Rezension: Fairy Tale von Stephen King

Stephen King ist schon lange nicht mehr nur für Horror- und Gruselgeschichten bekannt. Mit Fairy Tale liefert er dieses Mal - knapp ein Jahr nach Erscheinen seines letzten Romans Billy Summers ein modernes Märchen mit Happy End.

 

Cover Stephen King: Fairy Tale

Stephen King: Fairy Tale

Erscheinungsdatum: 01.08.2022 - Verlag: FISCHER E-Books - Seitenzahl: 416

Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er sieben war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien.

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Rezension zu "Fairy Tale" von Stephen King:

Richtig King-typisch an Fairy Tale ist die Länge: Mit 900 Seiten steht dieser Roman seinen Vorgängern vom Umfang her in nichts nach. Aber kann King auch als Märchenerzähler überzeugen?

Vom Erzählduktus her erhält man jedenfalls solide Kost. King schafft es, eine Geschichte, die auch auf 100 Seiten hätte erzählt werden können, auf 900 auszuweiten. Dies ist keinesfalls negativ gemeint. Wer Der Outsider oder Der Anschlag gelesen hat, weiß das: King erzählt in einer ruhigen Art und Weise, ohne viel Drumherum, trotzdem aber ausführlich, sodass man in seine Geschichten abtauchen kann.

Auch bei Fairy Tale ist das anfangs möglich. Als Charlie in jungen Jahren seine Mutter auf tragische Weise verliert, wird sein Vater zum Alkoholiker. Charlie schließt einen Handel mit dem Schicksal ab: Wird sein Vater trocken, so wird er dafür im Gegenzug eine gute Tat tun.

Charlies Vater schafft den Ausstieg aus der Alkoholsucht und Charlie wartet einige Jahre darauf, sich beim Schicksal zu revanchieren. Als der alte, jähzornige, kauzige und schwer umgängliche Mr. Bowditch von einer Leiter stürzt und sich das Bein bricht, sieht Charlie seine Chance gekommen. Er unterstützt Mr. Bowditch bei seiner Genesung und freundet sich - auch für ihn ganz unerwartet - mit dem alten Mann und dessen Hündin an. Dich erst später findet Charlie heraus, warum Mr. Bowditch so jähzornig war: Der Schuppen in seinem Garten beherbergt einen unterirdischen Geheimgang in eine fremde Welt, die wie eine Märchenwelt gestaltet ist.

Bis zu diesem Punkt hat mich der Roman gut unterhalten. Auch Charlies erste Schritte in der Märchenwelt sind noch spannend. Doch vieles, was danach kommt, ist dann doch zu märchentypisch: Eine böse Macht, die über das Königreich herrscht, eine Prinzessin im Exil und ein junger Held. Manches erinnert auch an die Plots von Videospielen, z.B. Nintendos Zelda-Reihe. Die letzten 300 Seiten habe ich tatsächlich nur noch überflogen, um festzustellen, ob noch etwas kommt, was mich überraschen könnte. Doch da wir wissen, wie Märchen ausgehen, ist dies leider nicht der Fall.

Fairy Tale ist sicher kein schlechter Roman und liegt insgesamt deutlich über dem Durchschnitt. Mich jedoch konnte das Märchenthema einfach nicht begeistern. Man muss sich ein wenig dafür erwärmen können, um diesen Roman bis zur letzten Seite zu lesen.

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