Palma de Mallorca – Zwischen Geschichte und Gelassenheit

Palma de Mallorca – eine Stadt wie aus Perlmutt und rotem Gold. Bernhard Kellermann beschreibt die Balearenmetropole mit feinem Humor, poetischem Blick und liebevoller Genauigkeit. Zwischen mittelalterlicher Architektur, aristokratischem Flair und mediterraner Gelassenheit entsteht ein faszinierendes Porträt einer Stadt, die ihren eigenen Rhythmus lebt. Ob im heißen Sommer, bei überraschendem Schneefall oder während einer charmant harmlosen „Revolution“ – Palma erweist sich als Ort der Leichtigkeit, Gelassenheit und Lebensfreude. Ein lebendiger Reisebericht, der das historische Palma spürbar macht und zugleich seine zeitlose... alles anzeigen expand_more

Palma de Mallorca – eine Stadt wie aus Perlmutt und rotem Gold. Bernhard Kellermann beschreibt die Balearenmetropole mit feinem Humor, poetischem Blick und liebevoller Genauigkeit. Zwischen mittelalterlicher Architektur, aristokratischem Flair und mediterraner Gelassenheit entsteht ein faszinierendes Porträt einer Stadt, die ihren eigenen Rhythmus lebt.

Ob im heißen Sommer, bei überraschendem Schneefall oder während einer charmant harmlosen „Revolution“ – Palma erweist sich als Ort der Leichtigkeit, Gelassenheit und Lebensfreude. Ein lebendiger Reisebericht, der das historische Palma spürbar macht und zugleich seine zeitlose Anziehungskraft offenbart.



Eine Freundin von mir jagt von früh bis nachts mit ihrem Cabriolet durch die Straßen der Stadt. Die Verkehrsschutzleute grüßen sie, einer grüßt sogar englisch: Good bye, lady! Die Chauffeure der Autobusse begrüßen sie lärmend mit der Hupe, ebenso die Chauffeure der Taxis. Rammt sie gelegentlich irgendwo an, so lacht man nur, das ist nicht so schlimm. Hat sie eine Panne, so halten die Chauffeure an, um ihr beizustehen, geht sie aber ausnahmsweise mal zu Fuß, so halten die Taxis an: Bitte steigen Sie ein! Natürlich darf sie nicht bezahlen. Wirklich, es sind angenehme Menschen.

Der Herbst und der frühe Winter sind ungewöhnlich mild und schön, in den Gärten blühende Rosen, und die bunten Teppiche exotischer Schlinggewächse hängen über die Gartenmauern. Selbst an Weihnachten können sich die großen Platanen auf dem Born, der Hauptpromenadenstraße, noch immer nicht entschließen, die Blätter abzustoßen. Am Neujahrstage paddelte mein Freund Francesco, nur mit der Badehose bekleidet, auf die Bai hinaus. Die Unentwegten schwammen noch immer im Meer.

Dann aber kam der Winter doch. Ein Paket kalter Luft kam aus dem Norden, und es wurde kalt, wenn auch die Mandelbäume zu blühen anfingen. Auf den Bergen lag ein dünner Schleier von Schnee: Das war natürlich eine seltene Erscheinung. Einmal wirbelten sogar ein paar Schneeflocken um die Orangenbäume, an denen noch die Früchte hingen. Das war seit dreißig Jahren nicht dagewesen. Unsere Verkehrsschutzleute trugen jetzt pelzverbrämte Kittel, dazu ihre weißen Tropenhelme. An den Haltestellen der Straßenbahnen flackerte da zuweilen ein kleines, lustiges Holzfeuerchen, woran sich die Weichensteller die Hände wärmten. Die Offiziere hatten die schwarzen Mäntel pompös um die Schultern drapiert, man sah nur ihre Nasenspitzen. Die Leute froren in den Häusern, denn hier spielt noch das Kohlenbecken der Araber die Rolle des Ofens. Im Allgemeinen ignoriert man, wie in ganz Spanien, den Winter.



Bernhard Friedrich Wilhelm Kellermann (*4. März 1879 in Fürth; †17. Oktober 1951 in Klein Glienicke bei Potsdam) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Abgeordneter. Sein bekanntestes Werk ist der Roman Der Tunnel (1913), ein internationaler Bestseller, der millionenfach verkauft, in 25 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt wurde.

Kellermann studierte zunächst an der Technischen Hochschule München, später Germanistik und Malerei. Schon mit seinen frühen Romanen Yester und Li (1904) und Ingeborg (1906) gelang ihm der Durchbruch. Es folgten Reiseberichte aus den USA und Japan, die seine Beobachtungsgabe und literarische Vielfalt unter Beweis stellten.

Der Erste Weltkrieg prägte ihn tief: Als Kriegsberichterstatter veröffentlichte er Reportagen vom Frontgeschehen. Mit seinem gesellschaftskritischen Roman Der 9. November (1920), der den Umbruch am Ende des Krieges thematisiert, zog er sich den Hass der Nationalsozialisten zu – das Buch wurde 1933 verboten und verbrannt, Kellermann aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen.

Nach 1945 engagierte er sich in der jungen DDR stark für kulturelle und politische Fragen. Gemeinsam mit Johannes R. Becher gründete er den Kulturbund, wurde Abgeordneter der Volkskammer und Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Für seinen Roman Totentanz erhielt er 1949 den Nationalpreis der DDR. In Westdeutschland hingegen geriet sein Name durch Boykottaktionen weitgehend in Vergessenheit.

Kellermann war zweimal verheiratet: 1915 mit der US-Amerikanerin Mabel Giberson (†1926) und ab 1939 mit Else „Ellen“ Michaelis, die nach seinem Tod seine Werke herausgab.

Bernhard Kellermann hinterließ ein vielseitiges Werk aus Romanen, Erzählungen, Reisebüchern und Reportagen. Er ruht auf dem Neuen Friedhof in Potsdam.

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  • Autor find_in_page Bernhard Kellermann
  • Verlag find_in_page EDITION digital
  • Veröffentlichung 14.10.2025
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