Der Schneesturm tobt
Inmitten des russischen Winters 1941 kämpft ein Unteroffizier der Wehrmacht ums Überleben, während der Schneesturm tobt und die Front seine Kameraden reihenweise verschlingt. „Der Schneesturm tobt“ schildert die zermürbenden Erlebnisse der deutschen Soldaten, die in einem Krieg, der nicht zu gewinnen ist, in der eisigen Weite Russlands gestrandet sind. Ohne Hoffnung auf einen schnellen Sieg kämpft die Einheit nicht nur gegen die unbarmherzige Kälte und den unerbittlichen Gegner, sondern auch gegen das Wissen, dass der Tod allgegenwärtig ist. Ein eindringliches Tagebuch über den Winterfeldzug in Russland – ein Zeugnis der Verlorenheit und Verzweiflung in den Reihen der Wehrmacht.
Jener Unteroffizier der Infanteriedivision Fliehe, der am Dezember 1941 bei einem Nachtgefecht in einem Dorf bei Marinowka, östlich von Charkow, seinen Zugführer Hans Simmen und viele Kameraden seiner Gruppe verlor, hat um Weihnachten und Neujahr keine sehr freudigen Erlebnisse.
Er denkt wie alle Soldaten der Hitlerarmee ein wenig nach, wie anders es „eigentlich sein könnte, wenn man jetzt daheim wäre bei dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum, bei Muttern, und wenn man ein liebes Mädel zur Seite hätte“. Aber da draußen tobt der Schneesturm. Und der Unteroffizier muss alle zwei Stunden eine Runde bei den Außenwachen am Dorfrand machen. „Denn der Russe versteht keinen Spaß“, wie der Unteroffizier sehr richtig bemerkt.
Ja, es wird immer klarer, dass dieses Russlandunternehmen wirklich kein Spaß ist für die Übermenschen der Hitlerarmee, die doch wie ein geölter Blitz die Welt erobern wollten. Und jetzt wehrt sich der Russe, weil man in Russland eingerückt ist und so einige tausend Dörfer niedergebrannt und einige hunderttausend Frauen, Greise und Kinder aus diesen Dörfern verjagt, in den Hungertod in die Wintersteppe getrieben oder aufgehängt oder erschossen hat. Ein störrisches Volk! Unerhört! Und dass die Russen es wagen, einem sogar den Weihnachtsabend und den Heimaturlaub zu verderben, das ist direkt schon eine Gemeinheit! So denkt der Unteroffizier der Fliebe-Division.
Aber da rattern plötzlich die MGs vor dem Dorfrand, schon knallt es überall im Dorf. Der Unteroffizier rennt mit seiner Maschinenpistole hinaus, denn das merkt er, hier ist nicht viel Zeit zu verlieren. Aber es ist schon zu spät. Am nächsten Tag, am 24. Dezember 1941, trägt er in sein Tagebuch ein: „Ein russischer Spähtrupp war im Ort. Wieder fünf Tote und mehrere Verwundete. Die Kerls kamen wie die Geister, ohne dass man sie merkt. Die kennen ihr Land! Sie haben sogar ein paar Leute von uns als Gefangene mitgeschleppt.“
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Werkverzeichnis
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- Artikel-Nr.: SW9783689123093458270
- Artikelnummer SW9783689123093458270
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Autor
Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 14
- Veröffentlichung 09.10.2024
- Barrierefreiheit
- ISBN 9783689123093
- Wasserzeichen ja