Rezension: "Feldpost" von Mechthild Borrmann

Alles, was nicht in die Ideologie des Dritten Reiches passte, wurde gnadenlos unterdrückt - darunter auch die gleichgeschlechtliche Liebe. In ihrem neuen Roman erzählt Mechthild Borrmann vom Schicksal zweier Homosexueller, die ihre Beziehung über einen leidenschaftlichen Briefwechsel aufrechterhalten.

 

Das sagt der Klappentext: 

Cover Mechthild Borrmann: Feldpost

Mechthild Borrmann: Feldpost

Erscheinungsdatum: 02.11.2022 - Verlag: Droemer eBook - Seitenzahl: 352

Zeitgeschichte trifft subtile Spannung:

SPIEGEL-Bestseller-Autorin Mechtild Borrmann verwebt eine tragische Schuld, einen bitteren Verrat und eine unmögliche Liebe zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zu einem großen deutschen Roman.

»Adele ist verschwunden.« Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Cara setzt – und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Zurück bleibt lediglich ihre Handtasche. Neben anrührenden Feldpost-Briefen aus dem 2. Weltkrieg, die von einer großen Liebe zeugen, findet Cara darin auch Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis.

Doch was hat das alles mit ihr zu tun? Und weshalb wurde die Villa – anders als vereinbart – nie an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben?

Caras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

Der Roman beruht auf wahren Lebensgeschichten: Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen haben Mechtild Borrmann zu diesem feinfühligen Roman über Schuld, Verrat und eine tragische Liebe während des 2. Weltkriegs inspiriert.

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Rezension zu "Feldpost" von Mechthild Borrmann:

Richard und Albert sind ein Paar. Zunächst weiß davon niemand außer Adele, die ebenfalls heimlich in Richard verliebt ist. Als die Beziehung auffliegt, muss Richard an die Front und Albert taucht unter. Adele ist nun diejenige, an die Richard seine Liebesbriefe richtet - obwohl er eigentlich Albert meint.

Aufgedeckt wird diese Geschichte um die Jahrtausendwende von der Anwältin Cara, der eine Frau in einem Café eine Tasche mit dem Briefwechsel zwischen den beiden Männern hinterlässt. Aber Cara kommt nicht nur hinter das Geheimnis der Briefe, sondern deckt noch weitere Familiengeheimnisse auf, deren Auswirkungen sich bis in die Gegenwart erstrecken.

Insgesamt ist der Roman vom Umfang her sehr kompakt. Ob die Geschichte dadurch zu oberflächlich bleibt oder gerade deshalb gut lesbar ist, daran scheiden sich sicher die Geister.

Gefallen hat mir gerade an der Kürze des Romans, dass die Handlung sich schnell entwickelt. Überflüssige, beschreibende Passagen, die die Handlung bei historischen Romanen gerne in die Länge ziehen, gibt es nicht. Das ermöglicht auch den Leser:innen, die sich nicht gerne in dicke Schmöker vertiefen, in historischen Stoff einzutauchen.

Gleichzeitig bedeutet dies aber auch einen radikalen Zusammenstrich an einen ausgeprägten Charakter der Protagonisten. Richtig greifbar wird damit keiner der Charaktere. So ergreifend die Liebesgeschichte durch ihre Tragik auch sein soll, so wenig wird deutlich, warum sich die beiden jungen Leute ineinander verlieben. Wenig schlüssig ist auch, warum die Kinder nicht viel eher einen Versuch wagen, zu ihren im Exil lebenden Eltern zu gelangen. Die Geschichte liest sich nach wie vor spannend, aber die Motive der handelnden Akteure sind nicht immer nachvollziehbar.

Trotz allem ist Feldpost ein eingängiger, wirklich gut zu lesenden Unterhaltungsroman, der historischen Stoff anschaulich und spannend darstellt.

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