Solarpolitik

Ein philosophischer Essay über die Sonne, Natur und Gewalt

Ra, Tonatiuh, Surya, Sol invictus sind nur einige der Namen jener vielgestaltigen Gottheit, der die Menschen in früheren Zeiten in Ritualen und Gebeten huldigten und die mit dem Aufkommen monotheistischer Religionen schließlich auf die Rolle des sichtbaren Ausdrucks göttlicher Kraft reduziert wurde. Die Sonne selbst büßte indes nichts an Strahlkraft ein: Als Quell allen Lebens, dem immer auch ein destruktives Element zu eigen ist, befeuert sie spätestens seit Platon nicht nur unsere Vorstellung einer besseren Zukunft, sondern steht, wie die russische Philosophin Oxana Timofeeva unter Rückgriff auf Georges Bataille eindrücklich zeigt, für... alles anzeigen expand_more

Ra, Tonatiuh, Surya, Sol invictus sind nur einige der Namen jener vielgestaltigen Gottheit, der die Menschen in früheren Zeiten in Ritualen und Gebeten huldigten und die mit dem Aufkommen monotheistischer Religionen schließlich auf die Rolle des sichtbaren Ausdrucks göttlicher Kraft reduziert wurde. Die Sonne selbst büßte indes nichts an Strahlkraft ein: Als Quell allen Lebens, dem immer auch ein destruktives Element zu eigen ist, befeuert sie spätestens seit Platon nicht nur unsere Vorstellung einer besseren Zukunft, sondern steht, wie die russische Philosophin Oxana Timofeeva unter Rückgriff auf Georges Bataille eindrücklich zeigt, für ein dringend benötigtes Gegenmodell zur auf unendliches Wachstum und Akkumulation zielenden, zerstörerischen Kapitalwirtschaft. Denn die Sonne ist reiner Überschuss. Sie verausgabt sich ohne Forderung nach Gegenleistung, ohne je an Grenzen zu stoßen. Eine politische Ökonomie also, die auf dem Prinzip der Sonne gründete, wäre eine des Altruismus und der Solidarität, eine, die sich verschenkt, sich ohne Berechnung verliert – und daher eine im Einklang mit der Natur stehende Möglichkeit jenseits aller bestehenden politischen Kategorien.



Oxana Timofeeva, 1978 in Sibirien geboren, ist Professorin am Zentrum für Philosophie »Stasis« an der Europäischen Universität in Sankt Petersburg sowie Autorin und Mitglied im Künstlerkollektiv Chto delat. Zu ihren Publikationen zählen u. a.: Eto ne to [Dies ist nicht Jenes] (Limbach 2022), Solar Politics (Polity 2022), How to Love a Homeland (Kayfa ta 2020), History of Animals (Bloomsbury 2018), Introduction to the Erotic Philosophy of Georges Bataille (New Literary Observer 2009). Auf Deutsch erhältlich sind Essays, u. a. »Kriegstrilogie« in der Zeitschrift Lettre International (LI 115).



Anja Dagmar Schloßberger, 1974 in München geboren, studierte in München und Moskau, wurde in Berlin über Leonid Lipavskij promoviert. Sie arbeitet und lebt in Berlin. Für die Arbeit an Dem Schrecken auf der Spur erhielt sie das Johann-Joachim-Christoph-Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds.

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  • Artikelnummer SW9783751820035110164
  • Autor find_in_page Oxana Timofeeva
  • Mit find_in_page Anja Dagmar Schloßberger
  • Autoreninformationen Oxana Timofeeva, 1978 in Sibirien geboren, ist Autorin und Mitglied… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page Matthes & Seitz Berlin Verlag
  • Seitenzahl 125
  • Veröffentlichung 07.03.2024
  • ISBN 9783751820035

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