Der Selbstmord

In einer düsteren Erzählung aus dem Jahr 1942, die den Schmerz und die Verzweiflung des Krieges spürbar macht, steht das Schicksal einer Bäuerin im Mittelpunkt, die von der unerbittlichen Härte der nationalsozialistischen Bürokratie und der Kriegsrealität zu einer tragischen Entscheidung getrieben wird. Zwischen den Fronten des Zweiten Weltkriegs wird ihr kleiner Akt der Rebellion gegen die Unterdrückung zum tödlichen Ausgang. Diese Geschichte hält dem Leser schonungslos einen Spiegel vor und fordert zum Nachdenken über Schuld, Schweigen und die zerstörerische Macht von Ungerechtigkeit auf. Sagen Sie, Frau Brackebusch,... alles anzeigen expand_more

In einer düsteren Erzählung aus dem Jahr 1942, die den Schmerz und die Verzweiflung des Krieges spürbar macht, steht das Schicksal einer Bäuerin im Mittelpunkt, die von der unerbittlichen Härte der nationalsozialistischen Bürokratie und der Kriegsrealität zu einer tragischen Entscheidung getrieben wird. Zwischen den Fronten des Zweiten Weltkriegs wird ihr kleiner Akt der Rebellion gegen die Unterdrückung zum tödlichen Ausgang. Diese Geschichte hält dem Leser schonungslos einen Spiegel vor und fordert zum Nachdenken über Schuld, Schweigen und die zerstörerische Macht von Ungerechtigkeit auf.



Sagen Sie, Frau Brackebusch, haben Sie eigentlich von dem Fall jener Bäuerin in einem Dorf in der Pfalz gelesen? Da hat irgend so ein guter Nachbar diese Bauersfrau, deren Mann an der Front steht, angezeigt, dass sie ihren Hühnern Gerste verfüttere, die sie nicht angemeldet habe. Jetzt ist der Bauernführer gekommen und hat der Bäuerin eine Rede gehalten von Volksverrat, auf den eigentlich die schwersten Strafen heute stehen. Er hat bei der Frau eine Haussuchung vorgenommen und noch einen halben Zentner nicht gemeldete Gerste gefunden, die er sofort beschlagnahmte. Die Bäuerin erklärte vergebens, das sei ihr Hühnerfutter für den Winter, sie liefere dafür doch die Eier ab; macht nichts, sie bekam zweihundert Mark Strafe aufgebrummt, und ihr Name kam in die Zeitung. Nur weil ihr Mann im Felde sei, habe man von einer Freiheitsstrafe abgesehn.

An einem der nächsten Tage, als die Hühner herumgackerten und nichts Rechtes zu picken da war, da habe die Bäuerin den Hühnern den Strafschein hingeworfen und gesagt: „Da, Gockel, fress das von dem Herrn Bauernführer und werd so fett wie der!“



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.



Werkverzeichnis

weniger anzeigen expand_less
Weiterführende Links zu "Der Selbstmord"

Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)

Als Sofort-Download verfügbar

eBook
0,00 €

  • SW9783689123079458270

Ein Blick ins Buch

Book2Look-Leseprobe

Andere kauften auch

Andere sahen sich auch an

info