Seit sieben Jahren sitzt die Malerin nun in einer geschlossenen Anstalt. Und schweigt. Kein Wort hat sie seit der Nacht des Mordes verloren, lediglich ein Bild gemalt: Es zeigt sie selbst als Alkestis, die in der griechischen Mythologie ihr Leben gibt, um ihren Mann vor dem Tod zu bewahren. Fasziniert von ihrem Fall, setzt der forensische Psychiater Theo Faber alles daran, Alicia zum Sprechen zu bringen. Doch will er wirklich nur herausfinden, was in jener Nacht geschehen ist?

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Rezension zu "Die stumme Patientin" von Alex Michaelides:

Der Roman ist ja schon vor ein paar Jahren erschienen; aber auf "Die stumme Patientin" wurde ich erst durch TikTok aufmerksam. Unter den BookTok Thriller Empfehlungen wurde oft dieser Roman von Alex Michaelides in die Kamera gehalten. Da mir bisher alle BookTok Tips gefallen haben, dachte ich, ich lese mal wieder einen Psychothriller.

Zuerst einmal sei gesagt: Ich bin kein Thriller-Junkie und ich lese eher selten Romane aus diesem Genre, daher hat mich persönlich der Plottwist gegen Ende doch überrascht. Alteingesessene Hasen werden aber wahrscheinlich viel eher auf des Rätsels Lösung kommen als ich. Die letzten 45 Minuten habe ich ganz gebannt gelesen und spürte, wie die Auflösung immer näher rückte. Nein ... doch nicht? Wirklich? OH! Ich fühlte mich an einen Roman von Sebastian Fitzek erinnert, den ich vor Jahren gelesen habe - nicht wegen der Geschichte, sondern wegen dem Gefühl beim Lesen. Die Spannung baut sich langsam auf aber nimmt dann an Fahrt auf. Die Auflösung kommt nicht vollkommen überraschend, sondern man wird beim Lesen langsam herangeführt.

 

Fakten und Personen: Worum es in "Die stumme Patientin" geht 

Alicia Berensen ist Künstlerin und mit Gabriel Berensen verheiratet. Eines Tages ruft die Nachbarin der beiden die Polizei, sie habe Schüsse gehört. Als die Einsatzkräft angkommen, finden Sie Alicia in ihrem Atelier - Gabriel sitzt an einen Stuhl gefesselt und ihm wurde fünfmal ins Gesicht geschossen. Alicia ist alleine, sie blutet an den Handgelenken. Das letzte, was sie sagt, sagt sie durch ein Bild: Es zeigt sie selbst vor einer Leinwand, nackt, den Betrachtenden direkt in die Augen schauend. Sie nennt das Bild "Alkestis", nach einer Figur aus der griechischen Mythologie. Danach schweigt sie und spricht jahrelang mit niemandem. 

Theo Faber ist ein Psychotherapeut und fasziniert vom Fall "Alicia". So fasziniert, dass er seinen Job aufgibt und eine Stelle in der Nervenheilanstalt antritt, in der Alicia untergebracht ist. Er ist sicher, dass er Alicia zum Reden bringen kann. Auch wenn Kolleg:innen und Vorgesetzte nicht überzeigt sind, lassen sie es Theo versuchen. Die Sitzungen mit Alicia gehen nicht immer gut, aber nach und nach scheint es so, als würde er zu ihr vordringen. Sein Erfolg im Beruf wird gedämpft von einigen Problemen in seinem Privatleben - seine Ehe mit Kathy entwickelt sich in eine enttäuschende Richtung. 

Mehr Murder Mystery als Psychothriller

Mit seinen knapp 400 Seiten ist der Roman recht kurz und schnell gelesen. Da bleibt auch nicht viel Platz für überflüssige Passagen. 

Der Großteil des Romans wird aus Theos Sicht erzählt - er erzählt von seiner Arbeit mit Alicia, wie er versucht zu ihr durchzudringen, von seinen Problemen zuhause und von seiner eigenen Vergangenheit. Nach und nach wird klar, warum er sich so zu Alicias Fall hingezogen fühlt, denn er meint, einige Parallelen zwischen sich und ihr zu erkennen. Ihr zu helfen bedeutet auch ein Stück weit sich selbst zu helfen. 

Ein weiterer Teil der Geschichte wird von Alicia selbst erzählt, in Form von Tagebucheinträgen. Sie beginnen einige Wochen vor dem Mord an ihrem Ehemann. Da sie das Tagebuch vor der Polizei versteckte und niemand wusste, dass sie es führt, wurde es auch bei der Verhandlung und ihrer Verurteilung nicht berücksichtigt. Allerdings enthält das Tagebuch einige Informationen, die sehr hilfreich gewesen wären. 

Mit Fortschreiten der Geschichte verknüpfen sich die Handlungsfäden immer mehr zu einem Gesamtbild. Wie ein Psychothriller kam mir der Roman aber nicht vor. Eher wie ein "Wer war es?"-Krimi, bei dem sich alles darum dreht, dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Je mehr man liest, desto mehr kommen einem Zweifel daran, was angeblich zwischen Alicia und Gabriel vorgefallen sein soll. Einige Charaktere im Buch erwecken zunehmend den Eindruck, als hätten sie selbst genug Motive für den Mord an Gabriel gehabt. Theo wollte ich manchmal am Kragen packen und ihn schütteln - "Du steckst da viel zu tief drin, hör endlich auf deinen Chef und hör auf damit, das so nah an dich ranzulassen!". Bei seinem Versuch, Alicia zum Reden zu bringen, überschreitet er einige professionelle Grennzen und handelt mehr als einmal entgegen den Vorgaben seiner Vorgesetzten. 

Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten - aber alles ist anders, als man ursprünglich dachte, zugleich aber auch nicht. 

Mit "Die stumme Patientin" von Alex Michaelidis hatte ich zwei Abende lang gute Unterhaltung. Handelt es sich hier um ein BookTok Buch, das den Hype verdient? Das kann ich nicht so gut beurteilen. Ich habe schon bessere Romane gelesen, aber eben auch schon deutlich schlechtere. Alles in allem würde ich dem Buch aber großzügige 4 von 5 Sternen geben. 

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