Expedition Mikro – Originalausgabe

Wissenschaftlich-phantastischer Roman

Wie ein gewaltiger Trichter öffnet sich vor ihnen der Schnabel des Riesenvogels, und ihr Hubschrauber verschwindet in dem unermesslichen Schlund. Entsetzt blickt Gela Nylf auf die Gefährten, die sich im bleichen Licht der Kabinenbeleuchtung zu orientieren versuchen. Wird auch diese Expedition misslingen, nachdem schon ihre Vorgänger in jener seltsamen Welt verschollen sind, die sie so schwer begreifen können? Gela denkt an Harold, der die vorige Expedition leitete und nie zurückkehrte. Hat er die sagenhaften Wesen getroffen, die mitunter wie wolkige Schemen am Horizont aufgetaucht sind? Ist der Kontakt mit ihnen tödlich, oder wird er die ersehnte Hilfe... alles anzeigen expand_more

Wie ein gewaltiger Trichter öffnet sich vor ihnen der Schnabel des Riesenvogels, und ihr Hubschrauber verschwindet in dem unermesslichen Schlund. Entsetzt blickt Gela Nylf auf die Gefährten, die sich im bleichen Licht der Kabinenbeleuchtung zu orientieren versuchen. Wird auch diese Expedition misslingen, nachdem schon ihre Vorgänger in jener seltsamen Welt verschollen sind, die sie so schwer begreifen können? Gela denkt an Harold, der die vorige Expedition leitete und nie zurückkehrte. Hat er die sagenhaften Wesen getroffen, die mitunter wie wolkige Schemen am Horizont aufgetaucht sind? Ist der Kontakt mit ihnen tödlich, oder wird er die ersehnte Hilfe bringen?

Die Hubschrauberbesatzung tut alles, um aus dem fliegenden Gefängnis freizukommen. Die Expedition darf nicht scheitern, denn zu viel hängt von ihrem Erfolg ab: die Existenz auf der kleinen Insel inmitten des Ozeans, die Heilung der Krankheit, die dort grassiert, die Rettung vor den bedrohlichen Naturgewalten ... Und so stellen sich Gela Nylf, Chris Noloc und die anderen immer neuen Gefahren und Abenteuern.

Originalfassung der 1. Auflage von 1976.



Der kurze Bericht des Dispatchers an Gela lautete so: „Die Lichtung unter Highlife hat sich schlagartig verändert. Ein Teil der grünen Fläche ist von einer weißlichen, lang gestreckten Masse bedeckt!“ Und zögernd setzte der Dispatcher hinzu: „Die Erscheinung könnte etwas mit Makros zu tun haben.“

Wenig später hastete Gela die Stufen des Dispatcherturmes Süd empor, der, am Rand der Plattform gelegen, einen Blick in die Lichtung gestattete. Noch bevor sie an die Fensterwand trat, bat sie den Dispatcher, sofort Karl Nilpach herbeizurufen.

In der Tat: Dort lagen zwei weißliche, mit spärlichen Konturen gezeichnete Körper, bestehend aus weit geschwungenen Hügeln und Einschnitten. Aber jetzt deutlich: Eine Bewegung, ein ganzer „Gebirgszug“ sackte um das Mehrfache seiner Höhe nach unten, kein Staub, kein Geröll, ein biologischer Bewegungsablauf, vielleicht der eines Armes? Aber warum ist alles so einheitlich weiß? fragte sich Gela. Die Makros, die wir bisher gesehen hatten, waren so nicht. Sie trugen stets ein Geflecht auf sich, ein Gewebe, Kleidung.

Gela überlegte, sah unbewusst auf ihre Hände, die sich hell vom grauen Untergrund des Schaltpultes abhoben. Da kam die Erkenntnis: Die Makros da unten sind unbekleidet! Sie lagen wahrscheinlich faul in der Frühlingssonne, hatten Zeit.

Das ist die Gelegenheit! durchfuhr es Gela. Wir müssen versuchen, sie zu nutzen.

Sie wandte sich an den Dispatcher: „Rufe bitte Chris mit seiner Gruppe zurück. Sag ihm, dass ich versuche, ihre Aufmerksamkeit auf den Stützpunkt zu lenken.“

In diesem Augenblick trat Karl Nilpach ein.

„Karl“, sagte Gela, „bitte mache den Hubschrauber klar. Wir riskieren es. Schau!“ Sie wies aus dem Fenster. „Es könnte die Gelegenheit sein“, setzte sie, ihre Gedanken wiederholend, hinzu.

Karl Nilpach nickte. Seine Augen leuchteten. „Wie gehen wir vor?“, fragte er.

Gela zuckte mit den Schultern, dann sagte sie: „Wir fliegen hin, landen nach Möglichkeit in ihrem Gesichtsfeld. Ich weiß es nicht.“

Karl Nilpach bewunderte plötzlich Gela. Er kannte sie schon, als sie ihre Ausbildung begann. Er wusste auch um ihre Beziehungen zu Harold. Was aber hatte sie bei solch einem Unternehmen für Erfahrungen? Nun gut, sie hat die Ausbildung. Aber hier, jetzt? Nach all den nicht gerade erfreulichen Erlebnissen bei den Kontaktversuchen mit den Makros? Der Absturz im Sturm damals vielleicht ein Kinderspiel dagegen. Hier geht es immer auf Leben und Tod.

Wie gelassen sie das gesagt hatte: Da fliegen wir hin ... So passt sie eigentlich gut zu Chris. Er würde auch nicht lange überlegt haben. - Ansonsten machen sie es sich ziemlich schwer, die beiden ...

Karl Nilpach warf noch einen Blick aus dem Fenster. Die zwei weißen Berge hatten sich scheinbar nicht verändert. „Na dann“, sagte er. „Ich hol die Heuschrecke her, beobachte du noch so lange!“ Wenig später starteten sie. Zunächst wollten sie sich im Tiefflug heranpirschen.

Aber schon als sie den Fuß des Stützpunktbaumes erreicht hatten, schienen die Makros, die von oben eben noch als solche einigermaßen zu überschauen gewesen waren, in eine nicht zu überblickende, an den Rändern nebelhafte, helle Wand übergegangen zu sein, die aus dem Grün der Waldwiese aufragte. Je näher sie kamen, desto mehr verschwammen die Konturen, und das Weiß floss scheinbar bis zum Horizont.

„Karl - wir landen auf ihnen“, sagte Gela plötzlich. Sie saß vornübergeneigt im Sitz des Kopiloten, starrte voraus, erregt, mit roten Wangen, und ihre Finger klopften nervös auf die Armaturen. „Wähle einen hohen Punkt aus, eine Stelle in der weißen Fläche, auf der wir auffallen, verstehst du, damit sie uns sehen!“

Karl nickte. Er zog einige Kreise, unten huschte eine stark unterschiedliche Fläche vorbei, im verwaschenen Wechsel zwischen dem Grün des Untergrundes und dem Weiß der Makrohaut.

Zunächst war es ein undefinierbar zerklüftetes Gebiet, bis in der dritten Umrundung Gela rief: „Das könnten die Köpfe sein. Dort auf keinen Fall landen, Karl. Dort könnten sie es übel nehmen, denk an Chris’ Abenteuer neulich! Wir brauchen einen Mindestabstand von ihren Augen!“ Gela hatte die Linke auf Karls Arm gelegt. Sie zitterte vor Erregung. Dann sah sie ihn einen Augenblick an. „Sei vorsichtig, Karl“, sagte sie leise.

Karl Nilpach veränderte den Radius des Kreises. Er flog eine rasante Kurve, der Untergrund geriet aus den Gesichtsfeld, sie verloren beide einen Augenblick die Orientierung, und dann lag eine Art Plateau vor ihnen, weiß, mit glänzenden Tupfen. Es entstand der Eindruck, als neige sich die Fläche nach allen Seiten, als sei es ein regelmäßiger, großer, flacher Hügel, eine Kugelkappe. In mittlerer Entfernung stand ein Kegel, von einem stark zerklüfteten, in der Urform an einen Zylinder erinnernden Aufwuchs gekrönt. Dort war der Untergrund auch deutlich bräunlich gefärbt, es gab eine verhältnismäßig scharfe Begrenzung zwischen dem Weiß und diesem Braun.

Gela kam ein, wie sie zunächst meinte, absurder Gedanke. Sie warf einen Seitenblick auf Karl Nilpach. Der hatte jedoch mit der Steuerung zu tun. „Lande hier“, sagte Gela. Sie lächelte.

Je tiefer sie kamen, desto mehr löste sich die Fläche unter ihnen in Einzelheiten auf. Es wurden feine Gräben und Vertiefungen sichtbar, die ein bizarres Mosaik bildeten, ab und an schimmerten matte Bänder, bläulich, wirr lagen durchscheinende Plättchen in größeren Abständen, und funkelnde Wasserkügelchen standen da und dort.

Karl Nilpach steuerte geschickt auf eine leicht gewölbte Fläche zu. Er setzte sacht auf. Der Rotor stand.

Eine Ruhe fiel plötzlich über Gela und Karl her, die das Unheimliche der Situation heraufbeschwor.

Sie saßen und warteten.

Gela fühlte mit einem Mal schier körperlich, wie es sich über ihnen zusammenballte, wie mit einem Schlag, sicherlich einem leichten, Hubschrauber und Insassen hinweggefegt oder zermalmt werden könnten. Sie wischte über die Stirn, wischte den Albtraum hinweg.

„Merkst du?“, fragte Karl plötzlich lauschend.

Und da spürte es Gela auch: Ein rhythmisches dumpfes Dröhnen, dem jedes Mal ein leichtes Beben folgte.

Gela fühlte, wie ihr Schweiß ausbrach. Dann atmete sie tief aus und rief erleichtert: „Der Puls, Karl, ja, der Puls ...“ Sie horchte. „Wie ruhig er geht. Die Makro schläft vielleicht, schade!“

Nach einer Weile fragte Karl: „Wieso ‚die?’“

Gela lächelte. „Wieso nicht?“, fragte sie ein wenig spöttisch. „Die Wahrscheinlichkeit dürfte etwa fünfzig zu fünfzig sein, hm?“



Dr.-Ing. Helmut Routschek, geboren 1934 in Zarch (Tschechoslowakei), gestorben am 7. April 2016 in Heidenau, benutzte für seine literarischen Werke das Pseudonym „Alexander Kröger“. In Mühlhausen in Thüringen machte er sein Abitur und studierte an der Bergakademie Freiberg von 1954 bis 1959 Markscheidewesen und Bergschadenkunde. Als Markscheider arbeitete er im Tagebau Spreetal des VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Nach einem Zusatzstudium zum Ingenieur für Datenverarbeitung wurde er Experte für Automatisierung und Untergrundgasspeicherung und war mit Forschungs- und Produktionsaufgaben an der Universität, in der Energiewirtschaft und im Umweltschutz leitend tätig. Nach 1981 arbeitete er in der Gebäude- und Wohnungswirtschaft und nach 1990 in der Bauabteilung für Bundesbauten der Oberfinanzdirektion Brandenburg.

Seit 1969 entstanden 33 Romane (einschl. überarbeiteter Neuauflagen) und ein Kurzgeschichtenband, die in sechs Sprachen und in insgesamt 1,65 Millionen Exemplaren erschienen. Nach 1990 erschienen in dem Verlag KRÖGER-Vertrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau Susanne gründete, weitere 9 Romane, 5 überarbeitete Neuauflagen und ein Geschichtenband in einer Gesamtauflage von 40 000 Exemplaren.

Bibliografie (Auszug)

Sieben fielen vom Himmel, 1969

Antarktis 2020, 1973

Expedition Mikro, 1976

Die Kristallwelt der Robina Crux, 1977 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Robina Crux, 2004)

Die Marsfrau, 1980

Das Kosmodrom im Krater Bond, 1981

Energie für Centaur, 1983

Der Geist des Nasreddin Effendi, 1984 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Der Geist des Nasreddin, 2001)

Souvenir vom Atair, 1985 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Andere unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)

Die Engel in den grünen Kugeln, 1986 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Falsche Brüder, 2000)

Der Untergang der Telesalt, 1989 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Die Telesaltmission, 2002)

Andere, 1990 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Souvenir vom Atair unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)

Vermißt am Rio Tefé, 1995

Das Sudelfaß - eine gewöhnliche Stasiakte, 1996

Die Mücke Julia, 1996

Mimikry, 1996

Das zweite Leben, 1998

Saat des Himmels, 2000

Der erste Versuch, 2001

Chimären, 2002

Begegnung im Schatten, 2003

Robinas Stunde null, 2004

Nimmerwiederkehr, 2009

Ego-Episoden des Alexander Kröger. Wahres, heiter und besinnlich, 2012

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