Gefährliches Spielzeug aus China: Produktsicherheit in globalen Produktionsnetzwerken

Das vorliegende Buch befasst sich mit der Qualität chinesischer Produkte, die seit den Rückrufen des Jahres 2007 im Ruf steht minderwertige und gefährliche Produkte zu produzieren. Diese Rückrufe umfassten verschiedene Branchen. Der Autor konzentriert sich auf die Produktqualität chinesischer Spielzeuge zum Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion und den Folgejahren. Dazu wurden die in der europäischen RAPEX-Datenbank gesammelten Produktrückrufe analysiert und ausgewertet. Gerade aufgrund des enormen wirtschaftlichen Erfolges und dem Aufstieg zur Exportnation Nummer 1, sind Fragen zur Produktsicherheit und Produktqualität chinesischer Waren... alles anzeigen expand_more

Das vorliegende Buch befasst sich mit der Qualität chinesischer Produkte, die seit den Rückrufen des Jahres 2007 im Ruf steht minderwertige und gefährliche Produkte zu produzieren. Diese Rückrufe umfassten verschiedene Branchen. Der Autor konzentriert sich auf die Produktqualität chinesischer Spielzeuge zum Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion und den Folgejahren. Dazu wurden die in der europäischen RAPEX-Datenbank gesammelten Produktrückrufe analysiert und ausgewertet.

Gerade aufgrund des enormen wirtschaftlichen Erfolges und dem Aufstieg zur Exportnation Nummer 1, sind Fragen zur Produktsicherheit und Produktqualität chinesischer Waren so aktuell wie nie zuvor.

Ausgehend von der Rückrufaktion Mattels im Jahr 2007 analysiert Christian Breternitz die Produktsicherheit in der chinesischen Spielzeugindustrie und zeigt die Gründe für Produktionsfehler und mangelhaftes Qualitätsmanagement auf.

Zudem wird die Relevanz der Rückrufaktionen von Mattel für globale Supply Chains (SC) und Produktionsnetzwerke der Spielzeugindustrie thematisiert. Vor allem das Qualitätsmanagement (QM) und kulturelle Einflüsse haben einen großen Einfluss auf die Effektivität der SC bei Qualitätsfragen. Dabei werden wissenschaftliche Arbeiten wie die von Beamish & Bapuji besprochen, die Qualitätsprobleme nicht nur auf mangelhafte Produktqualität chinesischer Produzenten zurückführen, sondern die Verantwortung für sichere Spielzeuge primär in der Produktentwicklung sehen.

Auch staatliche Regulierungsfehler, sowie kulturelle Besonderheiten in Chinas Geschäftswelt und die Schwierigkeiten der Einhaltung von Verhaltenskodizes in lokalen Produktionsbetrieben werden näher betrachtet. Anschaulich und präzise liefert Christian Breternitz dem Leser alle wichtigen Erkenntnisse zu der Thematik und schlägt Lösungsansätze zur Sicherung der Produktqualität durch unternehmenseigene Anstrengungen und sorgfältigen Aufbau der SC in einem globalen Produktionsnetzwerk vor.



Das vorliegende Buch befasst sich mit der Qualität chinesischer Produkte, die seit den Rückrufen des Jahres 2007 im Ruf steht minderwertige und gefährliche Produkte zu produzieren. Diese Rückrufe umfassten verschiedene Branchen. Der Autor konzentriert sich auf die Produktqualität chinesischer Spielzeuge zum Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion ...



Textprobe:

Kapitel 3, Produktqualität in Supply Chains und globalen Produktionsnetzwerken - ein erfolgskritischer Faktor:

Betriebswirtschaftliche Bedeutung von Produktrückrufen:

Die massiven Rückrufe des Jahres 2007 haben nicht nur das Image des Produktionsstandortes China stark beschädigt. Zwangsläufig ist jedes Unternehmen gefährdet, das in globalen Produktionsnetzwerken organisiert ist und in China produziert. Die Spielzeughersteller sind davon am stärksten betroffen, denn aus China stammen mehr als 70% der Spielzeuge weltweit.

Eine Umfrage von Reuters/Zogby Ende September 2007 - nachdem der Spielzeughersteller Mattel für Produktrückrufe, Rechts-, Werbungs- und Testkosten ungefähr 110 Millionen US Dollar ausgegeben hatte - zeigte, dass 78% der Amerikaner um die Produktsicherheit chinesischer Güter besorgt waren. Insgesamt waren 35% sehr besorgt und 23% gaben sogar an, zukünftig kein Spielzeug ‘Made in China’ zu kaufen.

Die Sicherheit chinesischer Produkte hängt aber nicht allein von der Überprüfung der Produktqualität durch staatliche Institutionen ab. Auch die Hersteller selbst können mit einem funktionsfähigen Total Quality Management früher eingreifen. Westliche Hersteller wie Mattel, die schon seit 20 Jahren in China produzieren, haben zwar Qualitätsmaßnahmen in die Produktionskette implementiert, diese konnten jedoch nachweislich im Jahr 2007 massiv unterlaufen werden. Somit ist die Qualitätssicherung in China trotz entsprechender Maßnahmen sehr fragwürdig.

Qualitätsmanagement vor dem kulturellen Hintergrund Chinas:

Die Schwierigkeiten der Umsetzung von Qualitätsmanagement sind vielfältig. In diesem Teil der Arbeit wird der Fokus auf kulturelle Eigenschaften gelegt, um zu verstehen, aus welchen Perspektiven QM in China betrachtet werden muss.

Kull und Wacker haben in ihrer ‘Quality management effectiveness’ - Studie gezeigt, dass spezifische kulturelle Dimensionen statistisch signifikant mit der Effektivität von QM zusammenhängen. Dabei haben sich zwei Variablen als sehr einflussreich erwiesen: Unsicherheitsvermeidung (uncertainty avoidance) und individuelle Selbstbehauptung (assertiveness). Letztere hatte in der Studie die höchste statistische Signifikanz.

Unsicherheitsvermeidung hat einen positiven Einfluss auf die Effektivität von QM. Dies impliziert, dass Mitarbeiter in einer Kultur die Verlässlichkeit und Gesetzmäßigkeit bevorzugt, eher motiviert sein werden, QM-Praktiken regelmäßig anzuwenden. In Organisationen, die eine hohe Unsicherheitsvermeidung umsetzen, werden die Mitarbeiter deshalb die Standards besser erfüllen als die Mitarbeiter in Firmen, die dies noch nicht erreicht haben. China, Südkorea und Taiwan erzielten weitaus höhere - und damit bessere - Werte in der Kategorie Unsicherheitsvermeidung im Vergleich zu den übrigen in dieser Studie untersuchten Kulturen.

Anders als in Südkorea und Taiwan hat in China die Variable ‘Selbstbehauptung’ (assertiveness) den entscheidenden negativen Einfluss auf die Effektivität von QM. Unternehmen, in denen eine hohe Selbstbehauptungs-Kultur vorherrscht, tendieren dazu, Probleme nicht systemisch bedingt zu sehen. Einzelne Individuen stehen bei dieser Sichtweise im Fokus. Sie sollen die externen Kräfte kontrollieren und beherrschen. Deshalb sind Mitarbeiter in einer Kultur mit hoher Selbstbehauptung davon überzeugt, dass Fehler nicht mangelhaften Systemen geschuldet sind, sondern individueller Ignoranz und Inkompetenz.

Manager in einer Kultur mit ausgeprägter individueller Selbstbehauptung erfahren, wie schwer es ist, die richtige Anwendung von QM-Praktiken zu vermitteln, da die Strukturen der Mitarbeiter-beziehungen stark durch opportunistisches Verhalten geprägt sind. Chinesische Manager tendieren außerdem dazu, eine langfristige Managementorientierung zu vernachlässigen und kurzfristig zu wirtschaften.

Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass Länder, die für regelbasiertes Management (hohe Unsicherheitsvermeidung) und System-Denken (geringe Selbstbehauptung Einzelner) empfänglich sind, in hohem Maße effektive QM-Systeme haben werden. China besitzt insgesamt - im Vergleich zu anderen Kulturen - das ineffektivste QM und weist für die Variable ‘Selbstbehauptung’ unter allen untersuchten Ländern die höchste Quote bzw. Wertschätzung auf. Im direkten Gegensatz dazu ist die QM-Effektivität in Taiwan weit höher, da dort der Faktor Selbstbehauptung bewusst abgewertet wird. Eine starke Wertschätzung dieser Variable führt zu einer Überbewertung von Wettbewerb und Vorherrschaft, was einem funktionierenden QM, das systemische Verantwortung und kollektive Belohnung favorisiert, entgegenwirkt.

Das QM und damit verbunden die Produktqualität kann schnell zur entscheidenden Schwachstelle in einer SC werden, die den gesamten Unternehmenserfolg gefährdet. Eine Wertschöpfungskette ist nur so stark wie ihre schwächste Komponente und sollte deshalb vor allem in diesen erfolgskritischen Faktoren ständig optimiert werden.



Christian Breternitz wurde 1981 in Wiesbaden geboren. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank AG begann er das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Er beendete sein Bachelorstudium an der Freien Universität Berlin im Jahre 2010 erfolgreich mit dem Titel Bachelor of Science.

Ein Schwerpunkt seines Studiums stellte der Bereich Strategie und Unternehmenskooperation dar, in dem produktionswirtschaftliche Fragestellungen behandelt wurden. In seiner Bachelorarbeit befasst sich der Autor mit aktuellen Problemen globaler Produktionsnetzwerke. Dabei legt er den Fokus auf die weltgrößte Exportnation China.

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