Die Ilias, oder das Gedicht von der Gewalt
Seit dem Münchner Abkommen im September 1938 steht Europa vor der Drohung eines neuen Weltkriegs. Simone Weil, Philosophin, Gewerkschaftlerin, Aktivistin, sieht sich unter äußerstem Druck: Was kann sie, die radikale Pazifistin, tun, wenn Hitlers Deutschland tatsächlich den Krieg beginnt? In dieser Extremsituation schreibt sie einen ihrer berühmtesten Texte, eine souveräne Darstellung des homerischen Epos, zugleich die minutiöse Analyse dessen, was die kriegerische Gewalt macht aus den Menschen und der Welt. Simone Weil weiß, »dass man die Gewalt niemals bewundern soll, die Feinde nicht hassen und die Unglücklichen nicht verachten«, und erkennt gerade daraus die menschliche Pflicht zum Widerstand. Wolfgang Matz stellt in seinem Essay sodann eine der großen Reflexionen über Krieg und Frieden zur Diskussion: Was leistet Simone Weils Machttheorie gegenüber den heutigen Konflikten? Wo sind die Grenzen ihres pessimistischen Begriffs der Gewalt? Wie aktuell ist ihre Idee einer universalen Moral? Simone Weils Kritik des Pazifismus und ihre dennoch illusionslose Analyse der Realität des Krieges ist die konzentrierte Bilanz des politischen und moralischen Zwiespalts, der im 21. Jahrhundert von Neuem aufbricht.
Simone Weil, 1909 in Paris als Tochter einer jüdisch-bürgerlichen Familie geboren, schloss 1925 das Gymnasium mit dem baccalauréat de philosophie ab, besuchte dann das Lycée Henri IV und absolvierte ein Philosophiestudium an der École normale superieure, das sie 1931 mit einer Arbeit über Descartes bei Léon Brunschvicq abschloss. Das politische Engagement als Gewerkschafterin, Marx-Kritikerin und Teilnehmerin am Spanischen Bürgerkrieg machte später der Orientierung an christlicher Mystik und platonischem und buddhistischem Denken Platz. Sie starb im Exil 1943 im englischen Ashford.
Wolfgang Matz lehrte ab 1987 Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Poitiers, arbeitete von 1995 bis 2020 als Verlagslektor und seither als Autor und Übersetzer in München; Paul Celan-Preis (1992), Petrarca-Preis für Übersetzung (1994) und Alfred Kerr-Preis für Literaturkritik (2024). Buchveröffentlichungen zuletzt: Frankreich gegen Frankreich. Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie (2017), Vom Glück des poetischen Lebens. Erinnerung an André du Bouchet, Yves Bonnefoy und Philippe Jaccottet (2022) und Rudolf Borchardt. Der verlorene Posten (2023). Er ist mit Elisabeth Edl Herausgeber von Simone Weil: Cahiers/Aufzeichnungen (vier Bände, 1991-98).
Wolfgang Matz lehrte ab 1987 Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Poitiers, arbeitete von 1995 bis 2020 als Verlagslektor und seither als Autor und Übersetzer in München; Paul Celan-Preis (1992), Petrarca-Preis für Übersetzung (1994) und Alfred Kerr-Preis für Literaturkritik (2024). Buchveröffentlichungen zuletzt: Frankreich gegen Frankreich. Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie (2017), Vom Glück des poetischen Lebens. Erinnerung an André du Bouchet, Yves Bonnefoy und Philippe Jaccottet (2022) und Rudolf Borchardt. Der verlorene Posten (2023). Er ist mit Elisabeth Edl Herausgeber von Simone Weil: Cahiers/Aufzeichnungen (vier Bände, 1991-98).
Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)
Vorbestellerartikel: Dieser Artikel erscheint am 28. August 2025
- Artikel-Nr.: SW9783751830584110164