Die Geschichte von der verlorenen Wimper der Prinzessin

In einem fernen Königreich bezaubert eine Prinzessin alle mit ihren goldenen Wimpern, die im Abendlicht wie Sonnenstrahlen leuchten. Ein junger Prinz reitet voller Hoffnung zu ihr – doch als eine einzige Wimper zu Boden fällt, beginnt ein unglaubliches Abenteuer. Die Suche nach dem winzigen Schatz wird zu einer Geschichte über Stolz, Sehnsucht und die Kraft des Unerwarteten. Mit märchenhafter Sprache, Humor und feiner Ironie erzählt Bernhard Kellermann ein königliches Spiel um Schönheit, Macht und die kleinen Dinge, die große Bedeutung haben. Ein zeitloses Märchen für Kinder und Erwachsene. Der Prinz lächelte... alles anzeigen expand_more

In einem fernen Königreich bezaubert eine Prinzessin alle mit ihren goldenen Wimpern, die im Abendlicht wie Sonnenstrahlen leuchten. Ein junger Prinz reitet voller Hoffnung zu ihr – doch als eine einzige Wimper zu Boden fällt, beginnt ein unglaubliches Abenteuer. Die Suche nach dem winzigen Schatz wird zu einer Geschichte über Stolz, Sehnsucht und die Kraft des Unerwarteten.

Mit märchenhafter Sprache, Humor und feiner Ironie erzählt Bernhard Kellermann ein königliches Spiel um Schönheit, Macht und die kleinen Dinge, die große Bedeutung haben. Ein zeitloses Märchen für Kinder und Erwachsene.



Der Prinz lächelte freundlich. „Mein verehrter Freund“, so sprach er und legte die Hand auf die Schulter des Gelehrten, „es ist da eine Wimper der Prinzessin verloren gegangen, und diese Wimper muss wiedergefunden werden. Hast du in deinem Besitz ein Glas, das die kleinen Dinge groß macht, wie? Ja, Gott sei gepriesen! Wenn du die Wimper der Prinzessin findest, mein Sohn, so will ich dir ein Schloss bauen und einen duftenden Springbrunnen in dem Zimmer, in dem du schläfst – wenn du sie aber nicht findest, so werde ich dich mit hundert extra großen scharfzahnigen Ratten in ein Fass einlöten lassen. So steht es! Nun laufe, rasch!“

Der Sterngucker sprang, so rasch er konnte, und schleppte das Glas herbei, das die kleinen Dinge groß macht. „Nun, mein Freund“, sagte der Prinz, „vorwärts! Es sollte mir um deinen hübschen grauen Bart leid tun!“

Der Sterngucker zitterte jetzt schon an allen Gliedern, aber er machte sich an die Arbeit, und sie sahen tagelang in das Glas hinein, das die kleinen Dinge groß macht. „Suche nur!“, rief der Prinz. „Die Wimper nämlich muss gefunden werden!“ Der Sterngucker setzte noch eine Brille auf und suchte, bis sich alles vor ihm drehte. Nach vier Tagen hatte er sich so angestrengt, dass ihm die Tränen unausgesetzt aus den Augen liefen, so wie zwei Quellen nach einem Regenguss von einem Felsen springen.

„Ich sehe nichts mehr, Gnade!“, winselte er.

„Du siehst nichts mehr, du blinder Maulwurf!“ schrie der Prinz – aber der Sterngucker war schon entflohen.

Der Prinz schlug sich an die Stirn. „So etwas!“, rief er. „Die Wimper fällt hierher auf den Boden, und man sollte glauben, sie liege hier! Nein, nein, so etwas Verrücktes habe ich noch nie erlebt – ah!“

Er hatte alle Lust verloren, er ließ sein Pferd satteln und raste davon, ohne sich noch ein einziges Mal umzusehen. –

Man sollte glauben, die Geschichte von der Wimper der Prinzessin sei hier zu Ende. Dem ist aber nicht so.



Bernhard Friedrich Wilhelm Kellermann (*4. März 1879 in Fürth; †17. Oktober 1951 in Klein Glienicke bei Potsdam) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Abgeordneter. Sein bekanntestes Werk ist der Roman Der Tunnel (1913), ein internationaler Bestseller, der millionenfach verkauft, in 25 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt wurde.

Kellermann studierte zunächst an der Technischen Hochschule München, später Germanistik und Malerei. Schon mit seinen frühen Romanen Yester und Li (1904) und Ingeborg (1906) gelang ihm der Durchbruch. Es folgten Reiseberichte aus den USA und Japan, die seine Beobachtungsgabe und literarische Vielfalt unter Beweis stellten.

Der Erste Weltkrieg prägte ihn tief: Als Kriegsberichterstatter veröffentlichte er Reportagen vom Frontgeschehen. Mit seinem gesellschaftskritischen Roman Der 9. November (1920), der den Umbruch am Ende des Krieges thematisiert, zog er sich den Hass der Nationalsozialisten zu – das Buch wurde 1933 verboten und verbrannt, Kellermann aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen.

Nach 1945 engagierte er sich in der jungen DDR stark für kulturelle und politische Fragen. Gemeinsam mit Johannes R. Becher gründete er den Kulturbund, wurde Abgeordneter der Volkskammer und Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Für seinen Roman Totentanz erhielt er 1949 den Nationalpreis der DDR. In Westdeutschland hingegen geriet sein Name durch Boykottaktionen weitgehend in Vergessenheit.

Kellermann war zweimal verheiratet: 1915 mit der US-Amerikanerin Mabel Giberson (†1926) und ab 1939 mit Else „Ellen“ Michaelis, die nach seinem Tod seine Werke herausgab.

Bernhard Kellermann hinterließ ein vielseitiges Werk aus Romanen, Erzählungen, Reisebüchern und Reportagen. Er ruht auf dem Neuen Friedhof in Potsdam.

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  • Autor find_in_page Bernhard Kellermann
  • Verlag find_in_page EDITION digital
  • Veröffentlichung 14.10.2025
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    • Barrierefrei nach: EPUB Accessibility Spec 1.1
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  • ISBN 9783689125837

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