Der „Home Bias“ internationaler Investoren: Eine Untersuchung von Aktienportfolios

In den letzten Jahrzehnten hat eine fortlaufende Deregulierung und Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte stattgefunden, denn auch an ihnen ist die Globalisierung nicht unmerklich vorübergegangen. Dies hat zu einer wirtschaftlichen Verkettung der einzelnen Länder geführt und somit zu vermehrten Anlagemöglichkeiten für die Marktteilnehmer. Durch diese zusätzlichen Anlagealternativen sind eine bessere Diversifikation und eine Risikoreduktion des Aktienportfolios möglich. Doch trotz der Vorteile internationaler Diversifikation wurde Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts festgestellt, dass die meisten Investoren diese nicht... alles anzeigen expand_more

In den letzten Jahrzehnten hat eine fortlaufende Deregulierung und Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte stattgefunden, denn auch an ihnen ist die Globalisierung nicht unmerklich vorübergegangen. Dies hat zu einer wirtschaftlichen Verkettung der einzelnen Länder geführt und somit zu vermehrten Anlagemöglichkeiten für die Marktteilnehmer. Durch diese zusätzlichen Anlagealternativen sind eine bessere Diversifikation und eine Risikoreduktion des Aktienportfolios möglich.

Doch trotz der Vorteile internationaler Diversifikation wurde Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts festgestellt, dass die meisten Investoren diese nicht ausschöpfen, sondern einen sehr großen Anteil ihres Portfolios in Aktien aus dem Heimatland halten. Diese Tendenz wird in der ökonomischen Literatur „Home Bias“, aber auch „Home Bias puzzle“ oder „Equity Home Bias“ genannt. Somit verfolgen die meisten Investoren eine Strategie der Akzeptanz von zusätzlichem Risiko durch eine nicht ausreichende Streuung auf verschiedene internationale Aktienwerte.

Das Ziel dieser Arbeit ist es zu analysieren, wie ausgeprägt der Home Bias weltweiter Investoren ist, welche Ursachen dieses Phänomen hat und welche Folgen daraus resultieren. Da der Home Bias in Bondportfolios weniger ausgeprägt ist, beschränkt sich die Analyse auf die Untersuchung von Aktienportfolios.

Im ersten Teil dieser Arbeit wird auf die wichtigsten Elemente der Portfoliotheorie, des Capital Asset Pricing Models sowie des International Asset Pricing Models eingegangen. Folgend werden die Vorteile der internationalen Diversifikation erläutert. Im anschließenden Kapitel wird der Home Bias definiert und des Weiteren gezeigt, welches Ausmaß der Home Bias in den Portfolios verschiedener Länder annimmt. Zudem werden zwei Methoden zur Messung des Home Bias charakterisiert. Zum Abschluss dieses Kapitels wird gezeigt, dass das Ausmaß des Home Bias noch viel größer ist, wenn Humankapital in die Betrachtung mit einbezogen wird. Im vierten Kapitel werden die wichtigsten Erklärungsansätze zum Home Bias analysiert. Dabei wird zwischen rationalen und verhaltenswissenschaftlichen Erklärungsansätzen unterschieden. Im anschließenden Kapitel werden kurz die Auswirkungen des Home Bias ergründet. Im letzten Kapitel wird die Arbeit dann resümiert, worauf ein Fazit folgt.



In den letzten Jahrzehnten hat eine fortlaufende Deregulierung und Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte stattgefunden, denn auch an ihnen ist die Globalisierung nicht unmerklich vorübergegangen. Dies hat zu einer wirtschaftlichen Verkettung der einzelnen Länder geführt und somit zu vermehrten Anlagemöglichkeiten für die Marktteilnehmer....



Textprobe:

Kapitel 2.2, Das Capital Asset Pricing Model (CAPM):

Das Capital Asset Pricing Model wurde von Sharpe, Lintner und Mossin entwickelt und basiert auf der Portfoliotheorie. Es geht von folgenden Annahmen aus: Die Investoren sind risikoavers, haben homogene Erwartungen, zu einem risikolosen Zinssatz kann unbeschränkt Kapital angelegt und aufgenommen werden, es besteht vollständige Konkurrenz, alle Wertpapiere sind beliebig teilbar, der Markt ist frei von Transaktionskosten und anderen Friktionen und Informationen stehen den Investoren kostenlos zur Verfügung. Für die eben genannten homogenen Erwartungen der Investoren ist Informationseffizienz erforderlich, das heißt, dass die Marktpreise vollständig und ohne Verzögerung alle verfügbaren Informationen widerspiegeln. Nur so können sich homogene Erwartungen bilden, durch die sich für alle Anleger identische Portfoliostrukturen ergeben. Im Kapitalmarktgleichgewicht stimmen diese mit dem Marktportfolio überein. Das Marktportfolio besteht aus der Gesamtheit aller riskanten Wertpapiere zusammen und enthält von jeder Unternehmung Wertpapiere entsprechend deren Anteil an der Marktkapitalisierung. Da den Investoren ein risikoaverses Verhalten unterstellt wird, werden sie je nach individuellen Präferenzen eine Mischung aus dem Marktportfolio und einer risikolosen Kapitalanlage wählen, um ein effizientes Portfolio zu erhalten. Andere Mischungen sind nicht effizient, weil sie bei gleichem Risiko geringere Renditen erbringen respektive bei gleichen Renditen ein höheres Risiko aufweisen. In der Weise kann durch Diversifikation das unsystematische Risiko (z.B. Managementfehler) eliminiert werden, das heißt durch Investition in unterschiedliche Branchen, die nicht vollständig positiv miteinander korreliert sind. Das systematische Risiko (Marktrisiko, z.B. Konjunkturzyklen) kann nicht beseitigt werden. Der Anleger erhält hierfür eine entsprechende Risikoprämie.

Das CAPM, welches sich auf den nationalen Markt bezieht, kann auch auf den Weltmarkt ausgedehnt werden, worauf im nächsten Abschnitt näher eingegangen wird.

2.3, Das International Asset Pricing Model (IAPM):

Das CAPM kann auch auf einen internationalen Kontext ausgedehnt werden, wenn von zwei unrealistischen Annahmen ausgegangen wird: 1. Alle Investoren haben weltweit die gleichen Konsumstrukturen. 2. Die realen Konsumgüterpreise sind in jedem Land gleich, das heißt, die Kaufkraftparität gilt zu jeder Zeit. Die Anlagestrategie des IAPM ist die gleiche wie beim CAPM, somit sollten Investoren eine heimische risikolose Anlage in Kombination mit einem nach Marktkapitalisierung gewichtetem Weltportfolio aller riskanten Wertpapiere als Marktportfolio halten, welches optimal gegen Währungsrisiken abgesichert und für jeden Investor das Gleiche ist.

Das IAPM wurde von Solnik entwickelt. Es bezieht sich nicht wie das CAPM auf nur einen Markt, sondern auf den Weltmarkt. Es berücksichtigt Wechselkursrisiken, die unterschiedlichen Zinssätze der einzelnen Länder und wird in Bezug auf das CAPM um einige Annahmen erweitert: Der Handel von Wertpapieren und Devisen findet ständig statt, was eine Welt mit flexiblen Wechselkursen impliziert; alle Investoren haben homogene Erwartungen in Bezug auf Wechselkursschwankungen und die Renditenausschüttung bezüglich der Anlagenwährung; es besteht keine Beschränkung der internationalen Kapitalströme; der Konsum der Investoren ist beschränkt auf ihr Heimatland. Die wichtigste Aussage des IAPM im Kontext dieser Arbeit ist, dass bei jedem Anlagegegenstand entsprechend der Marktkapitalisierung des jeweiligen Landes investiert werden soll.

Das IAPM unterscheidet sich vom CAPM im Wesentlichen durch nur zwei Dinge. Erstens ist das relevante Marktrisiko das Weltmarktrisiko. Zweitens gibt es eine zusätzliche Risikoprämie für die Wechselkursrisiken, welche mit der Sensitivität der Anlagen in Bezug auf die Währungsschwankungen verbunden ist.

Zu kritisieren ist das IAPM dadurch, dass es nur gilt, wenn es keine realen Währungsrisiken gibt und der Weltkapitalmarkt vollkommen integriert ist. Außerdem ist das IAPM durch Transaktionskosten, Informationsbeschaffung, Steuerzahlungen und psychologische Barrieren nur beschränkt anwendbar. Trotz dessen sind die Vorteile der internationalen Diversifikation erheblich, worauf im nächsten Abschnitt näher eingegangen werden soll.



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