Deutsche Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen
Die Spur der roten Sphinx
Verschwunden, verloren, vom Schweigen verschluckt, so gingen unzählige deutsche Frauen und Mädchen durch die Hölle sowjetischer Folterkeller, die zwischen 1945 und 1949 auch auf deutschem Boden, in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone, bestanden – ein kaum bekannter und dennoch untilgbarer Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte, der hier zum ersten Male unmittelbar die Farbe durchlittenen Lebens gewinnt. Die von den Sowjetischen Militärtribunalen verurteilten Frauen kamen im Februar 1950 zur weiteren Strafverbüßung in den Gewahrsam der DDR, die für sie ein besonders strenges Zuchthaus-Regime in einer Reihe von Sonderstrafanstalten errichtete.
Im Chor vieler Stimmen entrollt sich ein ergreifendes Panorama von Standhaftigkeit, Verzweiflung, Hoffnung und kleinen Lichtern der Menschlichkeit, die selbst auf der Seite derer nie ganz erloschen, die ein grausames System zu Vollstreckern und Peinigern bestellte.
Annerose Matz-Donath, die selbst fast 12 Jahre Gefangenschaft erleiden mußte, konnte 130 frühere Haftkameradinnen von etwa 1300 betroffenen Frauen interviewen. So entstand eine auf Aktenkenntnis und der Auswertung von zehntausend Seiten der Gesprächsprotokolle gestützte Dokumentation, die die Leidenswege der verurteilten Frauen eindrucksvoll schildert und dieses Kapitel der deutschen Geschichte dem Vergessen entreißt.
Annerose Matz-Donath, 1923 in Leipzig geboren, studierte mit dem Berufsziel Journalismus an den Universitäten Leipzig, Berlin, Jena und Wien (Studium generale, Hauptfächer Zeitungswissenschaft, Geschichte und Germanistik), bis nach dem 20. Juli 1944 die Universitäten geschlossen und auch die Studenten in die Kriegsproduktion dienstverpflichtet wurden.
Nach 1945 engagierte sie sich in Halle/Saale beim Aufbau der LDZ/Landeszeitung der Liberal-Demokratischen Partei für die Provinz Sachsen-Anhalt. Als deren stellvertretender Chefredakteur wurde sie im Mai 1948 vom NKWD verhaftet.
Von einem Sowjetischen Militär-Tribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, verbrachte sie fast 12 Jahre in Gefangenschaft - mehrfach im Roten Ochsen in Halle, im Gelben Elend in Bautzen, im ehemaligen Nazi-KZ Sachsenhausen, danach im Frauenzuchthaus Hoheneck und in weiteren Zuchthäusern der ehemaligen DDR.
Inzwischen – unter dem 21.6.1993 – wurde sie von der Militär-Generalstaatsanwaltschaft in Moskau rehabilitiert, da schuld- und grundlos verhaftet und rechtswidrig, aus politischen Gründen verurteilt.
Nach ihrer Entlassung war sie in verschiedenen verantwortlichen Positionen im politischen Programm-Bereich der DEUTSCHEN WELLE in Köln tätig, bis die gesundheitlichen Folgen der langen Haft sie 1986 in einen vorzeitigen Ruhestand zwangen. Seit 1990 forschte sie anhand deutscher und russischer Akten nach politischen Hintergründen. Zugleich erfragte sie in rund 130 Interviews mit verfolgten Frauen, ihren ehemaligen Kameradinnen, deren persönliche Geschichten, die in diesem Buch ihren Niederschlag fanden.
1. Kapitel: Mütter und Kinder
Bitterer Abschied
Der Florian
Zahnschmerz im Herzen
Die Mütterstube
Kindertränen
2. Kapitel: Die Hölle hat viele Tore
Eingefangen
Grenzerfahrungen
Recherche ins Abseits
Gefährliche Deutsche
Auf Werwolf-Jagd
3. Kapitel: Verraten und verkauft
Das Butterplätzchen
Terror statt Brot
Um eine Nähmaschine
Unschuldsbewußtsein lebensgefährlich!
Flugblatt im Polizistenschrank
Für Judaslohn
Der wahre Hintergrund
4. Kapitel: Laßt alle Hoffnung fahren
Der erste Schock
Wenn sie Rosamunde spielten
Maden und Fischgerippe
Ein kleiner Funke Menschlichkeit
Psychofolter
Kübelgeschichten
Sexuelle Gewalt
5. Kapitel: Russisches Roulette
Der Tod reiste mit
Die Fratze der Angst
Selber ein Ende machen
Wie ein Indianer am Marterpfahl
Sie lachten, wenn sie sie erschossen
Ein widerspenstiger Typ
6. Kapitel: Lügner und Henker
Das Tribunal
Wyschinskijs Schatten
Ein teuflisches Drehbuch
Vergeblicher Aufstand
Silberkopf mit Feuerhaken
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- Artikel-Nr.: SW9783938176825110164
- Artikelnummer SW9783938176825110164
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Autor
Annerose Matz-Donath
- Wasserzeichen ja
- Verlag Lindenbaum Verlag
- Seitenzahl 482
- Veröffentlichung 16.09.2020
- ISBN 9783938176825
- Wasserzeichen ja